Familienleben.
Schreibe einen Kommentar

Der einzig wichtige Herzens-Tipp für die Planung eurer Elternzeit

Planung Elternzeit

Wenn uns werdende Eltern fragen, was es zur Planung der Elternzeit zu wissen gibt, wollen sie meistens die klugen Tricks und Kniffe wissen, um möglichst viel finanziellen Vorteil aus dieser Zeit zu holen oder sagen wir: möglichst nichts durch Unwissen zu verschenken. So weit, so verständlich. Das ist auch wichtig und haben wir auch gemacht, dazu gibt es aber schon genug Artikel 😀 Aber um auch dieses Bedürfnis zu erfüllen hier die beiden Tipps, die wir dazu immer geben: schaut, ob es sich für euch lohnt rechtzeitig die Steuerklassen zu wechseln (wenn ihr verheiratet seid), das kann das Netto erhöhen und damit direkt das Elterngeld. Und Partnerschaftsbonusmonate sind eine feine Sache, aber auch da hilft Google euch gern weiter 🙂

Neben den finanziellen Aspekten gibt es aber ein paar andere Dinge, die mindestens genauso wichtig sind, um diese erste, sensible und irgendwie magische Zeit zu planen.

Warum eine entspannte Elternzeit so wichtig ist

Es ist 04:30 Uhr in der Nacht und ich schreibe dem Bärtigen eine Nachricht „seit 3 Uhr wach“. Das bedeutet so viel wie: die Nacht mit dem Baby ist gerade anstrengend, wenn du den Großen alleine in den Kindergarten bringen kannst und uns schlafen lassen kannst, dann mach das gerne. Wenn es gerade nicht geht, dann ist wecken auch ok.

Warum ich ihm das schreibe? Weil ich es kann. Weil wir es können. Weil wir unsere Elternzeit so geplant haben. Flexibel auf das zu reagieren, was bei uns und unseren Kindern gerade ist. Der Hauptgrund dafür ist, dass wir uns entschieden haben – für Zeitwohlstand. Dafür, unser Leben zu entschleunigen und alle weniger zu „müssen“. Insbesondere in dieser Zeit der Elternzeit, in der die Kinder so klein, so niedlich und manchmal auch so anstrengend sind und wir oft nicht die Unterstützung haben, die es bräuchte.

Die Zeit der Elternzeit ist unser gemeinsamer Start. Diese Zeit und wie wir mit ihr umgehen legt den Grundstein für alles, was später kommt. Wie wir miteinander sind, wie viel Kraft die Erwachsenen haben, den Alltag zu formen, sodass er günstig für unsere Familie und alle Mitglieder ist. Wie wir überhaupt Familie sein wollen. Rituale zu finden und auszuprobieren, die nähren, die uns Kraft geben, die Pausen zulassen und flexibles reagieren auf das, was gerade ist, ermöglichen.

Die Elternzeit ist der Beginn eines neuen Lebensabschnitts und viel ruckelt sich neu zurecht – im Innen und im Außen. Nicht nur bei den Kindern, vor allem auch bei den Erwachsenen. Die ersten Monate und Jahre sind die Basis für eine gesunde Psyche, ein gesundes Bindungsverhalten und ein gutes Urvertrauen unserer Kinder. Wir arbeiten quasi am Fundament, damit es später nicht (oder nicht so sehr) wackelt. Das geht einfach besonders gut, wenn die Zeit dafür so richtig da ist.

Kurzer Exkurs zum Thema Elternzeit

Jedes Elternteil hat Anspruch auf jeweils 3 Jahre Elternzeit! Das schreibe ich auch, weil ich in vielen Gesprächen ein „Hä? Echt?“ kriege – und das, wo wir schon in einer sehr liberalen sozialen Blase leben. Diese 3 Jahre kann man nehmen – derzeit zusammen oder einzeln in bis zu 3 Zeitabschnitten und bis das Kind 8 ist. Soweit die Sachlage zur Planung der Elternzeit 🙂

Und man kann die Elternzeit für „Arbeiten in Elternzeit“ nutzen, wenn man den Vollzeit-Anspruch bei seinem Arbeitgeber noch nicht ganz aufgeben will. Ebenso kann man dafür die Brückenteilzeit nutzen – einmalig für bis zu 5 Jahre. Es gibt viele Möglichkeiten, erstmal auszuprobieren, was allen gut tut.

Vom „müssen“ und „sollen“ zum „können“ und „wollen“

Es gibt Dinge, die müssen. Der Große muss einen Fahrradhelm anziehen und sich anschnallen lassen. Wir müssen ins Bett. Mama und Papa müssen Essen und Trinken und wollen auch mal im Bad alleine sein. Wir müssen nach Hause, wenn es dunkel wird und allen kalt ist. Und trotzdem gibt es noch viel mehr Situationen in denen es sich lohnt, zu fragen: müssen wir wirklich?

Muss ich mit Baby auf dem Arm die Kindergarten-Eingewöhnung vom Großen machen oder kann Papa das übernehmen? Muss der Große bis 15 oder 16 Uhr im Kindergarten sein, auch wenn es augenscheinlich viel zu viel für ihn ist, oder kriegen wir das anders organisiert? Muss Papa direkt von der Arbeit in den Nachmittag mit den Kindern starten oder können wir – zumindest hin und wieder – eine Pause organisieren? Muss ich das Baby wecken, weil wir unbedingt los müssen oder können wir entspannt später los oder nachkommen?

Hier hilft es einfach, Achtsamkeit zu entwickeln, an welchen Stellen es in unserem Kopf sagt „aber das muss doch“. Und dann zu hinterfragen: Wirklich? Immer? Warum? Das gilt insbesondere für die Planung der Elternzeit, denn einen großen Teil des Stresses, der insbesondere mit kleinen Kindern entstehen kann, kann man einfach von vornherein vermeiden. Wie? Durch Zeitressourcen der Erwachsenen.

Müsst ihr (Eltern) wirklich?

Es gibt Familien, in denen geht es einfach nicht anders. In denen „muss“ ganz viel, weil es wirklich keine anderen Lösungen gibt. Das ist so und mit denen habe ich ein großes Mitgefühl, weil gerade die sehr viel mehr staatliche, ehrenamtliche, familiäre oder einfach nachbarschaftliche Unterstützung brauchen könnten. Sei es durch günstigere Elterngeld-Regelungen, bessere Betreuungsmöglichkeiten und dergleichen. Gleichzeitig bin ich wahnsinnig dankbar, dass wir die Wahl haben. Dass wir niedrige Fixkosten haben, von Elterngeld und dem Teilzeit-Einkommen meines Mannes gut leben können und des Rest selbst aufstocken können.

Wir haben aber auch eine Menge Familien im Umfeld, die könnten weniger arbeiten, tun es aber nicht. Sie haben entweder intrinsischen (z.B. Karriere) oder extrinsischen (z.b. Hauskauf) Druck, trotzdem mehr zu arbeiten. Und wenn die individuelle Gleichung für die Familie aufgeht, die Menschen mit ihrer Wahl glücklich sind, es den Kindern damit gut geht, dann ist das natürlich wunderbar. Wir wollen mit diesem Artikel einfach dazu ermutigen, ganz bewusste Entscheidungen zu treffen und sich nicht von „naja, es machen ja alle so“ zu sehr beeinflussen zu lassen. Es ist eure Entscheidung, wie ihr euer Familienleben lebt – in dem Rahmen der euch individuell zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Und die sind oft mehr, als wir auf den ersten Blick sehen. Unser Alltag ist ihre Kindheit. Da ist es wohl gut, bewusste Entscheidungen für die Planung der Elternzeit zu treffen, die individuell passen und stimmig sind.

Was wir aus diesen viel arbeitenden Familien manchmal hören und wie wir sie erleben – beim Abholen am Kindergarten, an der Bushaltestelle, auf dem Spielplatz – wäre für uns als Familie nicht stimmig. Ich möchte nicht den Großen für den Kindergarten fertig machen, während das Baby eine viertel Stunde weint. Ich möchte das Baby nicht im Anhänger weinen lassen, während ich den Großen abhole und nicht die Zeit (und die Nerven) haben, auf alle Bedürfnisse vielleicht nicht sofort, aber wenigstens zeitnah zu reagieren. Und ich muss auch ganz ehrlich sagen: ich könnte es nicht. Nicht, ohne irgendwann ruppig zu meinen Kindern zu werden und selbst einfach ziemlich fertig zu sein. Und bin dankbar, dass ich nicht muss.

Solche Situationen von Zeit zu Zeit mal ausnahmsweise zu erleben ist für Kinder sicher nicht schlimm und schadet auch niemanden, denn die gehören nunmal zum Leben dazu. Wenn die Grundenergie stimmt. Was schadet ist, sowas häufig erleben zu müssen und keinen Erwachsenen zu haben, der hinterher die Zeit und Kraft hat zu „reparieren“ oder einfach die Anstrengungen zu sehen und zu benennen, durch die wir alle in solchen Situationen hindurchgegangen sind. Und sich selbst wieder auszuruhen, um möglichst entspannt durch den Rest des Tages zu gehen.

Es muss uns gut gehen, damit wir gut für unsere Kinder da sein können!

Für all die klugen Ratschläge – seien es die Artgerecht-Bücher, Transparents oder die Kathy Webers dieser Welt braucht es gelassene Eltern, die Kraft haben, sich selbst zu „beeltern“. Gut für sich zu sorgen und nicht alles, was in ihnen getriggert wird, den Kindern entgegenzuschleudern. Zeit ist die Grundvoraussetzung dafür – für halbwegs entspannte Eltern.

Wir brauchen auch mal Ruhe für uns – Pausenzeit. Passt es heute, dass du den Großen holst? Dann kann ich noch kurz schlafen. Ja na klar! Heute passt es, morgen vielleicht nicht. Oder ich bin dran mit Mittagsschlaf.

Für mich war das Abholen vom Großen aus dem Kindergarten mit Baby auf dem Arm oder in der Trage beispielsweise lange, sehr lange eine wirkliche Herausforderung. Er ist sehr reizoffen und nach dem Kindergarten einfach „durch“ mit der Welt. Er kann nicht mehr kooperieren, auch wenn er wollte. Oder zumindest nur noch wenig. Anziehen in der Garderobe ist doof, Sachen dafür zusammensuchen sowieso. Der Fahrradanhänger ist zu eng (in Wintermontur verstehe ich das auch), das Baby greift nach seinem Essen und dann soll er auch noch in den 3. Stock laufen. All das, während das Baby eigentlich müde ist und auch Begleitung braucht. Es ist nicht menschenmöglich, diese Situation als Mama alleine zu meistern auf eine Art und Weise, die allen gut tut. Auch bei uns gibt es Tage, da geht es nicht anders. Dann kriegen wir das irgendwie hin, sind aber am Ende alle gestresst und kaputt. Diese Tage reduzieren sich aber dankenswerterweise auf ein Minimum.

Dazu passt: Lieblingsbuch: „Slow Family – sieben Zutaten für ein einfaches Leben mit Kindern“

Die Sache mit dem Geld

Es gibt 3 Jahre Elternzeit pro Elternteil, aber nur für insgesamt 14 Monate Elterngeld. Länger als diese 14 Monate zu Hause zu bleiben muss man sich also leisten können und wollen. Das ist ungünstig, aber es ist so und muss bei der Planung der Elternzeit berücksichtigt werden.

Eine liebe Freundin, die ich früher als durchaus karriereorientiert beschrieben hätte sagte rückblickend über ihre Entscheidung nach der Geburt ihres ersten Kindes relativ zeitig wieder arbeiten zu gehen: „Ich wollte meine Ersparnisse nicht angehen – „nur“ für die Elternzeit. Das war eine wirklich bescheurte Entscheidung. Es ist wahrscheinlich die wichtigste Zeit, die du erlebst.“ Nach der Geburt ihres zweiten Kindes ist sie länger zu Hause geblieben, weil es allen damit besser geht.

Die ersten paar Jahre nach der Geburt eines Kindes sind wohl die anstrengendsten, schönsten und intensivsten, die wir überhaupt in unserem Leben erleben. Das wird mit jedem weiteren Kind nicht anders 😀 Und warum soll ich denn ausgerechnet in dieser Zeit – die sowohl auf 40 Jahre Arbeitsleben als auch auf statistische 83,2 Jahre Lebenszeit verschwindend kurz ist – arbeiten, als hätte ich keine Kinder?

Und ja, wir verzichten durch unsere Planung der Elternzeit pro Kind auf Einkommen in Höhe von mehreren zehntausend Euro. Das ist so und das ist – für uns – ok so. Und wir gehen auch unsere Ersparnisse an und haben schon familiären finanziellen Zuschuss bekommen. Mein Stolz, es ganz allein zu schaffen ist nicht so groß wie der Wunsch, möglichst entspannt und dadurch liebevoll mit uns und unseren Kindern diese frühen Jahre zu erleben.

Außerdem haben wir Menschen eine wirklich starke Gegenwartspräferenz – wir überschätzen, wie hoch der Mehrwert von „jetzt mehr Geld“ ist, weil wir nur auf den aktuellen und vielleicht den nächsten Monat schauen und möglicherweise ein dickes Minus sehen. Schauen wir auf Jahre, sehen wir besser, wie gering der finanzielle Verlust im Vergleich zu unserem „Lebenseinkommen“ eigentlich ist. Insbesondere wenn man den Gewinn an Lebensqualität und -zufriedenheit dagegen rechnet, den alle erfahren, wenn weniger Stress im Familiensystem ist.

Quality Time oder Quantity Time?

Oft lese ist, dass es ja um die Qualität der Zeit geht und nicht um die Quantität. Für uns stimmt das einfach nicht. Ich kann nicht in einer halben Stunde „Mama-Zeit“ oder „Papa-Zeit“ am Tag den ganzen Tag oder zumindest Nachmittag nachholen.

Natürlich macht es einen Unterschied, ob ich die halbe Stunde, die ich mit meinem großen Sohn habe, wirklich bei ihm bin oder nebenbei noch was anderes erledigen muss. Das ist aber nur die eine Hälfte der Gleichung. Die andere Hälfte ist: wenn ich nur eine halbe Stunde Quality Time eingeplant habe, muss das Kind das in dieser Zeit auch wollen und dafür empfänglich sein. Und das ist nicht immer der Fall, oft brauchen Kinder auch einfach eine Zeit, um überhaupt erstmal zu realisieren, dass jetzt Mama-Zeit ist.

Der Bärtige mit unserer Baby-Tochter

Ich liebe es sehr, mit unseren Kinder zu „fließen“ – einfach Zeit zu haben und von Moment zu Moment schauen, was wir machen wollen. Höhle bauen, dem Lieblingsonkel einen Brief schreiben – mit Familienadresstempeln und Fingerfarben verziert, danach „üben wir alle Jonglieren“ – oder werfen zumindest die kleinen Bälle durch die Gegend. Unser Abendkreis nach dem Abendessen, an dem jeder sagt, was heute besonders schön war oder was einen gerade beschäftigt. Solche Tage sind für uns alle entspannt und nähren uns, unser Familiengefühl. Und machen uns tragfähiger für die stürmischen Tage.

Und ja, auch wir haben Babysitter und andere Formen der Unterstützung. Auch, weil wir keine Großeltern hier vor Ort haben. Denn manchmal ist es für uns besser, „müssen“-Situationen zu entschärfen, auch wenn das weitere Fremdbetreuung bedeutet. Die findet – bei uns – immerhin zu Hause statt. Und auch bei den glücklichen Familien die geeignete Großeltern in der Nähe haben hören wir, dass das nicht immer reibungslos läuft. Für Kinder geht einfach oft nichts über Mama und Papa. Vor allem, wenn eine Situation nach „jemand kommt, damit Mama und Papa gehen können“ riecht, ist bei uns ganz schnell der Ofen aus. Und natürlich gibt es Kinder, die können damit gut umgehen und lieben ihre Oma/Opa-Tage. Und es gibt eben Kinder, für die geht es gar nicht. Die „Nahrung“ die sie bei ihren primären Bindungspersonen bekommen gibts eben sonst nirgendwo und wenn danach der Hunger gerade besonders groß ist, dann sollte Mama- oder Papazeit zumindest zeitnah drin sein.

Dazu passt: Gemeinsam Wachsen: „Transparents“ und die Magie bewusster Eltern-Kind-Beziehungen

Nehmt euch die Zeit, wenn ihr es könnt! Umso mehr Kinder, umso notwendiger!

Sich Zeit nehmen, Kindern Zeit geben und uns als Familie Zeit lassen betrifft natürlich nicht nur die Erwerbsarbeit. Auch (langfristig geplante) Verabredungen oder feste Termine wie Kinderturnen reduzieren wir auf ein Minimum. Wenn unser Wochenplan fast nur freie Nachmittage anzeigt haben wir alles richtig gemacht – für uns. Zum einen haben wir dann Zeit für spontane, schöne Treffen, die sich entwickeln dürfen und können auch schauen, wie es uns und den Kindern gerade geht und was gerade einfach dran ist. Manchmal ist es, ein Kind eher abzuholen und Mittagsschlaf zu machen. Das geht nicht (oder nicht gut), wenn immer alles verplant ist.

Auch beim Ehrenamt versuchen wir, zu leisten, was wir können, aber eben nicht mehr. Wir haben uns bewusst für Elterninitivativen (Vereine als Krippe oder Kindergarten, bei denen quasi die Eltern auch die Arbeitgeber sind – viel mitbekommen und mitentscheiden, aber eben auch viel mit arbeiten). entschieden und hatten auch aufreibende und zeitintensive Ämter – solange wir nur ein Kind hatten. Mit zwei Kindern, von denen eins noch nicht fremdbetreut ist, haben wir uns bewusst wieder für Elterninitiative, aber gegen ein „großes“ Amt entschieden.

Wie sieht das konkret bei uns aus, dieser Zeitwohlstand?

Wir waren mit beiden Kindern die ersten 6 Monate gemeinsam in Elternzeit – bei dem ersten auf Reisen, bei dem zweiten einfach zu Hause in unserem Familienalltag. Danach hat der Bärtige jeweils in Teilzeit wieder angefangen – ich war beim ersten Kind zu Hause bis es 20 Monate war, beim zweiten bis 24 Monate. Beide Kinder werden jeweils ab ca. 16 Monaten fremdbetreut, so gut es geht und solange es ihnen damit gut geht.

Wir haben keine Verwandtschaft hier in Hannover. Das Unterstützungsnetzwerk was wir haben, ist alles nach und nach gewachsen. Und wir haben einen sehr sensiblen großen Sohn, der nach 6 Stunden Kindergarten eigentlich gar nichts mehr will, außer mit möglichst allen anderen Familienmitgliedern zu Hause sein und Autos spielen oder Kissenhöhlen bauen.

Ich bringe meistens den Großen in den Kindergarten und nehme das Baby mit. Papa holt ihn ab, in der Zeit schlummert das Baby nämlich meistens – und ich oft mit. Als das Baby noch ganz klein war, hat Papa beides gemacht.

Der Große will noch Laufrad im Hof fahren, wir haben genug Essen dabei (das ist vielleicht der Zweitwichtigste Tipp für Eltern – genug zu Essen dabei zu haben :D) – dann gibt es jetzt ein spontanes Picknick im Hof. Hätte ich das alleine mit beiden Kinder gemacht? Wahrscheinlich nicht, viel zu großes Stresspotential. Und wenn es einen Laufrad-Unfall gibt, kann der Papa trösten gehen und ich muss das Baby nicht alleine auf der Picknickdecke liegen lassen.

Es macht einen Unterschied, ob eine entspannte Mama oder ein entspannter Papa ein Kind vom Kindergarten abholt und Geduld hat für „noch kurz spielen“, „Bagger gucken“, „guck mal Papa was das Kind da heute mit hatte“ und dergleichen.

Auch bei uns gibt es Zeiten, in denen es stressig wird. Unser Alltag ist auch nicht rosarot. Wenn beide Kinder schon total übermüdet sind, aber noch Abendessen auf den Tisch muss zum Beispiel.

Ich bin vor allem dem Bärtigen sehr dankbar, dass wir diese Entscheidungen so treffen. Denn er ist derjenige, der es anders macht, als die anderen Väter. Mütter, die 2 Jahre zu Hause bleiben (und länger), gibt es viele. Der Bärtige muss sich auf dem Spielplatz ein verwundertes „Ich wusste gar nicht, dass du SO stark reduziert hast“ anhören. Und bei der Arbeit fragen lassen, warum er jetzt nach Hause muss. Er arbeitet im Moment nur 24 Stunden pro Woche. Ich muss mir „nur“ das Gefühl gefallen lassen, dass ich es alleine wohl nicht hinkriege. Stimmt. Ich kriege es nicht alleine hin – nicht entspannt.

Natürlich sind auch wir gesellschaftlich geprägt. Der Vater, der Versorger, die Mutter, die Haushalt und Kinder wuppt. Viel zu oft fallen wir in diese Rollen und haben viel zu hohe Ansprüche an uns selbst. Oft nutze ich die Zeit vormittags und bereite ein gutes, gesundes Abendessen vor, damit es abends entspannt ist. Und ich muss sehr lernen, es nicht als einen persönlichen Makel zu sehen, wenn ich es mal nicht geschafft habe, weil das Baby mich mehr brauchte als sonst. Oder ich bewusst nicht wollte, um zu entspannen, mal eine Freundin zu treffen und dergleichen.

Der Blick in die Zukunft hilft

Irgendwann kommen sie nach Hause, werfen ihren Rucksack ab und rufen „Tschüs Mama und Papa, ich bin bei Emil nebenan“. Dann kann ich mich ruhigen Gewissens wieder der Arbeit widmen – wenn ich es möchte. Und eines Tages wird er kommen, dieser Tag, an dem sie ausziehen. Erst das eine Kind, dann das andere – oder beide gleichzeitig. Der Tag, an dem wir als Paar wieder überlegen können, was wir mit unserer Zeit machen wollen. Dann kann ich auch wieder ein paar mehr Stunden arbeiten.

Eine Freundin sagte mal „Meine Große kommt nächstes Jahr in die Schule, sie wird dann 6. Wenn wir davon ausgehen, dass sie mit 18 auszieht, ist ein Drittel unserer gemeinsamen Zeit zu Hause bald vorbei.“ Das hat mich doch bewegt. Natürlich zieht nicht jedes Kind mit 18 aus, aber es könnte. Die Zeit, in der die Kleinen so klein sind, uns so nah brauchen, die niedlichen Worte sprechen, weil sie es noch nicht besser können, die kleinen Finger meine Hand ziehen, weil sie mir uuuuunbedingt etwas zeigen wollen oder nachts kurz wach werden und nur „Mama, Arm!“ sagen, weil sie meinen Arm um sich wissen wollen – die ist tatsächlich so kurz. Und ich möchte sie genießen können. Das kann ich aber nur, wenn ich nicht dauerhaft übermüdet und angestrengt bin.

Schaut darauf, was für euch wirklich passt. Und nicht darauf, was alle anderen machen.

Was ich vor dem Mama werden massiv unterschätzt habe ist, wie unplanbar und unberechenbar Kinder einfach sind und wie das unseren Alltag prägt. Und da ist „wir sind schon angezogen und das Baby hat nochmal die Windel voll gemacht“ noch ein entspanntes Beispiel. Ständig ist jemand krank, die Nacht war anstrengend, der Große will nicht das unternehmen, was wir von langer Hand geplant haben, sondern lieber zu Hause spielen. Es ist ein ständiges Ping-Pong aller Bedürfnisse. Der Bedürfnisse der Erwachsenen, der Kinder und der Frage, wer jetzt gerade wie sehr zurückstecken muss. Diese Unplanbarkeit entspannt sich natürlich ungemein, wenn ich nicht unbedingt heute noch mit beiden Kindern einkaufen gehen MUSS, weil der Papa morgen frei hat und das auch machen kann. Oder ich bei geschlossener Kita nicht beide Kinder den ganzen Tag habe, sondern Papa eben auch da ist.

Das ist etwas, was ich sehr an uns als Familie mag – wir suchen Lösungen, die wirklich, wirklich zu uns passen. Die Lösungen „wie es alle machen“ haben natürlich etwas für sich und ganz oft sind die ja auch sinnvoll, sonst würden es nicht alle so machen. Aber es lohnt sich einfach, hinzuschauen, ob das, wie es alle machen, auch zu uns passt. Auch wenn das oft etwas mehr Energie kostet, hinterher hat es sich bisher immer bezahlt gemacht.

Ja, wir würden gern etwas ruhiger wohnen und mit mehr grün drumherum, aber nur, wenn wir eine Lösung finden, die unseren Zeitwohlstand nicht gefährdet. Das gilt im Grunde für fast alle unsere Lebensentscheidungen.

Es bleibt ein großes Gefühl der Dankbarkeit, dass wir genug Geld haben (auch aus Gründen, mit denen ihr nicht tauschen wollt…) und gleichzeitig das Bewusstsein, dass es abseits von „das machen alle so“ andere Lösungen gibt, die uns besser dienen. Die muss man finden und sich trauen. Mehr ist es eigentlich nicht.

Was denkst du darüber? Steht euch die Elternzeit noch bevor oder seid ihr schon mittendrin? Wie geht ihr mit der Balance aus Zeit und Finanzen um? Ich bin sehr gespannt auf eure Meinung, entweder in den Kommentaren oder an luise@zeitgeistich.de! Und wenn du den Artikel magst – spread the love and share the happiness (auf Facebook, X, Instagram, Pinterest oder wo du sonst bist). Ich danke dir von Herzen.

Du magst was du liest und würdest gern auf dem Laufenden bleiben? Dann kannst du dich hier zum Newsletter anmelden (kommt max. alle 2 Monate):

Titelfoto von Kelly Sikkema auf Unsplash

Deine Meinung dazu...

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.