Die allermeisten von uns haben eins – ein Konto. Und ob wir wollen oder nicht, darauf ist ziemlich viel nachvollziehbar. In einer Welt, die sich immer stärker auf digitale Transaktionen und bargeldlosen Zahlungsverkehr stützt, kann diese einfache Auflistung von Ein- und Auszahlungen bei näherem Hinsehen zu einer Art Tagebuch des modernen Lebens werden. Es ist, als würde jemand ganz heimlich und sehr genau unser Leben protokollieren. Und am Ende bekommst du dein ganz eigenes Protokoll – deinen Kontoauszug.
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Dieser Artikel wurde 2017 veröffentlicht und zuletzt im Juli 2024 aktualisiert.
Das Leben, was wir in der Facebook-Timeline oder auf Instagram sehen ist das, was wir gerne anderen zeigen. Und auch uns selbst gern in Erinnerung rufen. Und das ist okay, niemand redet gern über Apothekenrechnungen für unangenehme Krankheiten oder die Überweisung ans Ordnungsamt wegen Falschparken. Aber auch sie gehören zu unserem Leben dazu.
Was kann unser Kontoauszug uns sagen?
Unser Kontoauszug zeigt die relativ ehrliche Realität. Bei uns zum Beispiel meinen gelegentlichen Weg zu Rewe um Chips zu kaufen – abends um 21 Uhr :D. Umso wichtiger ist es aber, dass wir den Kontoauszug von Zeit zu Zeit selbst mal anschauen.
Wenn dich jemand nicht kennt und zufällig deinen Kontoauszug findet, was für ein Bild würde von dir entstehen? Was für ein Bild zeichnet dein Kontoauszug von von dir? Und magst du dieses Bild?
Das erste Mal in dieser Deutlichkeit bewusst geworden ist mir das nach einem plötzlichen und sehr schmerzlichen Todesfall in unserer Familie vor einigen Jahren. Ich habe mich um einen Teil des „Papierkrams“ gekümmert und dabei unter anderem die Kontoauszüge in der Hand gehabt. Und mir ist aufgefallen, wie gut dieses Dokument das Leben des Menschen beschreibt, den wir verloren haben – mit allen schönen, aber auch mit allen weniger schönen Seiten.
Wir führen schon lange Haushaltsbuch, sodass wir ohnehin jeden Monat drüberschauen, für was wir unser Geld ausgeben. Neben Sparpotentialen und dergleichen ist die Frage für mich dabei auch immer „Passt mein Kontoauszug zu dem Leben, das ich leben will?“ Basiert er auf einer Überweisung Anfang des Monats, für die ich viel zu viel Zeit im Büro verbraucht habe? Damit dann Stück für Stück jede Menge Versicherungen, Einkäufe, Rechnungen, Zeitschriftenabos und Fitnessstudio-Beiträge die verfügbare Summe minimieren? Oder wünsche ich mir, dass mein Kontoauszug genauso vor Leben sprüht wie ich es eigentlich auch möchte? Frei von Angst (z.B. zu viele Versicherungen) und zu vielen Verpflichtungen? Und voller Dinge, die mich zum Schmunzeln bringen, weil die Erinnerungen daran so schön sind?
Eine Übung die ich kürzlich kennengelernt habe, passt sehr gut dazu. Von den Dingen, die da auf unsere Kontoauszug stehen: Was schenkt uns Kraft und was nimmt uns Kraft? Unsere Wohnung (Miete) gibt mir viel Kraft, sie ist unser Nest, unser Fuchsbau, unser Rückzugsort. Andere Dinge – zu teures Spielzeug für die Kinder, mit dem sie gar nicht spielen zum Beispiel – erinnert mich daran, dass ich doch immer mal in alte Muster zurück falle, obwohl ich es mittlerweile besser wissen könnte. Auch für diese „Erinnerung“ bin ich dankbar. Es ist spannend, den Kontoauszug auf diese Art und Weise zu bewerten.
Also wähle ich den „lebendigen“ Kontoauszug. Essen gehen, Wochenenden und Nachmittage mit den Kindern, unser Garten, Kuchen kaufen für Nachmittage mit Freunden, lange Zeit unser Wohnmobil – und dieser Blog. Und natürlich so vieles mehr. Und ich weiß, dass mein Kontoauszug ein unbarmherziger Genosse ist, der mir immer wieder den Spiegel vorhalten wird. Dafür bin ich dankbar.
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So what?
Unser Kontoauszug ist ein Spiegel unseres Lebensstils, unserer Prioritäten und natürlich auch unserer finanziellen Gesundheit. Indem wir unsere Kontoauszüge regelmäßig und bewusst anschauen, können wir nicht nur unsere Finanzen besser verwalten, sondern auch wertvolle Einsichten nutzen, um bewusstere Entscheidungen zu treffen und unsere Zukunft aktiv zu gestalten. Der Kontoauszug dient sozusagen als Kompass, der uns auf unserem Lebensweg unterstützt.
Wie geht es dir mit dem, was du auf deinem Kontoauszug so siehst?
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