Seit ich vor mittlerweile neun Jahren angefangen habe in einem Großkonzern zu arbeiten, ist viel passiert. Verzweiflung, Fluchtgedanken und im Moment ein sehr ungewohntes Gefühl von Zufriedenheit. Wie es mir ergangen ist und welche Erkenntnisse ich auf meinem Weg hatte möchte ich heute mit dir teilen. Ich glaube, dass es vielen Menschen ähnlich geht und ging und vielleicht kannst du das ein oder andere für dich mitnehmen.
Dieser Artikel wurde 2019 das erste Mal veröffentlich und zuletzt im Juli 2024 aktualisiert.
Warum bin ich im Großkonzern gelandet?
Nach dem Studium startete mein Arbeitsleben in einem mittelständischen Unternehmen. Dort durfte ich als Assistenz der Geschäftsführung von einem recht jungen Geschäftsführer sehr viel lernen. Diesen Schritt würde ich jedem Berufseinsteiger empfehlen, denn der Einstieg in ein kleineres Unternehmen bietet wertvolle Erfahrungen. Meine Kollegen waren toll, die Aufgaben spannend, einzig mit dem Standort im etwas dörflichen Siegen hatte ich meine liebe Mühe. Ich war das lebendige Leipzig gewohnt und konnte mich nur schwer an die Kleinstadt gewöhnen. Daher entschied ich mich nach knapp zwei Jahren, nach etwas Neuem zu suchen.
Durch ein früheres Praktikum hatte ich noch Kontakt zu meinem ersten Chef im Konzern, der zufällig gerade eine Stelle zu vergeben hatte.
Als ich bei meinem derzeitigen Arbeitgeber anfing, hatte ich die etwas naive Vorstellung, für Kunden wirklich etwas besser machen zu können. Ich wollte Produkte und Dienstleistungen mitentwickeln, die Kunden mit offenen, staunenden Augen glücklich in Empfang nehmen. So wie ich es zumindest ein bisschen bei dem Mittelständler zuvor erlebt hatte (auch dort war natürlich nicht alles rosarot). Wie ihr euch denken könnt, war das jedoch nicht der Fall. Ich erwähne hier bewusst nicht, um welches Unternehmen es sich handelt, da ich glaube, dass die Situation in vielen Großkonzernen ähnlich ist, egal ob diese Versicherungen, Autos, Lebensmittel, Pharmazieprodukte oder Toilettenpapier verkaufen.
Große Ernüchterung während der ersten Wochen und Monate
In den ersten Wochen schickte mein Chef mich zu verschiedenen Gesprächen, um Menschen kennenzulernen und im Unternehmen anzukommen – vollkommen normal soweit. Bei einem dieser Gespräche ging es um eine Sinnfrage, ob dies oder das so richtig ist. Statt sich inhaltlich auf einen Austausch einzulassen, meinte der schon etwas ältere Kollege zu mir: „Ach Luise, häng dir einfach deinen Kontoauszug an die Wand, das machen wir hier alle so.“ Da musste ich ganz schön schlucken. Dazu muss man wissen, dass in Großkonzernen oft höhere Gehälter gezahlt werden als in vielen kleineren Unternehmen. Meine kleine, feine und etwas idealistische Welt begann zu bröckeln.
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Ich verbesserte nichts im Sinne des Kunden, sondern war damit beschäftigt, interne Kämpfe zwischen Abteilungen stellvertretend aus meiner Rolle heraus zu führen. Ich füllte Excel-Listen mit irgendwelchen Zahlen, die für irgendjemanden wichtig waren, und versuchte händeringend, in anderen Unternehmensbereichen Informationen zu bekommen. Ich füllte PowerPoint-Folien mit allerlei Argumenten, um intern etwas „verkaufen“ oder zumindest erklären zu können. Der Kunde, mein Sinngeber, spielte eine verschwindend kleine Rolle.
Und ich begann schleichend, verschiedene Denkmuster meiner Kollegen zu übernehmen. Bevor ich irgendwo weiterhalf, erstmal in Frage zu stellen, ob ich das eigentlich muss. Menschen je nach Abteilungskürzeln in gedankliche Schubladen zu packen. Erstmal alles doof zu finden, was andere Abteilungen so machen. So wollte ich doch niemals werden. Und ich wurde zusehends unglücklicher. Damals wusste ich gar nicht was los ist, sondern merkte nur, dass hier irgendwas überhaupt nicht stimmte.
Rückblickend kann ich zumindest teilweise benennen, was mich an meiner Arbeit im Großkonzern gestört hat und möchte nun einen Versuch unternehmen, das zu formulieren.
Meine persönlichen Anti-Glücklichmacher im Großkonzern
1. Wettbewerb und Missgunst
Es gab da plötzlich etwas, was ich so in meiner heilen Welt beim Mittelständler bisher nicht wahrgenommen hatte: massive Karriereambitionen. Die Selbstverständlichkeit, mit der nicht alle, aber sehr, sehr viele Kollegen im Großkonzern ihre Tätigkeit im Unternehmen darauf optimieren, möglichst schnell befördert zu werden. Natürlich kannte ich es, dass hier und da einzelne Mitarbeiter vielleicht sogar Fortbildungen machten, neue Aufgaben übernahmen und dergleichen. Aber das hatte sich quasi organisch und aus den individuellen Situationen heraus ergeben und war kein institutionalisierter Prozess. Das läuft im Großkonzern sehr anders. Und wenn nicht jeder, aber viele Kollegen an irgendeiner Stelle auch immer Konkurrenten sind, dann macht das etwas mit Menschen. Und meistens nichts Gutes im Sinne der Zusammenarbeit.
Hinzu kam, dass nicht nur Menschen, sondern auch Abteilungen und Vorstandsbereiche untereinander im Wettbewerb stehen und einander nichts gönnen. Wir führen Stellvertreterkriege über Themen, die unsere Chefs nicht klären. Es ist wichtig, ob zuerst der Vertrieb der Finanz die Fehler vorhält oder umgekehrt. Ob Abteilung A oder B Stellen an irgendwen abgibt oder Projekte, Zuständigkeiten verliert. Mit einer Kollegin hat sich mal ein schöner Satz geprägt: „Jeder will für alles zuständig sein, aber keiner will wirklich arbeiten.“ Dafür gibt es dann externe Dienstleister oder Berater. Damit man am Ende mit einem möglichst umfangreichen Powerpoint-Pamphlet in der Hand vor den Chefs winken kann.
2. Gefühl von Ohnmacht
Es war von vornherein vorgegeben wann ich arbeite, für wen ich arbeite, mit wem ich arbeite und woran. Der Gestaltungsspielraum war für mich zu der Zeit so unfassbar viel kleiner als ich es gewöhnt war. Und nicht nur die Inhalte meiner Arbeit waren festgelegt. Wer schonmal versucht hat einen Prozess im Großkonzern zu verändern weiß, wie ermüdend das sein kann. Ich hatte einfach mehr und mehr das Gefühl, nicht mehr selbst in der Hand zu haben, wie ein so großer Teil meines Alltags aussieht. Auch, weil so viele meiner großen und kleinen Problemchen eine systemimmanente Ursache haben und nicht mal eben nebenbei zu verändern sind.
Eine Kollegin fand zu mir und meiner Unzufriedenheit mal eine sehr schöne Metapher: „Wenn ein so altes Getriebe wie das, in dem wir arbeiten mit so großer Selbstverständlichkeit läuft und dann ein neues, klitzekleines Rädchen dazukommt, was dieses Getriebe verändern möchte – was passiert? Wird das Getriebe die Richtung wechseln oder zuerst das neue Rädchen kaputt gehen?“ Und sie hatte Recht – ich ging nach und nach daran kaputt. Ein anderer Kollege meinte mal „Wir versuchen hier ein Unternehmen zu verändern, was nicht verändert werden will.“ Auch da ist – bis heute – viel Wahres dran. Veränderung ist nichts, was das menschliche Hirn gerne und aus freien Stücken macht. Schon gar kein Hirn, was seit 30 Jahren das gleiche tut und das gleiche denkt.
3. Gefühl von Sinnlosigkeit meiner investierten Lebenszeit (=fehlende Motivation)
Was ist das große Ganze, wofür wir arbeiten? Welchem höheren Zweck dienen wir mit dem, was wir tun? Antworten darauf gibt es bis heute wenig. Ich habe manchmal dass Gefühl, dass auch nicht alle die Frage verstehen. Mittlerweile glaube ich, auch das etwas besser verstanden zu haben. In so einen Großkonzern kommen vor allem Menschen, für die Sicherheit ein sehr großes Gut ist. Arbeitsplatzsicherheit, aber auch die vermeintliche Sicherheit die ein hohes Einkommen bietet. Und mit Geld, Anerkennung, Sicherheit und Status versucht das Unternehmen, Mitarbeiter zu motivieren. Bei vielen ja auch durchaus erfolgreich, auch wenn es mittlerweile hinreichend Studien dazu gibt, dass Geld immer nur sehr kurzfristig motiviert. Deswegen gibt es mittlerweile auch 4 Sonderzahlungen im Jahr statt einer großen. In diesem System fühlte und fühle ich mich wie ein Irrläufer, der einfach die falsche Abfahrt abgebogen ist.
Dafür muss ich aber erstmal verstanden haben, was mich eigentlich motiviert und das ist gar nicht so leicht zu beantworten, wenn es diese Dinge nicht sind. Das Gefühl, dass die Dinge, die ich inhaltlich tue für das Wohlergehen der Menschheit einfach so vollkommen irrelevant sind ist sehr präsent. Das Gefühl, dass es eigentlich vollkommen egal ist ob ich an einem Tag bei der Arbeit aufkreuze oder nicht. Oder dass es sogar Kontraproduktiv sein könnte (Umweltverschmutzung, Stromverbrauch, gestifteter Unfrieden durch Missgunst). Und das Gefühl, da selbst nicht rauszukommen durch oben benannte Ohnmacht – all das hat mich wahnsinnig gemacht.
Ich habe mal in einem Podcast gehört, dass jeder Mensch auf der Welt im Durchschnitt reichlich 27.000 Tage zur Verfügung hat. Und nun kann man sich das ja überlegen, wie viele dieser 27.000 Tage wir in was investieren wollen. Stell dir einfach vor, jeden Abend kommt jemand vorbei und streicht aus deiner Liste einen deiner 27.000 Tage raus. War das dieser Tag wert? Das Gefühl der Endlichkeit von Lebenszeit ist in Verbindung mit dieser gefühlten Sinnlosigkeit meiner Arbeit im Großkonzern nur extrem schwer auszuhalten.
Selbstwirksamkeit und emotionale Verbindung habe ich mittlerweile als meine Haupttreiber für Motivation identifiziert. Ich liebe es, wenn ich einen Knopf drücke und irgendwo anders passiert etwas Gutes für Menschen. Wenn ich etwas tue und sehe einen Effekt, der manchmal auch vorher gar nicht so absehbar war. Bei meinem vorigen Arbeitgeber habe ich mal aus unserer frisch renovierten und gut gepflegten Kundendatenbank einen Newsletter für einen Produktlaunch verschickt. Und dann sehen zu können, wie die Zugriffszahlen auf der Website steigen, wie viele Menschen den Newsletter geöffnet haben, wie viele Nachfragen bei uns dazu aufgelaufen sind und so weiter – sowas macht mich sehr glücklich. Insbesondere, wenn es dann auch noch ein Produkt ist, hinter dem ich stehe. Ich habe etwas bewirkt.
Bis heute macht es mich glücklich, in dem Konzern in dem ich arbeite, ein Carsharing-System eingeführt zu haben. Nein, halt. Ich habe die Entscheidung herbeigeführt, dass es eingeführt werden soll. Umgesetzt hat es jemand anderes. Auch so ein Konzernproblem. Nun hat nicht mehr jede Abteilung eigene Autos für Dienstfahrten, sondern wir teilen die quer durchs ganze Unternehmen, zumindest an unserem Standort. Klar hat so ein System auch hier und da seine Schwachstellen, aber ich bin jedes Mal wieder glücklich, wenn ich einen Mitarbeiter dabei beobachte, wie er sich ein Poolfahrzeug holt. Vor allem, weil die ja gar nicht wissen, dass das auf meinem Mist gewachsen ist. Auch da habe ich etwas bewirkt.
Mit der emotionalen Verbindung ist es deutlich schwieriger, das so klar zu beschreiben. Ich bin (im positiven Sinne) extrem anfällig für Marketing-Filme, die ein „Wir-Gefühl“ hervorrufen. Ich möchte gerne Teil von etwas Größerem sein und darin meine Wirksamkeit entfalten. Das ist natürlich ausgerechnet im Großkonzern mit so vielen Menschen gar nicht so einfach. Heute kann ich dieses Ziel immer mehr verfolgen, da ich mich einfach mit Kollegen und (vor allem) Kolleginnen verbinde, die ähnlich ticken wie ich. Das Gefühl, etwas nicht für mich zu tun, sondern einem höheren Sinn zu dienen, bestärkt mich ungemein. Ein höherer Sinn ist dabei niemals der Gewinn eines Unternehmens. Aber die Existenzgrundlage für seine Mitarbeiter, ein leichteres Leben für Kunden, nachhaltigere Produkte, weniger Leiden für Mensch und Natur – letztlich meinen Beitrag leisten zu können zur Heilung der Erde und ihrer Bewohner. Auch wenn das etwas pathetisch klingt.
4. Anonymität
Je nachdem welche Aufgabe man in einem Großkonzern hat unterscheidet sich natürlich auch die Zahl der Ansprechpartner immens. In meiner ersten Rolle hatte ich so viele Ansprechpartner für dies und das, dass es schlicht unmöglich war, alle gut zu kennen. Und umgekehrt sind ständig Leute auf mich und meine Kollegen zugekommen weil sie irgendetwas wissen wollten, was ich vielleicht zu dem Zeitpunkt selbst noch gar nicht wusste. Dieses Gefühl, dass da jederzeit eine Anfrage oder nicht selten auch ein Angriff aus den Untiefen des riesigen Konzern-Telefonbuchs kommen kann von Menschen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, hat mich latent stark unter Druck gesetzt. Insbesondere in Verbindung mit dem Thema Missgunst und Wettbewerb.
Ich habe angefangen, Menschen die ich nicht kannte, erstmal unfriedliche Absichten zu unterstellen. Aus Angst vor dem Unbekannten und zum Großteil natürlich auch aus Erfahrung. Ja, ich bin da sensibler als andere Menschen. Trotzdem bin ich damit zum einen nicht alleine und zum anderen ist es eben an der Stelle für mich zum Problem geworden.
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Ich brauche eine Art „Kollegen-Familie“, die mir Rückhalt und Sicherheit gibt oder bei denen ich zumindest weiß, dass sie anderen Menschen gegenüber erstmal grundsätzlich positiv eingestellt sind. Alles andere verunsichert mich massiv. Und wenn man dann mit egogetriebenen Selbstdarstellern – schlimmstenfalls auch noch im Management – zusammentrifft, dann gehe ich auch in Abwehrhaltung und bin nicht mehr ganz ich selbst. Fight, flight, freeze. Ich entschied mich erst für den Kampf (bin schließlich Widder :D), später dann immer öfter für die Flucht. „Jeder Tag ohne Vorstand ist ein guter Tag“ und so. Eigentlich jeder Tag ohne andere Leute, denn dann war ich auch nicht in Gefahr. Das ist natürlich nichts, was ein kreatives und freudvolles Miteinander fördert.
Und nun? Flucht nach vorn.
Ich befand mich nun also in einem ständigen Gefühl von „aushalten müssen“ und einem starken Konflikt von der Person die ich bin und der Rolle, die man mir vom Unternehmen zugedacht hatte. Anstrengend war das. Ich würde gern als Mensch in Einklang mit meinen Gefühlen, Bedürfnissen und Überzeugungen leben (und arbeiten). Das ist nur leider in einem Großkonzern so nicht vorgesehen, meine Rolle beinhaltete andere Überzeugungen als die, die ich mitbrachte. Das ging so weit, dass ich teilweise Sonntag Abends auf dem Sofa saß und geweint habe, weil Montag halt Montag ist und ich nicht wollte, dass Montag ist und ich da wieder hin muss.
In den folgenden anderthalb Jahren nahm ich jede Fluchtmöglichkeit wahr – wenn auch teilweise nur in Gedanken – die sich irgendwie bot. Ich habe 6 Monate Teilzeit gearbeitet mit nur noch 25h pro Woche (damals konnte man noch nicht offiziell Teilzeit befristen, deswegen ging das nur einmal). Ich habe mich stets und ständig extern beworben, mit 2 Unternehmen ging das bis zur Gehaltsverhandlung – und dann habe ich doch wieder einen Rückzieher gemacht. Eine Promotionsstelle hatte ich schon, die ich dann doch nicht angetreten habe.
Es ging nicht vor und nicht zurück. Ich konnte mich nicht ganz und gar und aus vollem Herzen gegen meinen Arbeitgeber entscheiden, aber auch nicht dafür. Das alles mündete in einer Freistellung von dreieinhalb Monaten im Jahr 2019.
Man kann berechtigterweise fragen, warum in aller Welt ich mir das die ganze Zeit angetan habe. Nun, hätte ich den Mut gehabt, einfach zu gehen, dann hätte ich es wohl gemacht. Hatte ich aber nicht. Von irgendwas leben muss ich ja auch, war privat gerade total gut in Hannover angekommen und hatte wenig Ambitionen, direkt wieder zu gehen. „Mäuschen, wenn es dir nicht gefällt, dann such dir halt was anderes.“ Ja, vielleicht. Vielleicht war es aber auch einfach genau richtig so, wie es war – dazu gleich mehr.
Zu Beginn der 3 Monate musste ich meiner Personalsachbearbeiterin versprechen, dass ich während der Zeit nicht kündigen würde. Offenbar war ihr durchaus bewusst, wie nah ich da dran war – einfach, weil ich nicht mehr konnte, diese fiese Lebenszeitverschwendung nicht mehr ertragen konnte. Ich hatte jedoch mit ihr sehr viel Glück und ich habe zudem noch einen großartigen direkten Vorgesetzten, der mich in all diesen Zeiten unterstützt hat, wo er nur konnte. Aber irgendwann musste auch er einsehen, dass er das Unternehmen für mich nicht verändern kann. Und dass die Dinge, an denen ich mich störe, nunmal systemimmanent sind. Sie betreffen keine einzelne Abteilung.
Meine Auszeit vom Großkonzern – dreieinhalb ganze Monate nur für mich
Im Juli letzten Jahres ging es nun los – dreieinhalb ganze Monate nur für mich zur freien Verfügung. Ich tat was man so tut mit Ende 20 und kaufte mir einen Bus. Freddie, ein T4 Multivan den ich immernoch habe und auch nicht mehr hergeben will.
Der Einstieg in meine drei freien Monate war das ZEGG Sommercamp. Einen besseren Einstieg hätte es fast nicht geben können. Im Nachhinein gibt es drei Dinge, die für mich in dieser freien Zeit extrem wichtig waren: Der große Abstand zum Unternehmen, mein persönliches Umfeld und die Heldenreise.
Das Eintauchen in die ZEGG-Welt hat für mich den größtmöglichen Abstand hergestellt, den ich zur Konzernwelt hätte haben können. Ein besseres Umfeld als das ZEGG mit alten und neuen Bekannten, Menschen, die ticken wie ich, unermüdlichen Weltverbesserern, liebenden Menschen, die sich der Heilung der Welt verschrieben haben hätte es nicht geben können. Und ein paar schräge Vögel, die einfach so andere Leben leben als ich es tue, dass auch das mich aus meiner Wohnen-Arbeiten-Schlafen-Routine so schnell rausgekegelt hat wie man es sich nur vorstellen kann.
Und auf die Heldenreise als Seminarform kam ich sowieso nur, weil eines schönen, lauen Sommerabends beim Abendessen im ZEGG unter freiem Himmel „zufällig“ drei Menschen um mich herum saßen, die alle schon eine Heldenreise absolviert hatten und mir ganz eindringlich rieten, das doch auch zu machen – insbesondere in meiner damaligen Situation. Halb im Spaß und halb im Ernst nahmen sie mir ein Versprechen ab, dass ich mich darum kümmern würde. Ich hatte mich ja schon längst dafür entschieden nach den ersten 2 Sätzen, die ich darüber gehört hatte. Deswegen willigte ich ein. Danke Georg, Marian und Corinna 🙂
Dazu passt: #Erfahrungsbericht Heldenreise – zurück zu deiner Essenz
Zu Beginn der Heldenreise sollten wir in aller Kürze Bilder malen, wie verschiedene Lebensbereiche sich im Moment anfühlten – unter anderem unsere Arbeit. Ich hatte die grauen Bodenplatten im Sinn, die in unseren alten Büros liegen. Diese grauen, kargen, energiesaugenden Teppichplatten. Und die Menschen darauf, die jeder einzeln auf diesen Platten sitzen, häufig ohne echte Verbindung (im Sinne von Begegnung als Menschen) zueinander. Als ich fertig war musste ich mir eingestehen, dass mein Bild aussah wie ein Gefängnis. Und genau so fühlte es sich auch an. Da wusste mein Stift wieder besser was ich eigentlich fühle als mein Kopf 😀 Naja, passiert.
Nach der Woche Heldenreise gab es zumindest einen zweiten Bereich und die Gefängnisstäbe wurden etwas sanfter und wellenförmig. Der Bereich daneben zeigte nun eine Trommel – als Symbol für meinen eigenen Rhythmus, meinem Herzschlag, dem ich nun stärker folgen wollte. Vor allem auch bei der Arbeit. Und ich habe tatsächlich angefangen, trommeln zu lernen 🙂
Die weiteren drei Monate verbrachte ich viel mit Menschen, die ich lange nicht gesehen hatte und die mich gut kennen. Und denen die Arbeit im Großkonzern zum größten Teil sehr fremd ist. Und ich war auch durchaus häufiger mal nur mit mir und meinem Hund draußen in der Natur. Dabei sind ganz viele ganz kleine Erkenntnisse entstanden oder Gefühle haben sich verfestigt. Die Entscheidung, unsere Partnerschaft auf eine neue Stufe zu heben und zusammenzuziehen fiel auch in dieser Zeit. Und auch die Entscheidung, dass gerade nicht die Zeit ist, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Es wäre ja doch nur wieder Ego gewesen und ich entschied nach und nach, dass mein Ego die längste Zeit die Hoheit über meine Entscheidungen hatte. Ich wollte meinem Herzen mehr Entscheidungen überlassen und der Freude folgen. Ich wurde friedlicher mit mir und hörte nahezu auf, meine Bedeutsamkeit in dem finden zu wollen, was ich tue.
„We are human beings, not human doings“ hat irgendein kluger Mensch gesagt. Und ich wurde besser darin, mit meinen Sein zufrieden zu sein ohne ständig irgendetwas tun zu müssen.
Vom Vorwurfskarussell zur Eigenverantwortung: Mein Weg zur inneren Klarheit
Es ist doch ein relativ einfacher Weg, die Schuld an meiner Unzufriedenheit dem Unternehmen zuzuschieben. Weil DIE DA so komisch sind kann ich nicht zufrieden sein. Hihi. Deswegen muss sich DAS UNTERNEHMEN auch verändern. Und MEINE CHEFS sowieso. Ja na klar. Die sind überhaupt das größte Problem, diese Manager.
Die freie Zeit gab mir die Möglichkeit endlich zu sehen, dass dieses Vorwurfskarusell nirgendwohin führte. Es mag ja sein, dass es mit anderen Chefs, einem anderen Unternehmen und überhaupt anderen Umständen alles viel besser wäre. Das weiß ich aber nicht wirklich und beeinflussen kann ich es ohnehin so gut wie gar nicht. Zumindest nicht kurzfristig. Und schon gar nicht mit „Ihr müsst doch endlich mal“-Nachrichten. Deswegen entschied ich mich (vielleicht zum ersten Mal wirklich in meinem Leben?) für meine Eigenverantwortung in der Angelegenheit. Ich fing an, die Umstände akzeptieren zu lernen und an mir zu arbeiten.
Und ich merkte: Die Entscheidung, mich anzupassen und nicht ganz und gar ich selbst zu sein, in einer Art abgespeckten Arbeitsversion meiner Selbst rumzulaufen, die hatte ja ich getroffen. Dazu hat mich vielleicht jemand gebracht, aber niemand gezwungen. Und dann kann ich mich ja auch wieder Umentscheiden. Umentscheiden konnte ich mich in den Monaten vorher ja sowieso gut, dann könnte ich diese Fähigkeit nun auch einmal für etwas Sinnvolles nutzen.
Aus dieser Zeit sind einige Erkenntnisse rausgepurzelt, die ich nun gerne noch mit dir teilen möchte. Und dann komme ich langsam zum Schluss – versprochen.
Meine persönlichen Glücklichmacher
Die nachfolgenden Erkenntnisse sind alle welche, die nur mich selbst betreffen und nicht das Unternehmen. Vielleicht ist etwas dabei, was du für dich mitnehmen kannst. Und wenn du andere Erkenntnisse hast oder eine Meinung dazu, dann freue ich mich über Nachrichten oder Kommentare dazu 🙂
1. Werde dir klar, was du wirklich, wirklich willst im Leben und es ist (fast) egal, für wen du arbeitest.
Diese Erkenntnis kam mir in einem Podcast von „On the way to new work“ mit Friedjof Bergmann, dem Urvater des New Work Gedankens (Link folgt weiter unten). Es gibt dieses Buch von Eva Zurhorst „Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest“. Mittlerweile glaube ich, dass es sich mit der Arbeit genauso verhält. Wenn du weißt, warum du hier bist und was dein Geschenk für die Welt ist, dann ist es egal an welcher Stelle in der Menschheit du es auspackst.
2. Mein Arbeitgeber definiert nicht, wer ich bin.
Sondern ich. Basta. Ich hatte so große Angst, genauso zu werden wie diese Menschen, die da seit 30 Jahren rumlaufen, sich zu Hause ihre Kontoauszüge an die Wand nageln, ein viel zu teures Einfamilienhaus kaufen und den Rest des Monats mit motzen verbringen. Das kann es ja nun wirklich nicht gewesen sein. Und zu verstehen, dass ich selbst es bin, die mich zu der macht, die ich nunmal bin war sehr heilsam. In meinem privaten Umfeld gilt es eher als uncool und spießig, in einem Großkonzern zu arbeiten. Und auch da – zu verstehen, dass andere Menschen ein Recht auf Ihre Meinung haben und das mit mir erstmal gar nichts macht, hat mir eine große Freiheit verschafft. Und die, die mich wirklich gut kennen, wissen, wer ich bin und wie ich ticke.
3. Das Unternehmen ist nicht dafür verantwortlich, mich glücklich zu machen.
Das war eine Transferleistung von einer Erkenntnis, die ich schon vor einigen Jahren in Bezug auf meine Partnerschaft haben durfte: Mein Partner ist nicht dafür verantwortlich, mich glücklich zu machen, dafür zu sorgen, dass ich mich geliebt, wertvoll und geborgen in der Welt fühle. Das ist einzig und allein meine Verantwortung. Und ebenso ist das im Unternehmen. Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen in so einen Großkonzern kommen, um sich Gefühle von Bedeutsamkeit, Sicherheit, vielleicht sogar Macht und Größe der eigenen Person dort abzuholen. Und die sind dann furchtbar enttäuscht, wenn sie das dort nicht bekommen. Überraschung. Bei mir waren es eher Selbstverwirklichung, Sinnstiftung und Welt-verbessern-können. Aber auch dafür ist das Unternehmen nicht verantwortlich. Diese Verantwortung wieder zu mir zu nehmen und selbst wahrzunehmen hat viel verändert. Ich lebe mein Leben nach meinen Maßstäben und so wie ich Lust darauf habe. Das Unternehmen ist nur ein sehr kleiner Teil davon.
Und auch wie in einer Partnerschaft KANN eine Arbeit all diese Bedürfnisse erfüllen. Aber wenn, dann als schöner Nebeneffekt und eben nicht in der Hauptverantwortung. Nur wenn ich mit mir grundsätzlich glücklich bin, kann mich die Arbeit noch glücklicher machen.
In diesem Kontext habe ich auch die Entscheidung getroffen, dass ich nicht das notwendige Spiel mitspielen werde, um irgendwann Führungskraft zu werden. Ich glaube, dass ich viel zu geben habe und außerdem eine große und größer werdende Freude daran, Menschen für sich selbst zu begeistern. Und dafür, wie schön Leben sein kann. Aber das kann ich auch ohne Schulterklappen und ohne die Unterstützung des Unternehmens. Auch, weil ich mich nicht mehr darüber definiere, welche Rolle ich da habe. Große Klarheit herrscht da und fühlt sich gut an.
4. Lass dich nicht in ihren Sturm ziehen, sondern ziehe sie in deinen Frieden.
Das ist vielleicht die Erkenntnis, die für mich am schwierigsten umzusetzen ist. Es geht so unfassbar schnell – auch, je nachdem in welchem Bereich man gerade arbeitet. Abteilung XY macht ihren Job nicht, was sind denn das alles für Idioten, der will ja auch nur Karriere machen und die Vorstände haben überhaupt von nichts eine Ahnung. Was die wieder für dumme Entscheidungen treffen. Sturm. Sogar Sturmflut. Und hilft keinem weiter.
Wenn ich meine Energie auch in diesen Sturm gebe, wird der nämlich nur noch stärker. Und diese Entscheidung obliegt jedem selbst. Es gibt eine schöne Meditation dazu von meiner Lieblingspodcasterin Laura Seiler die da heißt „Friede beginnt in mir“. Sie hat die Meditation eingesprochen, es ist eine alte buddhistische Meditation glaube ich.
Echte Begegnung, Kreativität, Freude, Sinnhaftigkeit, Potentialentfaltung – all das kann nur in Frieden geschehen. Solange wir mit kämpfen beschäftigt sind, ist für alles andere zu wenig Energie da. Deswegen – lass den Frieden bei dir beginnen. Und auch ich darf jeden Tag aufs Neue üben (vor allem auch üben, mir selbst zu vergeben, wenn ich mal wieder mitgestürmt habe…).
5. Verbinde dich mit Gleichgesinnten und steh zu dir!
Ich bin in diesen Jahren immer wieder an einen Punkt gekommen, an dem ich mich dem Urteil anderer hingegeben habe. Wenn die das alle so machen, dann muss es ja richtig sein und ich bin komisch. Wenn ich die Einzige bin, die es anders will, kann es ja kein echtes Problem sein. Dann muss ja ich das Problem sein. NEIN, STOPP! Vielleicht haben die anderen nur (auch) verlernt, zu sich zu stehen.
Das ist eine der schönsten Erkenntnisse, die ich vor allem seit meiner Rückkehr haben durfte. Wenn man anfängt vorzuleben, sich zu öffnen, voranzugehen, mutig zu sein, dann gibt es plötzlich ganz viele – oder zumindest eine signifikante Anzahl – an Menschen, die ähnliche Bedürfnisse haben. Die selbst schon viel zu lange geschwiegen haben. Die auch dachten, dass sie komisch sind. Wir sind aber nicht komisch, sondern das Unternehmen im Moment noch ein bisschen.
Wir (die Menschheit) haben da eine sehr merkwürdige und eigentlich total menschenunfreundliche Umwelt geschaffen hinter diesen Werksmauern. Aus evolutionsbiologischer Sicht vollkommen abstrus. Eine Umwelt, in der es wenig Zusammenhalt gibt, in der das ICH oft wichtiger ist als das WIR. Eine Umwelt, in der wir unsere Kollegen und Vorgesetzten zu unfreiwilligen Bedürfniserfüllungsgehilfen machen für unsere eigenen, unerfüllten Bedürfnisse.
Für mich ist es deswegen mittlerweile so wichtig geworden, mich regelmäßig wieder mit diesen Menschen zu verbinden, die das auch sehen können. Manchmal reicht eine kurze Email. Manchmal braucht es anderthalb Stunden Mittagessen. Dort bekomme ich wieder die Anbindung und das Gefühl von „unsere Herzen wissen schon, was richtig ist.“ Nicht im Ego-Sinne von „Wir wissen doch alles besser“ sondern wieder zu lernen, den eigenen Gefühlen zu vertrauen. Das geht einfach besser mit einem Gegenüber, jemandem, der einen selbst spiegeln kann. Und nötigenfalls auf Egofallen hinweist. Denn dann entsteht Verbindung, Frieden, Sinnhaftigkeit und echte Erfüllung, wo wir sie gar nicht erwartet hatten.
Und ja, es kann passieren, dass Menschen dich dann als esoterische Weltverbesserin bezeichnen. Mit dieser Bezeichnung kann ich gut leben. Auch, weil „esoterisch“ in seiner eigentlichen Wortbedeutung erstmal nur „von innen heraus“ heißt. Im Gegensatz zu „exoterisch“ – von außen. Und ja, ich glaube so eine Veränderung wie sie uns gerade bevorsteht geht nur von innen heraus. Aus den Herzen der Menschen und nicht aus den Köpfen der Geldgeber.
Und nun? Wie ist der Status Quo und wie geht es weiter mit mir und meinem Großkonzern?
Seitdem ich im November 2018 wieder ins Unternehmen zurückgekehrt bin – natürlich nicht ganz ohne Bauchschmerzen – passieren spannende Dinge. Am besten passt der englische Ausdruck „things fall into place“ – die Dinge fallen an ihren Platz. Ich muss mich gar nicht mehr so anstrengen und alles sortiert sich so, wie es gut ist. Ich treffe die richtigen Menschen, es entstehen Verbindungen, die sich gegenseitig stärken. Es fallen mir Themen entgegen, für die ich mich begeistern kann und bei denen ich vielleicht wirklich etwas beitragen kann. Vor allem für die Menschen, gar nicht so sehr direkt für das Unternehmen. Ich finde mich in einer Situation wieder, die ich noch vor einem Jahr nicht für möglich gehalten hätte – sie nennt sich Zufriedenheit. Es gibt tatsächlich Tage, an denen ich erfüllt und zufrieden nach Hause gehe. Nicht immer, aber immermal wieder.
Vor all dem war es für mich immer total wichtig, ein Enddatum zu setzen für meine Tätigkeit im Unternehmen. Bis dahin wollte ich dann unbedingt etwas anderes gefunden haben, erfolgreich geflüchtet sein. Im Moment kann ich aus vollem Herzen sagen, dass ich keine Ahnung habe, wie lange ich da sein werde. Es können 3 Monate sein, 3 Jahre oder 30 Jahre. Ich weiß es nicht. Im Moment fühlt es sich richtig an, da zu sein. Ein bisschen, als soll das so sein. Und wenn das mal irgendwann nicht mehr so ist, dann wird es wieder Zeit sein, einen neuen, richtigen Weg zu finden.
Ein anderes Gefühl was sich noch eingestellt hat ist, dass ich nicht mehr so angestrengt versuchen muss, irgendetwas zu verändern. Sondern ich bin einfach da. Und wenn ich Lust und Kraft habe hier und da ein kleines Kieselsteinchen oder auch ein größeres Steinchen mit in den Veränderungsprozess einzubringen, dann ist das so. Und wenn nicht, dann nicht. Denn mittlerweile gibt es so viele von uns, dass sich da ganz von alleine ein Lavastrom seinen Weg bahnt – vor allem von unten. Einer, der gerade noch ein kleines Rinnsal ist, aber den schon jetzt niemand mehr aufhalten kann. Der kennt seinen Weg. Ich muss nicht mehr alles selbst machen.
So what? Zufrieden im Großkonzern?
Bis hierhin war es ein langer Weg, nicht nur für dich zum lesen 😀 Auch für mich und ich bin gespannt wie er weitergeht. Der Artikel ist eine Momentaufnahme und es bedarf Arbeit, dabeizubleiben. Und ich bin auch gespannt, wie lange das Unternehmen braucht, bis ich nicht mehr das Gefühl habe die Einzige in unserer „Paarbeziehung“ zwischen Unternehmen und Mitarbeiter zu sein, die an sich arbeitet. Im Moment entsteht das Gefühl von „viel Gerede und Getue, aber wenig sichtbare Ergebnisse“ auf der Unternehmensseite, um es mit den Worten von Friedjof Bergmann zu sagen. Allerdings erkennt man auch nicht immer gleich, wo sich etwas verändert und ist manchmal hinterher überrascht, wie sehr es doch schon anders ist, wenn man mal genau hinschaut.
Weiterführende Links und Empfehlungen
Das waren bis hierhin erstmal nur meine Erkenntnisse. Es gibt natürlich andere Menschen, die schon viel länger und auf ganz anderen Ebenen Veränderungen in der Arbeitswelt und vor allem in den Menschen begleiten. Einige davon möchte ich dir hier abschließend noch ans Herz legen. Es gibt unendlich viele gute Bücher, Filme und Podcasts, aber ich habe mich entschieden pro Genre wirklich nur meinen (derzeitigen) Lieblingsvertreter zu benennen:
- Der Podcast „On the way to new work“ und dort insbesondere die Folge #100 mit Friedjof Bergmann, dem Urvater der New Work Bewegung. Ewig lang, aber jede Minute wert.
- Das Buch „Search Inside Yourself“ von Chade-Meng Tan. Er ist derjenige, der das gleichnamige Achtsamkeits-Programm bei Google entwickelt und eingeführt hat. Sein Ziel war es, ein Achtsamkeitsbuch für Ingenieure zu schreiben, das scheint ihm gut gelungen.
- Die Filme von Augenhöhenwege. Hier werden schon seit einigen Jahren Unternehmen auf ihrem Weg in die neue Arbeitswelt begleitet. Es gibt viele Einsichten und bewegende Momente. Es gibt einige Kurzfilme, die „normalen“ Filme gehen auch nur eine knappe Stunde und sind dadurch leicht verdaulich.
- Einer meiner liebsten Blogs (und mitterweile auch Podcast) ist mymonk. Der Autor, Tim, war früher selbst Unternehmensberater und berichtet immer wieder von seinen kleinen und großen Erkenntnissen.
PS: Ich durfte Auszüge dieses Artikels auf einer unternehmensinternen FuckUp-Night als Redebeitrag einbringen. Ich versuche dadurch, Erkenntnis Nummer 5 direkt in die Tat umzusetzen, in der Hoffnung, dass sich Menschen darin Wiedererkennen. Und erkennen, dass wir kein Gefühl so hinnehmen müssen wie es ist. Wir sitzen immer im Kontrollzentrum unserer Gefühle, wenn wir denn wollen
Was denkst du über den beschriebenen Weg und die Erkenntnisse? Hast du weitere und andere Gedanken, an denen du mich und uns teilhaben lassen möchtest? Wie geht es dir mit deiner Arbeit – egal ob im Konzern oder nicht? Ich bin sehr gespannt auf deine Meinung, entweder in den Kommentaren oder an luise at zeitgeistich punkt de!
Und wenn du den Artikel magst – spread the love and share the happiness (auf Facebook, Pinterest oder wo du sonst bist). Ich danke dir von Herzen.
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Titelfoto von Dakota Corbin auf Unsplash
Liebe Luise, Danke für den Artikel und die Schilderung deines Weges zu mehr Eigenverantwortung und Selbstliebe. Ich weiß, dass dieser Weg für dich und dein berufliches Umfeld nicht immer einfach war. Heute freue ich mich zu sehen, wie gut es dir jetzt geht! Ich wünsche allen Lesern, dass sie sich etwas für Sich und Ihr Leben aus deiner Geschichte mitnehmen können. Ich konnte dies bisher und bin dir dafür dankbar.
Liebe Luise, nachdem du bei mir kommentiert hast, war ich neugierig auf die Website hinter deinem Link und bin dann ganz schnell auf diesen sehr spannenden Artikel gestoßen. Ich war im letzten Jahr in einem mittelständischen Unternehmen beschäftigt und teile deine Erkenntnisse – auch auf kleinerer Skala. Hab mich auch immer wieder wieder erkannt 🙂 Ich bin für mich nun aber zu einem anderen Schluss gekommen – nämlich dass ich wieder den Job wechsle, weil bei mir die Wirksamkeit zu kurz kam. Ich denke auch nicht, dass ein Unternehmen dafür verantwortlich ist, mich glücklich zu machen, gleichzeitig will ich ebenso wie bei der Partnerwahl immer wieder beurteilen, ob die positiven oder die negativen Momente überwiegen und was sich da noch tun lässt und dann entsprechend eine Entscheidung treffen.
Liebe Sabrina,
lieben Dank für deinen Kommentar und dein Feedback! Ja, ich glaube auch dass das ein Thema in vielen großen Unternehmen ist – wie groß genau, ist dann schon schnell gar nicht mehr wichtig. Und ich verstehe deinen Entschluss gut, stand ja auch selbst oft genug kurz davor und hatte wahrscheinlich auch einfach viel Glück mit meinem direkten Umfeld. Und ich denke, aus vollem Herzen zu gehen ist genauso wertvoll wie aus vollem Herzen zu bleiben. Von daher freue ich mich, dass du deinem Herzen gefolgt bist 🙂 Alles Liebe!
Liebe Luise,
Vielen Dank für deinen ausführenden Bericht. Ich bin auch in einem Großkonzern tätig. Sehr gute Bezahlung, kleines Eigenheim und der Rest naja. Danke für deinen Einblick im Verhalten. Ich hatte mir noch nie die Frage gestellt das es nicht die Aufgabe meines Vorgesetzten ist mich im Unternehmen glücklich zu machen. Ich hatte in der Vergangenheit die Gelegenheit Führung zu übernehmen aber ich hatte abgelehnt. Mir ist noch mehr Geld sowas von Egal da ich unter meinen Verhältnissen leben kann. Ich verwirkliche mich selbst in meiner Freizeit. Mache Kunst und viel Bewegung. Mein Konzernjob erlaubt mir neben guter Bezahlung auch die Freizeit all diese Hobbies zu machen. Auch wenn es öfters anstrengend ist weil die Mentalität des Unternehmens mich öfter aussaugt. Ich arbeite mittlerweile 17 Jahre im Konzern und rückblickend hab ich schon einiges erreicht aber ist halt ein Konzern. Nochmals danke für deinen Artikel hat mir an einigen Stellen sehr geholfen.
Gruß Dominik
Hallo Dominik,
lieben Dank für deinen Kommentar und den Einblick in dein „Konzern-Leben“. Es freut mich, dass du aus dem Artikel etwas für dich mitnehmen konntest. Und es scheint mir, dass natürlich auch jeder seinen ganz eigenen Weg finden darf, sein oder ihr Leben so zu gestalten, dass es einfach Freude macht. Viele Grüße & alles gute Dir und deiner Familie!
Luise
Liebe Luise,
vielen Dank für diesen tollen Artikel. Beim Durchlesen dachte ich mir an enigen Stellen, der Text könnte genau so von mir geschrieben sein. Meine bisherigen Erfahrungen decken sich zu sehr großen Teilen mit deinen. Nach der Uni habe ich (mit Vitamin B :)) eine Stelle im Großkonzern bekommen. Ich zog in eine neue Stadt, hatte keine Beziehung und habe all meine Energie in den Job gesteckt. Ich war höchst motiviert, dachte, ich kann die Welt verändern und mich im Unternehmen verwirklichen. Nach wenigen Monaten musste ich feststellen, dass ich mit dieser Einstellung auf Granit beisse. Ich wurde zunehmend unzufriedener, verlor irgendwann komplett die Motivation, konnte mich kaum noch dazu überwinden morgens meinen Laptop anzuschalten und sah in all dem ganzen Tun keinen Sinn für mich und das Unternehmen. Letztendlich kam ich dann sogar ins Krankenhaus, weil ich einen Tag vor meinem Urlaub eine Mandelentzündung bekam. Die musste sofort operiert werden. Ich weiß nicht in welchem Zusammenhang die Erkrankung mit dem Job steht, aber es ist sehr naheliegen, dass es einen Zusammenhang gibt. Die Ereignisse haben sich überschlagen. Ich wollte vor dem Urlaub noch alles fertig kriegen, der Köper hat aber abgeschalten. Dadurch habe ich erst richtig kapiert, dass ich mich auf dem falschen Weg befinde. Ich lag eine Woche im Krankenhaus, war anschließend eine Woche Zuhause und hatte viel Zeit zum Überlegen. Das war um ehrlich zu sein die beste Zeit während meiner Anstellung in diesem Unternehmen. Zwei Monate später habe ich mich dazu entschlossen, den absolut sicheren, praktisch fast unkündbaren Job zu kündigen. Mir viel die Entscheidung nicht leicht. Jetzt arbeite ich in einem etwas kleineren Familienunternehmen. Auch hier läuft nicht alles perfekt, aber vieles ist hier anders. Ich bin aktuell zufrieden. Ob das ewig so bleibt, weiß ich nicht. Ich habe mich mittlerweile wie in deinem Artikel beschrieben, damit abgefunden, dass der Job und meine Vorgesetzten nicht für mein persönliches Wohbefinden vollumfänglich verantwortlich sind. Damals dachte ich immer, nur bei mir läuft alles so mieserabel und alle anderen bekommen es auf die Reihe. Jetzt weiß ich, sehr viele Leute führen einen inneren Kampf mit sich selbst oder/und ihrem Job. Die Frage ist immer, was macht man am Ende daraus. Jeder hat es selbst in der Hand und wir hier in unserem Kulturkreis haben das tolle Privileg, dass es uns grundsätzlich sehr gut geht.
So, jetzt habe ich mehr geschrieben, als ich eigentlich schreiben wollte 🙂 Das Theme beschäftigt mich nur aktuell sehr stark und es tut sehr gut, mit „Gleichgesinnten“ darüber zu sprechen/schreiben. Ich bin froh, dass ich heute „zufällig“ während meines Sonntagsblues auf deinen Eintrag gestoßen bin:)
Liebe Grüße
Tom
Wir haben uns letztens zufällig getroffen. Du hattest meinen Namen vergessen und ich leider deinen auch 🙂 Bei der Arbeit habe ich mich innerlich dich in die Liste der verwandten Seelen eingetragen.
Bei diesem letzten Treffen empfand ich dich besorgt und mit inneren Schmerzen überfüllt. Ich wünsche, dass es nur ein kurzer Zustand war.
Ich habe nach Meinung zur Arbeitskrise gesucht und bin auf deinen Blog gestoßen. Nach und nach kam mir es sehr bekannt vor. Beim Lesen von dem Namen Luise hat es ein sanftes Lächeln in meinen Gesicht gezaubert.
Wir sind viele, als wir denken. Unsere Herzen wärmen uns auf Distanz. Meine Entscheidung ist jetzt auch getroffen. Dein Artikel hat u.a. geholfen es zu treffen!
Fühle dich gedrückt. Alles liebe und gute, liebe Luise 😉