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Praktische Wohnraumplanung für Familien: Tipps, Gedanken & konkrete Ideen

Wohnraumplanung

Raum für Vier: Die Herausforderung der Wohnraumplanung auf unseren 84qm

Wir leben zu viert auf 84qm – eingezogen sind wir zu zweit. Und mit jedem Familienmitglied mehr ändern sich die Bedürfnisse. Vor der Geburt unseres zweiten Kindes stellte sich die akute Frage der zukünftigen Wohnraumplanung. Wir wollten allen Ansprüchen gerecht werden und einen möglichst entspannten, funktionalen Alltag leben. Die Wohnraumgestaltung als Familie ist für uns einer von mehreren Schlüsseln zu einem möglichst stressfreien Alltag. Und zwar sowohl für die Babyzeit als auch danach.
Dazu muss man sagen, dass wir – zusätzlich zu den üblichen Anforderungen ans Wohnen bei zwei Erwachsenen, einem Kleinkind und einem Baby – beide im Home Office arbeiten dürfen, also zwei vollwertige Arbeitsplätze brauchen. Außerdem wohnen unsere Familien sehr weit weg, das bedeutet zumindest eine einfache Gästeschlafgelegenheit brauchen wir auch.

Bei unserer Recherche zur Raumplanung für Familien ist uns aufgefallen, dass es überraschend wenig brauchbare und einfach umzusetzende Beiträge, Literatur, Bücher und dergleichen gibt. Noch am hilfreichsten fanden wir dabei das Buch von Sabine Stiller „Aus 4 Zimmern mach 6 Räume“ – wenn man vor allem Inspiration sucht und auch selbst ein kreatives Auge hat.

Wie wir vorgegangen sind – Wohnraumplanung als Familie vom Konzept zur Umsetzung

Für eine effektive Familienraumplanung brauchten – zumindest wir – eine strukturierte Herangehensweise. Es gibt Menschen, denen ist es in die Wiege gelegt, solche Dinge „aus dem Ärmel zu schütteln“ und es ist immer hübsch und praktisch ist, so sind wir leider nicht.
Grundsätzlich ist es so, dass wir – wie wahrscheinlich die meisten Familien – einen Schlafraum, Arbeitsbereiche, Kinderspielbereiche, einen Essbereich und einen Wohnbereich brauchen. Dafür haben wir eigentlich mindestens ein, eher zwei Zimmer zu wenig. Flur, Küche und Bad sowieso.
Eine strategische Raumplanung hat bei uns zum Ziel, möglichst die Bedürfnisse aller Familienmitglieder zu berücksichtigen und Funktionsbereiche sinnvoll zu kombinieren. Doch was haben wir eigentlich für Bedürfnisse?

Familienraumgestaltung: Kurze Wege, kluge Aufbewahrung, persönliche Rückzugsorte

Eines steht sicher ganz oben bei der Wohnraumplanung für Familien: Stauraum! Wir legen schon viel Wert darauf, möglichst wenige Dinge zu haben und zu verkaufen oder verschenken, was wir absehbar nicht brauchen. Und trotzdem gibt es eine Menge Kram, der verstaut sein will und nicht täglich genutzt wird. Bettwäsche, Schuhputzsachen, bisschen Weihnachtsdeko, zu kleine oder zu große Kleidung, die aber ein Geschwisterkind nochmal tragen wird. Fahrradhelme, Schuhe, Plätzchenback-Zubehör. Sowas halt. Für uns hat sich bewährt, zu schauen, was wir wie oft brauchen. Täglich? Monatlich? Einmal im Jahr? Dementsprechend kann man gut entscheiden, was wohin kommt – täglicher Küchenbedarf darf in der Küche bleiben, das Waffeleisen benutzen wir nur etwa einmal im Monat, deswegen darf das auch im Flur lagern.

Für uns Eltern sind bei der Wohnraumplanung kurze Wege wichtig. Von der Küche zum (Alltags-)Essbereich sollte man nicht quer durch die Wohnung laufen müssen. Von der Waschmaschine zum Kleiderschrank, vom Kinderzimmer zum Wohnzimmer – all das will berücksichtigt sein.

Das Thema „kurze Wege“ haben wir im Übrigen im Wohnmobil auf unserer Elternzeitreise sehr zu schätzen gelernt und wahrscheinlich auch ein wenig von dort „importiert“.

Für alle Familienmitglieder sollte es Rückzugs- und Ruhebereiche geben, sodass mal einer von uns in Ruhe telefonieren, schlafen oder lesen kann, wenn der jeweils andere mit beiden Kindern und/oder Besuch in der Wohnung ist. Und insbesondere größere Kinder wollen auch irgendwann ihre Ruhe. Auch abends ist es natürlich schön, wenn man nicht im Kinderzimmer sitzen muss um einen Film zu schauen oder mal in Ruhe zu sprechen.

Die Kunst der Flexibilität ist für uns das i-Tüpfelchen der Wohnraumplanung für Familien. Anpassbare Lösungen sind für wachsende Familien unabdingbar und sparen viel Zeit, Geld und Nerven in der Zukunft. Mit mehr – oder in ganz ferner Zukunft wieder weniger – Bewohnern einer Wohnung ändern sich natürlich die Bedürfnisse. Und auch mit dem Alter der Kinder. Das vorherzusehen ist nahezu unmöglich. Deswegen ist es uns wichtig, Lösungen zu schaffen, die wir nötigenfalls wieder umbauen können, vor allem in den Kinderzimmern.
Dazu ist es einfach praktisch, in den eher konstanten Bereichen (Flur, Elternschlafzimmer, Küche, Bad) langfristige Lösungen mit viel Stauraum zu schaffen. Dann kann man in den sich verändernden Bereichen eher mit kleinen Möbeln arbeiten, die man immer wieder umstellen oder einzeln austauschen kann.

Wohnraumplanung – wie man Räume und Funktionsbereiche zusammenbringen kann

Da uns die verschiedenen Möglichkeiten zur Aufteilung unserer Wohnung relativ stark überfordert haben und wir keine Lust hatten, 5 Mal umzuräumen bis alles passt, brauchten wir ein strukturiertes Vorgehen. Es gibt außer Flur, Bad und Küche quasi kein Zimmer, dessen Nutzungsmöglichkeit nicht veränderbar wäre und es gibt keine offensichtlich beste Lösung. Deswegen habe ich hier einmal aufgeschrieben, wie wir zu einer für uns gut funktionierenden Lösung gekommen sind

1. Räume mit ihren Vor- und Nachteilen erfassen

Dafür kann man die Räume vor der Wohnraumplanung nach den Gesichtspunkten Helligkeit, Lautstärke, Größe oder zum Beispiel auch Nähe zu anderen Räumen beschreiben und bewerten. Wir haben beispielsweise einen großen, relativ kühlen aber sehr dunklen Raum, der sich als Schlafzimmer einfach anbietet. Zwei Räume werden im Sommer sehr warm und sind recht laut, weil wir einfach in einem studentisch geprägten Stadtteil wohnen, da sollte also niemand dauerhaft schlafen müssen, solange es sich vermeiden lässt.

2. Welche Wohnbereiche oder Funktionsbereiche müssen untergebracht werden?

Hier ist es sinnvoll, sich Gedanken zu machen, welche „Wohninseln“ es geben muss – fast jede Familie braucht einen Essplatz, mindestens einen Bereich zum Spielen, zum Ausruhen für die Eltern am Abend und so weiter. Neben diesen normalen Funktionen gab es bei uns beispielsweise die Notwendigkeit nach zwei Arbeitsplätzen, da wir beide viel vom Home Office aus arbeiten. Oder eben auch eine Gästeschlafmöglichkeit – die ist bei uns zusammengeschrumpft auf die Couch im Wohnzimmer oder die Betten in den Kinderzimmern. Wir schlafen eh meistens alle zusammen, das Bett im Kinderzimmer wird also nur sporadisch genutzt. Außerdem haben wir noch das Room in a Box Bett, was überall aufgestellt werden kann.

3. Verschiedene Funktionsbereiche nach Tageszeiten sortieren und ihnen dann Räume zuweisen

Nachdem ich wieder und wieder das Buch zur Wohnraumplanung „Aus 4 Zimmern mach 6 Räume“* durchgeblättert habe oder mir bei Habitiny Inspiration geholt habe, kam mir die Idee, wie wir in dieser Frage weiterkommen: Wir haben auf unserem Grundriss die Tageszeiten anhand von Farben markiert, zu denen bestimmte Tätigkeiten passieren. Also beispielsweise essen, schlafen, mit den Kindern spielen, arbeiten, Erwachsenen-Pause (mal in Ruhe lesen oder telefonieren) und so weiter. Es ging darum herauszufinden, welche Bereiche nie oder fast nie gleichzeitig genutzt werden.

„Sondersituationen“ wie die Tatsache dass ich in Elternzeit noch lange mit unserer Tochter zu Hause bin während mein Mann irgendwann wieder in Teilzeit arbeitet oder dass wir mal kranke Kinder zu Hause, haben wir bewusst außen vor gelassen. Sonst wird es unübersichtlich.

3.1. Raum für Ideen: Praktische Ansätze zur gleichzeitigen Nutzung verschiedener Wohnbereiche

Damit kamen wir auf verschiedene Möglichkeiten für unsere Wohnraumplanung, zum Beispiel:

  • Familien-Essen am große Esstisch findet nie gleichzeitig mit „schlafen“ statt – wir haben tatsächlich eine Weile die Idee verfolgt, eine Kinder-Schlafgelegenheit in einer Hochebene zu realisieren und unten den Esstisch hinzustellen (und selbst an Weihnachten kann man mit den Erwachsenen nach dem Essen ja ins Wohnzimmer auf die Couch umziehen)
  • Arbeiten und schlafen findet nie gleichzeitig statt – daher die klassische Kombination von Arbeitszimmer und Schlafzimmer
  • Mit den Kindern spielen und arbeiten findet auch nie gleichzeitig statt, weswegen wir überlegt hatten mindestens einen Arbeitsplatz temporär in ein Kinderzimmer zu integrieren, beispielsweise mit einem klappbaren Schreibtisch an der Wand. Zumindest solange unsere Kinder noch so klein sind, dass sie sowieso die ganze Zeit bei uns und um uns sind.

4. Raum für Raum – die Ausgestaltung im Detail

Hier geht es vor allem darum zu überlegen, wie man mehrere Funktionsbereiche sinnvoll in einem Raum zusammenbringt. Beispielsweise ob man einen Raum vertikal oder horizontal trennen will. Gerade für Schlafbereiche bieten sich natürlich Hochebenen einfach an.
Neben der Trennung der Wohnbereiche ist auch die Frage, ob sie dauerhaft oder temporär zur Nutzung zur Verfügung stehen müssen. Bei Bereichen die man nicht so oft braucht könnte man vielleicht damit leben, sie bei Bedarf zügig aufzubauen. Bei einem zusätzlichen Arbeitsplatz oder einer Essgelegenheit bei Besuch ginge das sicher.

4.1. Unsere konkreten Lösungen – und die nächsten geplanten Projekte

Die Neugestaltung unserer Wohnung begann mit der strategischen Schaffung von Stauraum in den unkomplizierteren Bereichen wie Küche, Bad und Flur. Ein großer, weißer Schrank im Flur beherbergt eine Sitzecke mit Schuhregal und bietet Platz für Handtücher, Bettwäsche, Werkzeug und mehr. Dann kann man nämlich im neu geschaffenen Stauraum erstmal allerlei unterbringen und sich dann nach und nach den anderen Räumen widmen, wenn die ein wenig leerer sind.

Familienraumplanung Flur

Als nächster Schritt folgte die klassische Kombination von Schlaf- und Arbeitsbereich mit einem Familien-Hochbett von 280cm Breite, in dem wir alle schlafen können. Unter dem Hochbett befindet sich der Kleiderschrank und unsere beiden Arbeitsplätze. Sogar unser Wäscheständer findet hier im Winter noch Platz, im Sommer können wir unseren Dachboden nutzen.

Die Umstrukturierung unseres Essplatzes ist ein Wanderpokal, der sich nun auf den Weg in die Küche macht. Bisher haben wir einen großen Essbereich im Wohnzimmer, der viel Platz einnimmt. Ein kleiner Alltags-Essbereich entsteht zukünftig in der wirklich kleinen Küche. Der Essbereich im Wohnzimmer rückt an die Wand und eine Sitzbank mit Stauraum unter dem Tisch bietet Platz für spontane Besucher.

Es klingt im ersten Schritt unlogisch, zwei Essbereiche zu haben, wenn man ohnehin schon wenig Platz hat. Diese unkonventionelle Lösung schafft für uns aber kurze Wege und mehr Freiraum im Wohnzimmer, um zu spielen oder mal eine Yogamatte auszurollen.

Das nächste größere Projekt unserer Wohnraumplanung wird Stauraum hinter dem Sofa sein. Durch das Verschieben des Sofas von der Wand und den Einbau eines aufklappbaren Schranks mit nach oben öffnenden Klappen nutzen wir den Raum effektiv, ohne den Zugangsbereich zu blockieren. Gleichzeitig entsteht eine Ablage für Getränke, Snacks oder noch ein paar Pflanzen.

Für das große Kinderzimmer stehen ebenfalls Pläne bereit: Eine Zwischenebene auf ca. 150 cm Höhe wird als Spielbereich dienen und später als Hochbett genutzt werden. Darunter entsteht eine praktische Höhle mit zusätzlichem Stauraum für Spielzeug und mehr. Der separate Spielbereich ermöglicht es, dem Großen einen sicheren Raum zu bieten, in dem das Baby nichts kaputt machen kann.

5. Vom Konzept zur Realität: Unsere Erfahrungen mit der Umgestaltung unserer Wohnung

Als wichtigsten Tipp kann ich nur sagen: lasst euch Zeit! Lösungen, die aus der Not heraus entstehen sind oft auch nur Provisorien und bedürfen einer späteren Anpassung, die wieder Zeit, Geld und Nerven kostet.

Ein weiterer hilfreicher Tipp ist, Besucher um ihre Ideen zu bitten. Oft verlieren wir uns in unseren eigenen Überlegungen und werden für alternative Ansätze blind. Externe Meinungen können neue Perspektiven eröffnen und ganz neue Lösungsansätze hervorbringen.

Um den Wohnraum nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend zu gestalten, testen wir gerade die Unterstützung von inteero, einem Online-Einrichtungsservice. Wir werden berichten, ob uns das weitergeholfen hat.

Wenn wir eine neue Idee zur Optimierung unseres Wohnraums haben, versuchen wir diese Idee erstmal mit vorhandenen Mittel provisorisch umzusetzen. Es hilft sehr, mal ein paar Wochen so zu leben, um zu schauen, ob es so praktisch ist wie gedacht. Oder ob Themen auftauchen, an die wir vorher so nicht gedacht haben. Einen Tisch kann man beispielsweise auch erstmal aus Umzugskisten basteln.

Als Fazit bleibt zu sagen – unser Wohnraum ist lebendig. Und ebenso wie unser Leben ein Prozess ist, ist es Veränderung in unserem zu Hause auch!

Was denkst du darüber? Habt ihr auch eher begrenzten Wohnraum und wollt etwas verändern? Was sind eure Gedanken, Ideen und Überlegungen? Habt ihr Erfahrungen, an denen ihr mich und uns teilhaben lassen möchtet? Ich bin sehr gespannt auf deine Meinung, entweder in den Kommentaren oder an luise@zeitgeistich.de! Und wenn du den Artikel magst – spread the love and share the happiness (auf Facebook, X, Instagram, Pinterest oder wo du sonst bist). Ich danke dir von Herzen.

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Titelfoto von Brina Blum auf Unsplash


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