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Inteero

Erfahrungsbericht zum Online-Einrichtungsservice „Inteero“

Warum denn überhaupt ein Einrichtungsservice? Und warum Inteero?

Wir wohnen zum Zeitpunkt der Online-Einrichtung mit Inteero etwa seit zwei Jahren in unserer Wohnung. Ich bin gerade in Elternzeit, verbringe also einfach sehr viel Zeit zu Hause. Und da fallen mir alle kleinen und großen Baustellen sehr auf. Gleichzeitig habe ich nicht die Zeit, mir in aller Ruhe zu überlegen, wie genau es anders, praktischer und schöner werden darf. Ich beneide die Menschen, meist sind es die Frauen, die einfach von sich aus ein gutes Gespür haben und ganz mühelos Räume hübsch hinbekommen. Ich gehöre leider nicht dazu 😀

Man muss dazu sagen, dass Ästhetik – weniger bei mir selbst, sondern vor allem in Räumen und Umgebungen – für mich einen großen Wert hat. Meine Umgebung hat einen großen Einfluss auf mein Wohlbefinden. Deswegen brauche ich Räume in denen ich mich wirklich wohl fühle, die Ruhe und Geborgenheit ausstrahlen.

Der Fokus liegt auf unserem Wohn- und Esszimmer, dem Herzstück unserer Wohnung. Hier verbringen wir die meiste Zeit und gleichzeitig stellt uns dieser Raum vor die größten Herausforderungen, weil er im Grunde zu viele verschiedene Zwecke erfüllen muss, aber gar nicht über die Maßen groß ist. Hier essen wir im Alltag zu viert oder fünft, Weihnachten mit acht Personen. Hier spielen wir mit den Kindern, verbringen die Abende. Ich brauche hier Platz für die Yoga-Matte und auch ein Wäscheständer muss hier hin und wieder rein. Wir brauchen die Möglichkeit, ein Tablett abzustellen, da unsere Küche recht weit weg ist – alles sowas. Und hübsch soll es auch noch sein.

Außerdem mag mein Mann es gar nicht, wenn wir zu oft umräumen – es soll also eine Lösung her, die nicht zu oft angepasst werden muss, bis sie uns wirklich gefällt. Er hat – ganz klischeehaft – nicht so große eigene Ansprüche an die optische Gestaltung, findet es dann aber doch immer ganz schön, wenn ich fertig bin.

Es gibt verschiedene Anbieter, die dabei unterstützen, diese fertige Lösung zu erstellen. In Tests, die ich gelesen habe kam Inteero immer relativ gut weg und ist mit 149€ (im November 2023, mittlerweile sind es 179€) in den Kosten noch relativ überschaubar. Das ist natürlich trotzdem eine Stange Geld und wir haben lange überlegt, ob wir das wirklich machen wollen, weil es ja einfach auch so geht wie es nunmal ist. Für „hübsch“ geben wir sonst nicht so sehr viel Geld aus, der Versuch war es mir uns uns aber wert.

Anmeldung und Bedarfsanalyse: Ein unkomplizierter Start

Die Anmeldung bei Inteero verlief einfach und unkompliziert. Tatsächlich muss man als erstes Bezahlen, um überhaupt irgendwas angeben oder hochladen zu dürfen, darüber bin ich etwas gestolpert. Nachdem ich mich registriert hatte, wird man aufgefordert, typische „Welcher Stil gefällt dir am besten“-Bilder anzuklicken. Das hilft den Designern sicher. Dazu lädt man einen Grundriss des Raumes hoch und kann in Textform noch diverse Vorlieben, Stil-Wünsche und Bedürfnisse formulieren. Beispielsweise was sich ändern soll, welche Möbel man behalten möchte und dergleichen. Auch das Budget kann man an dieser Stelle angeben, unsere Designerin hat sich fast auf den Cent genau daran gehalten.

Zusätzlich gibt es ein (optionales) Telefonat mit dem oder der Designer/in, was ich auch wahrgenommen habe. Das war wichtig, denn Kristin, die mir zugeordnete Designerin, hat so glaube ich noch ein besseres Gefühl bekommen, was wir brauchen. Sie beendete das Telefonat mit „Oha, na ich schau mal, was ich euch im Tiny House-Stil planen kann“. Da wusste ich, sie hat unsere grundsätzliche Stauraum-Thematik in der Wohnung verstanden 😀

Dazu passt: Platzmangel ade: Kreative Ideen für mehr (schönen) Stauraum in kleinen Familienwohnungen

Neben den vielen sachlichen Anforderungen haben wir uns ein Zimmer im Boho-Stil gewünscht, was gerne lebendig sein darf, aber nicht überladen wirken soll.

Entwurfsphase: Kreative Vorschläge und Anpassungen

Nach dem Telefonat dauerte es nur wenige Tage, bis ich meinen ersten Einrichtungsvorschlag von Inteero erhielt. Oder besser gesagt zwei „Mood Boards“, aus denen ich wählen sollte, welches ich schöner finde. Auch dieser Zwischenschritt ist sehr sinnvoll, weil die Wahrscheinlichkeit, beim ersten Entwurf gleich einen Volltreffer zu landen doch eher gering ist. So kann man zeitig Korrekturen vornehmen (oder eben auch nicht), bevor zu viel Arbeit in den Entwurf geflossen ist. Noch ein paar Tage später kam dann der erste fertig visualisierte Vorschlag für unser Wohnzimmer. Spannend ist dabei, dass Kristina auch Entsprechungen für die Möbel und Gegenstände rausgesucht hat, die wir behalten wollen – inklusive Deckenlampe und Zimmerpflanzen. So kann man sich das Ergebnis wirklich gut vorstellen.

Ich war beeindruckt von der Kreativität und Vielfalt der Vorschläge, die Kristin für unser Wohnzimmer gemacht hat. Sie hat meine „Anforderungen“ und den Stil, den ich mir gewünscht habe, ziemlich perfekt eingefangen. Sogar die Möglichkeit, unseren Essbereich zügig von fünf auf acht Sitzplätze zu erweitern hat sie stilistisch ansprechend eingeplant und in zwei Varianten dargestellt.

Auch in diesem Entwurfsstadium gibt es wieder die Möglichkeit, Änderungswünsche anzubringen, beispielsweise den Esstisch und die Wandregale haben wir nochmal getauscht. Das ist tatsächlich relativ bequem, weil alle verwendeten Möbel unter den Visualisierungen aufgelistet sind und man sie entweder mit einem Herz favorisieren kann oder mit einem Pfeil angeben kann, dass sie ausgetauscht werden sollen. An dieser Stelle kann man die Möbel dann später auch bestellen.

Auch hier fand ich Kristina im Kontakt sehr nett, hilfreich und wirklich schnell! Nicht, dass solche Themen im Normalfall große Eile hätten, aber es ist ja auch spannend, den finalen Entwurf bald zu bekommen.

Umsetzung… jetzt sind wir dran

So schön es ist, Arbeiten auszulagern die andere Menschen besser können als wir… irgendwann ist es wieder an uns, weiterzumachen. Da einer der Ideen, die wir selbst eingebracht haben ein platzsparender und selbst gebauter Schrank hinter dem Sofa ist, hängt es bei uns gerade ein wenig. Den brauchen wir, um dort Gegenstände unterzubringen, damit wir dann eine unserer Kommoden verkaufen können und mit der Umgestaltung des Wohnzimmers weitermachen können. Mit zwei kleinen Kindern ist das nichts, was wir mal eben nebenbei machen können und vom Tischler ist es uns zu teuer, dafür, dass wir in einer Mietwohnung leben.

Es ist aber ohne Zweifel absolut hilfreich, einen fertigen Plan zu haben, auf den wir hinarbeiten. Wir sind rausgekommen aus dem Gefühl „irgendwie soll es anders sein“ und wissen nun, was genau anders werden soll. Ich hoffe einfach, dass wir Weihnachten 2024 (also ein Jahr nach der Beauftragung von Inteero), in unserem fertig umgestalteten Wohnzimmer feiern können. Schauen wir mal. Und trotzdem ist Umgestaltung natürlich ein Prozess, in dem sich Dinge verändern dürfen und der die Zeit bekommen soll, die er braucht. Und der in unserem Alltag auch nicht immer hohe Priorität haben kann und soll. Es ist ja auch jetzt schon ok und „bewohnbar“, nur eben nicht fertig.

Wie verdient Inteero Geld?

Klar ist, dass für unter 200€ inklusive mehrerer Visualisierungen und Änderungsschleifen niemand so eine Arbeit machen könnte. Ich vermute folgendes Prinzip, ohne es ganz genau zu wissen: Die Designer scheinen selbstständig zu sein, erhalten – hoffentlich – etwas vom gezahlten Grundpreis von Inteero und verdienen sonst Provisionen, wenn man die empfohlenen Möbel kauft. Direkt aus dem Inteero-Kundenportal kann man Möbel bestellen und sieht auch erst später, von welcher Marke die eigentlich sind.

Fazit Inteero: Ein empfehlenswerter Service für alle, die Wert auf ein stilvolles Zuhause legen

Insgesamt war meine Erfahrung mit Inteero sehr positiv und ich war überrascht, wie sehr Kristina es verstand, unsere Wünsche nicht nur optisch sondern eben auch funktional umzusetzen. Ich hatte vorher ein wenig die Befürchtung, dass es zwar hübsch wird, aber für uns nicht alltagstauglich. Diese Befürchtung hat sich ganz und gar nicht bewahrheitet. Wir freuen uns nun, nach und nach unser Wohn- und Esszimmer in einen wirklich stimmigen und gemütlichen Raum zu verwandeln.

Diese Arbeit nimmt mir Mental Load ab, der sonst sowieso da wäre und das Ergebnis ist – weil es jemand macht, der es einfach gelernt hat – sehr viel besser, als wenn ich es selbst machen würde.

Wenn wir mit dem Wohn- und Esszimmer fertig sind, kann ich mir gut vorstellen, auch weitere Räume unserer Wohnung von Inteero, gern auch wieder von Kristina, gestalten zu lassen.

Dazu passt: Praktische Wohnraumplanung für Familien: Tipps, Gedanken & konkrete Ideen

Was denkst du darüber? Welche Rolle spielt Ästhetik für dich und euch? Und kommt so ein Service für euch in Frage? Ich bin sehr gespannt auf deine Meinung, entweder in den Kommentaren oder an luise@zeitgeistich.de! Und wenn du den Artikel magst – spread the love and share the happiness (auf Facebook, X, Instagram, Pinterest oder wo du sonst bist). Ich danke dir von Herzen.

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Planung Elternzeit

Der einzig wichtige Herzens-Tipp für die Planung eurer Elternzeit

Wenn uns werdende Eltern fragen, was es zur Planung der Elternzeit zu wissen gibt, wollen sie meistens die klugen Tricks und Kniffe wissen, um möglichst viel finanziellen Vorteil aus dieser Zeit zu holen oder sagen wir: möglichst nichts durch Unwissen zu verschenken. So weit, so verständlich. Das ist auch wichtig und haben wir auch gemacht, dazu gibt es aber schon genug Artikel 😀 Aber um auch dieses Bedürfnis zu erfüllen hier die beiden Tipps, die wir dazu immer geben: schaut, ob es sich für euch lohnt rechtzeitig die Steuerklassen zu wechseln (wenn ihr verheiratet seid), das kann das Netto erhöhen und damit direkt das Elterngeld. Und Partnerschaftsbonusmonate sind eine feine Sache, aber auch da hilft Google euch gern weiter 🙂

Neben den finanziellen Aspekten gibt es aber ein paar andere Dinge, die mindestens genauso wichtig sind, um diese erste, sensible und irgendwie magische Zeit zu planen.

Warum eine entspannte Elternzeit so wichtig ist

Es ist 04:30 Uhr in der Nacht und ich schreibe dem Bärtigen eine Nachricht „seit 3 Uhr wach“. Das bedeutet so viel wie: die Nacht mit dem Baby ist gerade anstrengend, wenn du den Großen alleine in den Kindergarten bringen kannst und uns schlafen lassen kannst, dann mach das gerne. Wenn es gerade nicht geht, dann ist wecken auch ok.

Warum ich ihm das schreibe? Weil ich es kann. Weil wir es können. Weil wir unsere Elternzeit so geplant haben. Flexibel auf das zu reagieren, was bei uns und unseren Kindern gerade ist. Der Hauptgrund dafür ist, dass wir uns entschieden haben – für Zeitwohlstand. Dafür, unser Leben zu entschleunigen und alle weniger zu „müssen“. Insbesondere in dieser Zeit der Elternzeit, in der die Kinder so klein, so niedlich und manchmal auch so anstrengend sind und wir oft nicht die Unterstützung haben, die es bräuchte.

Die Zeit der Elternzeit ist unser gemeinsamer Start. Diese Zeit und wie wir mit ihr umgehen legt den Grundstein für alles, was später kommt. Wie wir miteinander sind, wie viel Kraft die Erwachsenen haben, den Alltag zu formen, sodass er günstig für unsere Familie und alle Mitglieder ist. Wie wir überhaupt Familie sein wollen. Rituale zu finden und auszuprobieren, die nähren, die uns Kraft geben, die Pausen zulassen und flexibles reagieren auf das, was gerade ist, ermöglichen.

Die Elternzeit ist der Beginn eines neuen Lebensabschnitts und viel ruckelt sich neu zurecht – im Innen und im Außen. Nicht nur bei den Kindern, vor allem auch bei den Erwachsenen. Die ersten Monate und Jahre sind die Basis für eine gesunde Psyche, ein gesundes Bindungsverhalten und ein gutes Urvertrauen unserer Kinder. Wir arbeiten quasi am Fundament, damit es später nicht (oder nicht so sehr) wackelt. Das geht einfach besonders gut, wenn die Zeit dafür so richtig da ist.

Kurzer Exkurs zum Thema Elternzeit

Jedes Elternteil hat Anspruch auf jeweils 3 Jahre Elternzeit! Das schreibe ich auch, weil ich in vielen Gesprächen ein „Hä? Echt?“ kriege – und das, wo wir schon in einer sehr liberalen sozialen Blase leben. Diese 3 Jahre kann man nehmen – derzeit zusammen oder einzeln in bis zu 3 Zeitabschnitten und bis das Kind 8 ist. Soweit die Sachlage zur Planung der Elternzeit 🙂

Und man kann die Elternzeit für „Arbeiten in Elternzeit“ nutzen, wenn man den Vollzeit-Anspruch bei seinem Arbeitgeber noch nicht ganz aufgeben will. Ebenso kann man dafür die Brückenteilzeit nutzen – einmalig für bis zu 5 Jahre. Es gibt viele Möglichkeiten, erstmal auszuprobieren, was allen gut tut.

Vom „müssen“ und „sollen“ zum „können“ und „wollen“

Es gibt Dinge, die müssen. Der Große muss einen Fahrradhelm anziehen und sich anschnallen lassen. Wir müssen ins Bett. Mama und Papa müssen Essen und Trinken und wollen auch mal im Bad alleine sein. Wir müssen nach Hause, wenn es dunkel wird und allen kalt ist. Und trotzdem gibt es noch viel mehr Situationen in denen es sich lohnt, zu fragen: müssen wir wirklich?

Muss ich mit Baby auf dem Arm die Kindergarten-Eingewöhnung vom Großen machen oder kann Papa das übernehmen? Muss der Große bis 15 oder 16 Uhr im Kindergarten sein, auch wenn es augenscheinlich viel zu viel für ihn ist, oder kriegen wir das anders organisiert? Muss Papa direkt von der Arbeit in den Nachmittag mit den Kindern starten oder können wir – zumindest hin und wieder – eine Pause organisieren? Muss ich das Baby wecken, weil wir unbedingt los müssen oder können wir entspannt später los oder nachkommen?

Hier hilft es einfach, Achtsamkeit zu entwickeln, an welchen Stellen es in unserem Kopf sagt „aber das muss doch“. Und dann zu hinterfragen: Wirklich? Immer? Warum? Das gilt insbesondere für die Planung der Elternzeit, denn einen großen Teil des Stresses, der insbesondere mit kleinen Kindern entstehen kann, kann man einfach von vornherein vermeiden. Wie? Durch Zeitressourcen der Erwachsenen.

Müsst ihr (Eltern) wirklich?

Es gibt Familien, in denen geht es einfach nicht anders. In denen „muss“ ganz viel, weil es wirklich keine anderen Lösungen gibt. Das ist so und mit denen habe ich ein großes Mitgefühl, weil gerade die sehr viel mehr staatliche, ehrenamtliche, familiäre oder einfach nachbarschaftliche Unterstützung brauchen könnten. Sei es durch günstigere Elterngeld-Regelungen, bessere Betreuungsmöglichkeiten und dergleichen. Gleichzeitig bin ich wahnsinnig dankbar, dass wir die Wahl haben. Dass wir niedrige Fixkosten haben, von Elterngeld und dem Teilzeit-Einkommen meines Mannes gut leben können und des Rest selbst aufstocken können.

Wir haben aber auch eine Menge Familien im Umfeld, die könnten weniger arbeiten, tun es aber nicht. Sie haben entweder intrinsischen (z.B. Karriere) oder extrinsischen (z.b. Hauskauf) Druck, trotzdem mehr zu arbeiten. Und wenn die individuelle Gleichung für die Familie aufgeht, die Menschen mit ihrer Wahl glücklich sind, es den Kindern damit gut geht, dann ist das natürlich wunderbar. Wir wollen mit diesem Artikel einfach dazu ermutigen, ganz bewusste Entscheidungen zu treffen und sich nicht von „naja, es machen ja alle so“ zu sehr beeinflussen zu lassen. Es ist eure Entscheidung, wie ihr euer Familienleben lebt – in dem Rahmen der euch individuell zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Und die sind oft mehr, als wir auf den ersten Blick sehen. Unser Alltag ist ihre Kindheit. Da ist es wohl gut, bewusste Entscheidungen für die Planung der Elternzeit zu treffen, die individuell passen und stimmig sind.

Was wir aus diesen viel arbeitenden Familien manchmal hören und wie wir sie erleben – beim Abholen am Kindergarten, an der Bushaltestelle, auf dem Spielplatz – wäre für uns als Familie nicht stimmig. Ich möchte nicht den Großen für den Kindergarten fertig machen, während das Baby eine viertel Stunde weint. Ich möchte das Baby nicht im Anhänger weinen lassen, während ich den Großen abhole und nicht die Zeit (und die Nerven) haben, auf alle Bedürfnisse vielleicht nicht sofort, aber wenigstens zeitnah zu reagieren. Und ich muss auch ganz ehrlich sagen: ich könnte es nicht. Nicht, ohne irgendwann ruppig zu meinen Kindern zu werden und selbst einfach ziemlich fertig zu sein. Und bin dankbar, dass ich nicht muss.

Solche Situationen von Zeit zu Zeit mal ausnahmsweise zu erleben ist für Kinder sicher nicht schlimm und schadet auch niemanden, denn die gehören nunmal zum Leben dazu. Wenn die Grundenergie stimmt. Was schadet ist, sowas häufig erleben zu müssen und keinen Erwachsenen zu haben, der hinterher die Zeit und Kraft hat zu „reparieren“ oder einfach die Anstrengungen zu sehen und zu benennen, durch die wir alle in solchen Situationen hindurchgegangen sind. Und sich selbst wieder auszuruhen, um möglichst entspannt durch den Rest des Tages zu gehen.

Es muss uns gut gehen, damit wir gut für unsere Kinder da sein können!

Für all die klugen Ratschläge – seien es die Artgerecht-Bücher, Transparents oder die Kathy Webers dieser Welt braucht es gelassene Eltern, die Kraft haben, sich selbst zu „beeltern“. Gut für sich zu sorgen und nicht alles, was in ihnen getriggert wird, den Kindern entgegenzuschleudern. Zeit ist die Grundvoraussetzung dafür – für halbwegs entspannte Eltern.

Wir brauchen auch mal Ruhe für uns – Pausenzeit. Passt es heute, dass du den Großen holst? Dann kann ich noch kurz schlafen. Ja na klar! Heute passt es, morgen vielleicht nicht. Oder ich bin dran mit Mittagsschlaf.

Für mich war das Abholen vom Großen aus dem Kindergarten mit Baby auf dem Arm oder in der Trage beispielsweise lange, sehr lange eine wirkliche Herausforderung. Er ist sehr reizoffen und nach dem Kindergarten einfach „durch“ mit der Welt. Er kann nicht mehr kooperieren, auch wenn er wollte. Oder zumindest nur noch wenig. Anziehen in der Garderobe ist doof, Sachen dafür zusammensuchen sowieso. Der Fahrradanhänger ist zu eng (in Wintermontur verstehe ich das auch), das Baby greift nach seinem Essen und dann soll er auch noch in den 3. Stock laufen. All das, während das Baby eigentlich müde ist und auch Begleitung braucht. Es ist nicht menschenmöglich, diese Situation als Mama alleine zu meistern auf eine Art und Weise, die allen gut tut. Auch bei uns gibt es Tage, da geht es nicht anders. Dann kriegen wir das irgendwie hin, sind aber am Ende alle gestresst und kaputt. Diese Tage reduzieren sich aber dankenswerterweise auf ein Minimum.

Dazu passt: Lieblingsbuch: „Slow Family – sieben Zutaten für ein einfaches Leben mit Kindern“

Die Sache mit dem Geld

Es gibt 3 Jahre Elternzeit pro Elternteil, aber nur für insgesamt 14 Monate Elterngeld. Länger als diese 14 Monate zu Hause zu bleiben muss man sich also leisten können und wollen. Das ist ungünstig, aber es ist so und muss bei der Planung der Elternzeit berücksichtigt werden.

Eine liebe Freundin, die ich früher als durchaus karriereorientiert beschrieben hätte sagte rückblickend über ihre Entscheidung nach der Geburt ihres ersten Kindes relativ zeitig wieder arbeiten zu gehen: „Ich wollte meine Ersparnisse nicht angehen – „nur“ für die Elternzeit. Das war eine wirklich bescheurte Entscheidung. Es ist wahrscheinlich die wichtigste Zeit, die du erlebst.“ Nach der Geburt ihres zweiten Kindes ist sie länger zu Hause geblieben, weil es allen damit besser geht.

Die ersten paar Jahre nach der Geburt eines Kindes sind wohl die anstrengendsten, schönsten und intensivsten, die wir überhaupt in unserem Leben erleben. Das wird mit jedem weiteren Kind nicht anders 😀 Und warum soll ich denn ausgerechnet in dieser Zeit – die sowohl auf 40 Jahre Arbeitsleben als auch auf statistische 83,2 Jahre Lebenszeit verschwindend kurz ist – arbeiten, als hätte ich keine Kinder?

Und ja, wir verzichten durch unsere Planung der Elternzeit pro Kind auf Einkommen in Höhe von mehreren zehntausend Euro. Das ist so und das ist – für uns – ok so. Und wir gehen auch unsere Ersparnisse an und haben schon familiären finanziellen Zuschuss bekommen. Mein Stolz, es ganz allein zu schaffen ist nicht so groß wie der Wunsch, möglichst entspannt und dadurch liebevoll mit uns und unseren Kindern diese frühen Jahre zu erleben.

Außerdem haben wir Menschen eine wirklich starke Gegenwartspräferenz – wir überschätzen, wie hoch der Mehrwert von „jetzt mehr Geld“ ist, weil wir nur auf den aktuellen und vielleicht den nächsten Monat schauen und möglicherweise ein dickes Minus sehen. Schauen wir auf Jahre, sehen wir besser, wie gering der finanzielle Verlust im Vergleich zu unserem „Lebenseinkommen“ eigentlich ist. Insbesondere wenn man den Gewinn an Lebensqualität und -zufriedenheit dagegen rechnet, den alle erfahren, wenn weniger Stress im Familiensystem ist.

Quality Time oder Quantity Time?

Oft lese ist, dass es ja um die Qualität der Zeit geht und nicht um die Quantität. Für uns stimmt das einfach nicht. Ich kann nicht in einer halben Stunde „Mama-Zeit“ oder „Papa-Zeit“ am Tag den ganzen Tag oder zumindest Nachmittag nachholen.

Natürlich macht es einen Unterschied, ob ich die halbe Stunde, die ich mit meinem großen Sohn habe, wirklich bei ihm bin oder nebenbei noch was anderes erledigen muss. Das ist aber nur die eine Hälfte der Gleichung. Die andere Hälfte ist: wenn ich nur eine halbe Stunde Quality Time eingeplant habe, muss das Kind das in dieser Zeit auch wollen und dafür empfänglich sein. Und das ist nicht immer der Fall, oft brauchen Kinder auch einfach eine Zeit, um überhaupt erstmal zu realisieren, dass jetzt Mama-Zeit ist.

Der Bärtige mit unserer Baby-Tochter

Ich liebe es sehr, mit unseren Kinder zu „fließen“ – einfach Zeit zu haben und von Moment zu Moment schauen, was wir machen wollen. Höhle bauen, dem Lieblingsonkel einen Brief schreiben – mit Familienadresstempeln und Fingerfarben verziert, danach „üben wir alle Jonglieren“ – oder werfen zumindest die kleinen Bälle durch die Gegend. Unser Abendkreis nach dem Abendessen, an dem jeder sagt, was heute besonders schön war oder was einen gerade beschäftigt. Solche Tage sind für uns alle entspannt und nähren uns, unser Familiengefühl. Und machen uns tragfähiger für die stürmischen Tage.

Und ja, auch wir haben Babysitter und andere Formen der Unterstützung. Auch, weil wir keine Großeltern hier vor Ort haben. Denn manchmal ist es für uns besser, „müssen“-Situationen zu entschärfen, auch wenn das weitere Fremdbetreuung bedeutet. Die findet – bei uns – immerhin zu Hause statt. Und auch bei den glücklichen Familien die geeignete Großeltern in der Nähe haben hören wir, dass das nicht immer reibungslos läuft. Für Kinder geht einfach oft nichts über Mama und Papa. Vor allem, wenn eine Situation nach „jemand kommt, damit Mama und Papa gehen können“ riecht, ist bei uns ganz schnell der Ofen aus. Und natürlich gibt es Kinder, die können damit gut umgehen und lieben ihre Oma/Opa-Tage. Und es gibt eben Kinder, für die geht es gar nicht. Die „Nahrung“ die sie bei ihren primären Bindungspersonen bekommen gibts eben sonst nirgendwo und wenn danach der Hunger gerade besonders groß ist, dann sollte Mama- oder Papazeit zumindest zeitnah drin sein.

Dazu passt: Gemeinsam Wachsen: „Transparents“ und die Magie bewusster Eltern-Kind-Beziehungen

Nehmt euch die Zeit, wenn ihr es könnt! Umso mehr Kinder, umso notwendiger!

Sich Zeit nehmen, Kindern Zeit geben und uns als Familie Zeit lassen betrifft natürlich nicht nur die Erwerbsarbeit. Auch (langfristig geplante) Verabredungen oder feste Termine wie Kinderturnen reduzieren wir auf ein Minimum. Wenn unser Wochenplan fast nur freie Nachmittage anzeigt haben wir alles richtig gemacht – für uns. Zum einen haben wir dann Zeit für spontane, schöne Treffen, die sich entwickeln dürfen und können auch schauen, wie es uns und den Kindern gerade geht und was gerade einfach dran ist. Manchmal ist es, ein Kind eher abzuholen und Mittagsschlaf zu machen. Das geht nicht (oder nicht gut), wenn immer alles verplant ist.

Auch beim Ehrenamt versuchen wir, zu leisten, was wir können, aber eben nicht mehr. Wir haben uns bewusst für Elterninitivativen (Vereine als Krippe oder Kindergarten, bei denen quasi die Eltern auch die Arbeitgeber sind – viel mitbekommen und mitentscheiden, aber eben auch viel mit arbeiten). entschieden und hatten auch aufreibende und zeitintensive Ämter – solange wir nur ein Kind hatten. Mit zwei Kindern, von denen eins noch nicht fremdbetreut ist, haben wir uns bewusst wieder für Elterninitiative, aber gegen ein „großes“ Amt entschieden.

Wie sieht das konkret bei uns aus, dieser Zeitwohlstand?

Wir waren mit beiden Kindern die ersten 6 Monate gemeinsam in Elternzeit – bei dem ersten auf Reisen, bei dem zweiten einfach zu Hause in unserem Familienalltag. Danach hat der Bärtige jeweils in Teilzeit wieder angefangen – ich war beim ersten Kind zu Hause bis es 20 Monate war, beim zweiten bis 24 Monate. Beide Kinder werden jeweils ab ca. 16 Monaten fremdbetreut, so gut es geht und solange es ihnen damit gut geht.

Wir haben keine Verwandtschaft hier in Hannover. Das Unterstützungsnetzwerk was wir haben, ist alles nach und nach gewachsen. Und wir haben einen sehr sensiblen großen Sohn, der nach 6 Stunden Kindergarten eigentlich gar nichts mehr will, außer mit möglichst allen anderen Familienmitgliedern zu Hause sein und Autos spielen oder Kissenhöhlen bauen.

Ich bringe meistens den Großen in den Kindergarten und nehme das Baby mit. Papa holt ihn ab, in der Zeit schlummert das Baby nämlich meistens – und ich oft mit. Als das Baby noch ganz klein war, hat Papa beides gemacht.

Der Große will noch Laufrad im Hof fahren, wir haben genug Essen dabei (das ist vielleicht der Zweitwichtigste Tipp für Eltern – genug zu Essen dabei zu haben :D) – dann gibt es jetzt ein spontanes Picknick im Hof. Hätte ich das alleine mit beiden Kinder gemacht? Wahrscheinlich nicht, viel zu großes Stresspotential. Und wenn es einen Laufrad-Unfall gibt, kann der Papa trösten gehen und ich muss das Baby nicht alleine auf der Picknickdecke liegen lassen.

Es macht einen Unterschied, ob eine entspannte Mama oder ein entspannter Papa ein Kind vom Kindergarten abholt und Geduld hat für „noch kurz spielen“, „Bagger gucken“, „guck mal Papa was das Kind da heute mit hatte“ und dergleichen.

Auch bei uns gibt es Zeiten, in denen es stressig wird. Unser Alltag ist auch nicht rosarot. Wenn beide Kinder schon total übermüdet sind, aber noch Abendessen auf den Tisch muss zum Beispiel.

Ich bin vor allem dem Bärtigen sehr dankbar, dass wir diese Entscheidungen so treffen. Denn er ist derjenige, der es anders macht, als die anderen Väter. Mütter, die 2 Jahre zu Hause bleiben (und länger), gibt es viele. Der Bärtige muss sich auf dem Spielplatz ein verwundertes „Ich wusste gar nicht, dass du SO stark reduziert hast“ anhören. Und bei der Arbeit fragen lassen, warum er jetzt nach Hause muss. Er arbeitet im Moment nur 24 Stunden pro Woche. Ich muss mir „nur“ das Gefühl gefallen lassen, dass ich es alleine wohl nicht hinkriege. Stimmt. Ich kriege es nicht alleine hin – nicht entspannt.

Natürlich sind auch wir gesellschaftlich geprägt. Der Vater, der Versorger, die Mutter, die Haushalt und Kinder wuppt. Viel zu oft fallen wir in diese Rollen und haben viel zu hohe Ansprüche an uns selbst. Oft nutze ich die Zeit vormittags und bereite ein gutes, gesundes Abendessen vor, damit es abends entspannt ist. Und ich muss sehr lernen, es nicht als einen persönlichen Makel zu sehen, wenn ich es mal nicht geschafft habe, weil das Baby mich mehr brauchte als sonst. Oder ich bewusst nicht wollte, um zu entspannen, mal eine Freundin zu treffen und dergleichen.

Der Blick in die Zukunft hilft

Irgendwann kommen sie nach Hause, werfen ihren Rucksack ab und rufen „Tschüs Mama und Papa, ich bin bei Emil nebenan“. Dann kann ich mich ruhigen Gewissens wieder der Arbeit widmen – wenn ich es möchte. Und eines Tages wird er kommen, dieser Tag, an dem sie ausziehen. Erst das eine Kind, dann das andere – oder beide gleichzeitig. Der Tag, an dem wir als Paar wieder überlegen können, was wir mit unserer Zeit machen wollen. Dann kann ich auch wieder ein paar mehr Stunden arbeiten.

Eine Freundin sagte mal „Meine Große kommt nächstes Jahr in die Schule, sie wird dann 6. Wenn wir davon ausgehen, dass sie mit 18 auszieht, ist ein Drittel unserer gemeinsamen Zeit zu Hause bald vorbei.“ Das hat mich doch bewegt. Natürlich zieht nicht jedes Kind mit 18 aus, aber es könnte. Die Zeit, in der die Kleinen so klein sind, uns so nah brauchen, die niedlichen Worte sprechen, weil sie es noch nicht besser können, die kleinen Finger meine Hand ziehen, weil sie mir uuuuunbedingt etwas zeigen wollen oder nachts kurz wach werden und nur „Mama, Arm!“ sagen, weil sie meinen Arm um sich wissen wollen – die ist tatsächlich so kurz. Und ich möchte sie genießen können. Das kann ich aber nur, wenn ich nicht dauerhaft übermüdet und angestrengt bin.

Schaut darauf, was für euch wirklich passt. Und nicht darauf, was alle anderen machen.

Was ich vor dem Mama werden massiv unterschätzt habe ist, wie unplanbar und unberechenbar Kinder einfach sind und wie das unseren Alltag prägt. Und da ist „wir sind schon angezogen und das Baby hat nochmal die Windel voll gemacht“ noch ein entspanntes Beispiel. Ständig ist jemand krank, die Nacht war anstrengend, der Große will nicht das unternehmen, was wir von langer Hand geplant haben, sondern lieber zu Hause spielen. Es ist ein ständiges Ping-Pong aller Bedürfnisse. Der Bedürfnisse der Erwachsenen, der Kinder und der Frage, wer jetzt gerade wie sehr zurückstecken muss. Diese Unplanbarkeit entspannt sich natürlich ungemein, wenn ich nicht unbedingt heute noch mit beiden Kindern einkaufen gehen MUSS, weil der Papa morgen frei hat und das auch machen kann. Oder ich bei geschlossener Kita nicht beide Kinder den ganzen Tag habe, sondern Papa eben auch da ist.

Das ist etwas, was ich sehr an uns als Familie mag – wir suchen Lösungen, die wirklich, wirklich zu uns passen. Die Lösungen „wie es alle machen“ haben natürlich etwas für sich und ganz oft sind die ja auch sinnvoll, sonst würden es nicht alle so machen. Aber es lohnt sich einfach, hinzuschauen, ob das, wie es alle machen, auch zu uns passt. Auch wenn das oft etwas mehr Energie kostet, hinterher hat es sich bisher immer bezahlt gemacht.

Ja, wir würden gern etwas ruhiger wohnen und mit mehr grün drumherum, aber nur, wenn wir eine Lösung finden, die unseren Zeitwohlstand nicht gefährdet. Das gilt im Grunde für fast alle unsere Lebensentscheidungen.

Es bleibt ein großes Gefühl der Dankbarkeit, dass wir genug Geld haben (auch aus Gründen, mit denen ihr nicht tauschen wollt…) und gleichzeitig das Bewusstsein, dass es abseits von „das machen alle so“ andere Lösungen gibt, die uns besser dienen. Die muss man finden und sich trauen. Mehr ist es eigentlich nicht.

Was denkst du darüber? Steht euch die Elternzeit noch bevor oder seid ihr schon mittendrin? Wie geht ihr mit der Balance aus Zeit und Finanzen um? Ich bin sehr gespannt auf eure Meinung, entweder in den Kommentaren oder an luise@zeitgeistich.de! Und wenn du den Artikel magst – spread the love and share the happiness (auf Facebook, X, Instagram, Pinterest oder wo du sonst bist). Ich danke dir von Herzen.

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Titelfoto von Kelly Sikkema auf Unsplash

Slow Family

Lieblingsbuch: „Slow Family – sieben Zutaten für ein einfaches Leben mit Kindern“

Eigentlich war ich in der Bibliothek, um ein paar Familien-Kochbücher und Beikost-Rezepte zu holen. Ihr kennt das sicher – es gibt diese Bücher, an denen kann man nicht vorbeigehen. Die sind jetzt einfach dran. Der Titel und das Cover dieses Buches haben mich gewissermaßen gezwungen, es mitzunehmen. Und ich habe es – trotz zwei kleiner Kinder und Winter – in drei Wochen durchgelesen. Das passiert wirklich sehr selten. Warum „Slow Family – sieben Zutaten für ein einfaches Leben mit Kindern“ mir und uns so gut getan hat, davon handelt dieser Artikel.

Das „einfache Leben“ ist eine große Sehnsucht, wohl nicht nur von mir sondern von vielen Eltern. Auf dem Cover sind zwei kichernde Kinder, die draußen unter einer Decke warm eingepackt sind, im Hintergrund Feld und Sonnenuntergang. Ja, das hätte ich gern, jeden Tag.

Hier ist der Direktlink zum Buch „Slow Family“ bei Amazon. Wenn ihr über diesen Link bestellt (auch andere Produkte), helft ihr mir damit, die Kosten für den Blog zu decken. Und dennoch würde ich mich noch mehr freuen, wenn ihr das Buch beim örtlichen Buchhandel kauft oder in der Bibliothek ausleiht.

Worum gehts in „Slow Family – sieben Zutaten für ein einfaches Leben mit Kindern“?

Hektik, Stress und zu viele Bedürfnisse, die in knapper Zeit auf einmal erfüllt werden wollen – das kennt wohl jede Mama und jeder Papa. Und auch Nicola Schmidt und Julia Dibbern, die Autorinnen. Und das wird niemandem gerecht – den Kindern nicht und uns Großen auch nicht. Doch wie geht es anders? Das ist das Hauptthema dieses Buches.
Das Buch ist eigentlich eine Ansammlung an wunderbaren Inspirationen, quasi eine Spielanleitung fürs Familienleben. Aber von vorn.

Die Rolle von Stress im Familienleben

Im ersten Teil des Buches dachte ich: Na danke für die Info, dass Stress nicht gut ist. Aber wenn man weiter liest, wird es spannend – wie entsteht er insbesondere im Familienalltag oft, welche Arten von Stressoren gibt es und was macht das mit uns in Familie? Wie regieren Männer anders als Frauen und welche Zusammenhänge gibts mit den Kindern?

Was ich sehr mag ist, dass die Autorinnen immer wieder ganz eigene, persönliche Beispiele benennen, auch beim Thema Stress. Das lässt in mir ein Gefühl entstehen, dass wir im gleichen Boot sitzen und gemeinsam forschen. Es geht nicht darum, dass die allwissenden Autorinnen Slow Family erfunden haben und mir Leserin mitteilen, wie es geht. Sondern sie haben vielleicht Erfahrungen schon gemacht, Dinge schon erforscht, für die sie ihre Lösungen teilen und ich darf mir vom bunten Buffet was aussuchen, was ich auch mal probieren will. Oder ich habe durch ihre Ausführungen ein Thema bei uns in der Familie tiefer sehen können und komme auf ganz eigene Ideen, damit zukünftig anders umzugehen.

Dazu passt: Der einzig wichtige Herzens-Tipp für die Planung eurer Elternzeit

Was sind die sieben Zutaten für Slow Family?

Liebe, Natur, Achtsamkeit, Gemeinschaft, Ressourcen, Wissen und Zauber. So weit, so einfach.

Für all das braucht braucht es vor allem eins: Zeit! Und sich als Familie immer wieder Zeit zu nehmen, in einer Welt die – im Moment – so gar nicht darauf ausgelegt ist, im Park zu stehen und die ersten Sonnenstrahlen ganz tief einzuatmen, ist gar nicht so einfach. Wenn ich genug Zeit habe, Ruhe und gut mit mir verbunden bin, dann kommen manche der sieben Zutaten ja schon fast von alleine. Und nur dann kann ich als Eltern die Gelassenheit und den Humor aufbringen, die Leben mit Kindern einfach erheblich vereinfachen – und schöner machen.

Die sieben Zutaten – obwohl sie im Untertitel stehen – warum für mich gar nicht das große „Aha-Erlebnis“. Sondern eher eine Erinnerung an das, was da tief in uns allen schon schlummert. Es geht gar nicht so sehr ums Denken, sondern ums (wieder) Fühlen!

Das passt dazu: Gemeinsam Wachsen: „Transparents“ und die Magie bewusster Eltern-Kind-Beziehungen

Und noch viel mehr Inspirationen für Slow Family…

Die sieben Zutaten sind das Grundgerüst, auf dem die vielen, kleinen Beispiele stehen, die im Buch folgen. Die fand ich sehr erdend, erleichternd und inspirierend. In einigen habe ich uns genau so wiedergefunden, bei anderen dachte ich auch „ah, schön auch von Problemen zu lesen, die wir so gar nicht oder noch nicht haben“. Auch das kann ja dankbar machen.

Vom gemeinsamen Essen übers Zähneputzen und künstliche und echte Grenzen, die gesetzt werden wollen. Vom Wunsch nach Haustieren und der Stubenfliege Emma, die ein paar Tage bei einer der Autorinnen und ihren Kindern wohnte. Und ganz viel über Lagerfeuer, schöne Feste, nach denen nicht alle total erledigt und genervt sind.

Sehr gefeiert habe ich auch das Zugeständnis der Autorinnen, dass sie ihre Kinder zum Teil auch mehrere Monate nicht gebadet haben. Ich dachte immer, wir wären die einzigen… 😀 Ich finde es selbst auch einfach nicht so wild, erzähl das jetzt aber auch nicht jeder adrett gekleideten anderen Mama auf dem Spielplatz.

Das Buch hat mich sehr inspiriert und bestärkt, auf dem Weg, auf dem wir ohnehin sind. Dort können wir einfach entspannt weiter gehen, mit noch mehr Gelassenheit und noch mehr Nachsicht, Güte und Dankbarkeit – davon kann es eigentlich nicht genug geben mit unseren Kindern!

Es bleibt ein Gefühl von: so müssen Bücher sein! Voller Inspiration und ohne dogmatische Wahrheiten. Diese Bücher, die du nach einem sehr anstrengenden Tag liest, die dich runterbringen, das Herz öffnen und machen, dass du dich auf nichts mehr freust, als den nächsten Tag mit deinen Kindern zu erleben 😀

Nicola Schmidt hat im Übrigen schon vor einigen Jahren das Artgerecht-Projekt gegründet, was weitere Bücher und mittlerweile auch Camps und Ausbildungen umfasst.

Wenn du über weitere Lieblingsbücher lesen möchtest, findest du hier alle Artikel dazu.

Was denkst du darüber? Hast du auch schon was aus der artgerecht-Buchreihe gelesen oder sogar dieses Buch? Wie geht es euch mit dem Gedanken von „Slow Family“? Ich bin sehr gespannt auf deine Meinung, entweder in den Kommentaren oder an luise@zeitgeistich.de! Und wenn du den Artikel magst – spread the love and share the happiness (auf Facebook, X, Instagram, Pinterest oder wo du sonst bist). Ich danke dir von Herzen.

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Stauraum

Platzmangel ade: Kreative Ideen für mehr (schönen) Stauraum in kleinen Familienwohnungen

Das Leben als 4köpfige Familie in einer 84 Quadratmeter großen Wohnung fordert von uns einige Kreativität. Besonders wenn es darum geht, ausreichend Stauraum zu schaffen.

Dieser Beitrag beleuchtet grundlegende Prinzipien, nach denen wir versuchen, Stauraum zu schaffen. Zudem gibt es einige ganz praktische Ideen und Inspirationen, die wir selbst umgesetzt haben, um den begrenzten Raum optimal zu nutzen. Vielleicht findet ihr etwas, das euch bei der Ideenfindung unterstützt oder das ihr direkt in eurem Zuhause umsetzen könnt.

Dazu passt: Praktische Wohnraumplanung für Familien: Tipps, Gedanken & konkrete Ideen (dieser Artikel beleuchtet die Aufteilung der Räume grundsätzlich)

Hierbei geht es nicht nur um die Notwendigkeit, Dinge zu verstauen. Sondern auch um das Schaffen freier Flächen zum Leben, die uns und der Wohnung Luft zum „Atmen“ geben. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass die Funktionalität und Ästhetik einer Wohnung, zumindest in unserem Fall, einen maßgeblichen Einfluss darauf haben, wie entspannt unser Familienleben verläuft. Eine gut durchdachte und ansprechend gestaltete Wohnung kann somit einen Schlüssel zu einem entspannteren Familienleben sein.

1. Bewusstsein schaffen vor dem Stauraum schaffen: Zwei zentrale Fragen für gezieltes Ausmisten

Bevor wir uns daraun machen, neuen Stauraum zu schaffen, ist es natürlich sinnvoll, die Dinge, für die Stauraum benötigt wird, zu minimieren.

Zwei zentrale Fragen helfen uns dabei: Erstens, würden wir diesen Gegenstand heute erneut kaufen? Wenn die Antwort nein ist, scheint es an der Zeit, sich von diesem Teil zu trennen. Zweitens, wenn wir uns in der Zukunft sehen – wie unser Leben in 5 oder 10 Jahren aussehen wird –, wird dieser Gegenstand dann immer noch ein Teil unseres „neuen Lebens“ sein? Auch hier gilt: Wenn die Antwort nein ist, sollte dieser Gegenstand Platz für Neues machen.

Ein hilfreiches Konzept ist zudem das innere Bild der „stuff cloud“. Dabei können wir uns das Internet und auch die reale Welt wie eine Bibliothek der Dinge vorstellen, in die wir Dinge zurückgeben können (verkaufen/verschenken) und, wenn wir etwas brauchen, uns etwas daraus nehmen können (kaufen/geschenkt bekommen). Auf diese Weise fühlt es sich nicht wie ein endgültiger Abschied von den Dingen an, sondern eher wie ein mögliches „bis später“.

2. Stauraum bündeln: Große, zentrale Schränke für übersichtliche Organisation

Stauraum im Flur

In vielen Wohnungen herrscht oft das Dilemma: Entweder gibt es ausreichend Stauraum, der jedoch visuell erdrückend wirkt, oder es wird bewusst auf Stauraum verzichtet, um eine ästhetisch ansprechende Atmosphäre zu schaffen. Bei uns haben wir uns für einen Mittelweg entschieden – wir schaffen in bestimmten Räumen bewusst viel Stauraum, mehr als wir vielleicht sofort benötigen würden. Dadurch können wir andere Räume, in denen wir uns häufig aufhalten, luftiger und offener gestalten.

Ein gutes Beispiel ist der großzügige Schrank in unserem Flur, der gleichzeitig Garderobe, Schuhregal und eine Sitzgelegenheit beherbergt. Auch im Schlafzimmer unter unserem Hochbett haben wir den verfügbaren Raum optimal ausgenutzt. Durch die Verwendung weißer und langer Schränke wird der Raum zwar optisch etwas verkleinert, ohne jedoch dabei Unruhe zu schaffen. Die schönen Holzplatten auf der Sitzbank kommen übrigens von Omformo.

Ein bewusstes Trennen von Gegenständen und den dazugehörigen Räumen spielt dabei eine wichtige Rolle. Küchengeräte, die nicht täglich gebraucht werden, finden beispielsweise im Flurschrank ihren Platz, weil dort ausreichend Raum vorhanden ist und die Küche nicht überladen wird.

3. Höhe für Stauraum nutzen: Vom Boden bis zur Decke denken

Die Idee mag nicht revolutionär sein, und sie ist nur dann praktikabel, wenn die Deckenhöhe es zulässt. Und trotzdem: unsere höchsten Schränke sind so hoch, dass wir einen Hocker brauchen, um die oberen Fächer zu erreichen. Dort lagern natürlich Dinge die wir nicht allzu oft brauchen. 

Doch nicht nur für klassische Schränke bietet sich die Nutzung der Deckenhöhe an – auch Zwischenebenen, beispielsweise für ein Hochbett oder eine zusätzliche abgrenzbare Spielfläche im Kinderzimmer auf halber Höhe.

Zwischenboden als Stauraum

Auch den Platz auf vorhandenen hohen Schränken oder unter Betten kann man gut ausfüllen, wenn man entsprechende Behältnisse wie Kisten, Körbe oder Taschen nutzt.

Nicht zu vergessen sind die guten, alten Zwischenböden, die schon in vielen Großelternhaushalten zu finden waren. Insbesondere im Flur bietet es sich an, einen zusätzlichen Boden unter der Decke einzuziehen, der genügend Raum für zusätzliche Aufbewahrungsmöglichkeiten bietet.

4. Wandfläche nutzen: nicht nur mit Regalen!

Das Anbringen von Regalen an die Wand ist – besonders im Altbau – nicht immer einfach, aber es lohnt sich. Schließlich gibt es zahlreiche schöne Möglichkeiten, offenen oder geschlossenen Stauraum zu schaffen. Neben herkömmlichen Wandregalen haben wir auch die folgenden Ideen umgesetzt, um nicht die „Bodenfläche“, sondern lieber die Wandfläche zu nutzen:

Beispiel 1: Töpfe an die Wand

In der Küche standen wir vor dem Problem, dass der Lernturm unseres Sohnes nur an einer Stelle dauerhaft stehen konnte. Ausgerechnet dort befand sich jedoch der einzige Schrank, in dem unsere Töpfe Platz fanden. Während des gemeinsamen Kochens musste er ständig absteigen, damit wir an Töpfe und Pfannen herankommen konnten. Daher entschieden wir uns dazu, unsere Töpfe an der Wand zu befestigen – eine Lösung, die wir nicht nur funktional, sondern auch recht stylisch finden.

Die Bretter haben wir einfach im Baumarkt zusägen lassen und zweifach mit Osmo Hartwachsöl (Farbe Terra)* behandelt. Anschließend hat mein lieber Mann ein bisschen Tetris gespielt, um alle Töpfe und Pfannen auf der Fläche unterzubringen. Für Pfannen und Stielkasserole nutzten wir einfache Haken, während für Töpfe mit breiteren Griffen Doppelhaken zum Einsatz kommen. Tipp: Von Wenko gibt es diese praktischen Topfdeckelhalter zum Ankleben, die direkt daneben Platz finden.

Beispiel 2: Halterung für Fahrradtaschen mit Trensenhaltern

Fahrradtaschen können hinsichtlich ihrer Aufbewahrung eine Herausforderung darstellen – oft sind sie schmutzig, stehen nicht stabil, aber als „Fahrradfamilie“, benötigen wir sie fast täglich. Um zu verhindern, dass die Fahrradtaschen ständig herumliegen, haben wir Trensenhalter außen an unserem Flurschrank angebracht und können sie dadurch wunderbar aufhängen. Der Vorteil der Trensenhalter im Vergleich zu herkömmlichen Haken besteht darin, dass die Gurte nicht so stark punktuell belastet werden und das Gewicht am Schrank gleichmäßiger verteilt ist.

Beispiel 3: Getragene Kleidung oder Taschen & Rucksäcke an der Tür

Das ist genau genommen nicht Wandfläche, sondern Türfläche. Es gibt für verschiedene Anwendungsfälle Halterungen*, die an fast jeder Tür angebracht werden können. Wir lagern darauf bereits getragene Kleidung, die aber nochmal angezogen werden kann (statt eines Stuhls). Früher hatten wir eine ähnliche Halterung für Rucksäcke.

Beispiel 4: Kleinkram in Küche und Bad

Selbst für „Kleinkram“ wie Geschirrspültabs in der Küche oder Zahnbürsten im Bad nutzen wir unsere Wandfläche – relativ simpel mit Öbonäs von Ikea, da muss auch nichts gebohrt werden. Auch schöne Gewürzregale können an die Wand gebracht werden und sparen Platz im normalen Küchenschrank.

5. Möbeln mehrere Funktionen zuweisen

Wir wollten im Kinderzimmer einen gemütlichen Rückzugsort schaffen – einen Ort zum Reinkuscheln, Lesen und Verstecken. Anstatt eines Instagram-würdigen Baldachins, der zweifellos schick aussieht, entschieden wir uns für ein Hausbett in „Erwachsenengröße“ mit einer Liegefläche von 1x2m. Dadurch haben wir einen vielseitigen Raum, in dem wir spielen können. Außerdem eignet sich das Bett gut, um Kinder, die unterwegs eingeschlafen sind, bequem abzulegen, oder um Schlafbesuch unterzubringen. Bei der Auswahl neuer Möbelstücke stellen wir uns immer die Frage, ob sie mehr als einen Zweck erfüllen können.

6. Alles, was ausziehbar, klappbar oder platzsparend ist nutzen

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Möbel nur temporär zu nutzen und den Platz sonst freizuräumen. Klappstühle als Gästestühle bieten eine platzsparende Lösung, indem sie an der Wand aufgehängt werden und bei Bedarf schnell einsatzbereit sind.

Auch für Couchtische gibt es mittlerweile attraktive Lösungen, bei denen die Tische ineinander geschoben werden können, wenn sie nicht benötigt werden oder nur in der kleineren Variante verwendet werden sollen.

Ein Beispiel für ein zweites Gästebett ist das Room in a Box Bett mit einer Klappmatratze, das bei uns auf dem Dachboden gelagert wird und bei Bedarf heruntergeholt wird.

Dazu passt: Pappe mit Stil: Room in a Box macht Möbel aus Pappe

Sogar für Schreibtische gibt es platzsparende Lösungen. Wir haben beispielsweise die Möglichkeit eines Wandschreibtischs im Kinderzimmer in Betracht gezogen, bevor wir uns für ein Hochbett entschieden haben. In der Regel arbeiten wir ja nur, wenn die Kinder außer Haus sind.

7. Podestbett oder Hochbett

Wenn es um Stauraum geht, sind Betten irgendwie ein besonderes Thema für mich. Einfach, weil wir nachts im Liegen eigentlich nicht so viel Platz brauchen 😀

Bevor wir uns für unser Familien-Hochbett entschieden haben, haben wir auch viel über ein Podestbett nachgedacht. Da kann man selbst ja auch richtig kreativ werden, mit Treppen nach oben oder ausziehbaren Schreibtischen und dergleichen. So ganz lässt mich der Gedanke auch noch nicht los – vielleicht eines Tages im Zimmer eines der Kinder.

Auf jeden Fall sind normale Betten ziemliche Platzverschwendung 😀

8. Nicht für den „Maximalfall“ planen, sondern für den Alltag

Man muss nicht dauerhaft Platz für große Gruppen vorhalten, nur weil ein paar Mal im Jahr viele Leute zu Besuch kommen. Eine Lösung ist bei uns, den Esstisch an die Wand zu stellen und bei Bedarf, insbesondere zu besonderen Anlässen wie Weihnachten, in den Raum zu stellen. So schafft man im Alltag Platz eine Yogamatte, einen Wäscheständer oder was es sonst gerade braucht.

Und für die zusätzlichen Sitzgelegenheiten kann man auch mal die Balkonmöbel, Schreibtischstühle oder eine Bank aus dem Flur „ausleihen“.

Für uns geht es darum, die Räume so anzupassen, dass sie den aktuellen, alltäglichen Bedürfnissen entsprechen. 

9. Stauraum außerhalb der Wohnung nutzen

Wir haben den Luxus, innerhalb unseres Hauses relativ viel Stauraum außerhalb der Wohnung zu haben. Aber auch wenn man all das nicht hat, kann man sich den schaffen. Beispielsweise Dinge, die hauptsächlich der Erinnerung dienen könnte man in der Lebensphase mit Kindern im Haushalt auslagern – zu den Eltern, so die den Platz dafür haben oder auch einfach in anmietbaren Stauraum. Und wenn die Kinder irgendwann aus dem Haus sind, können all diese Dinge ja wieder zurückgeholt werden, weil Stauraum dann nicht mehr so knapp ist – so zumindest meine Vorstellung im Moment.

10. Mehr Stauraum durch selbst gestaltete Möbel

Individuelle Möbelgestaltung ist wohl die effizienteste Lösung, um Stauraum zu schaffen. Konventionelle Möbel nehmen oft viel Platz ein und bieten nicht immer den gewünschten Stauraum. Deswegen haben wir angefangen, für unsere Bedürfnisse Möbel selbst zu gestalten – entweder mit den IKEA Einrichtungsplanern (für unseren Flurschrank), mit der Hilfe eines Tischlers (für unser Familien-Hochbett) oder eben auch ganz selbst (für die Töpfe an der Wand oder den Schrank hinter dem Sofa). Es lohnt sich, Zeit und ggf. auch Geld in individuelle Lösungen zu investieren, weil man dann Ecken und Nischen einfach am besten nutzen kann.

Diese Anpassungen lohnen sich besonders, wenn man plant, noch einige Jahre in der Wohnung zu bleiben. Aber selbst wenn ein Umzug ansteht, kann die Weitergabe gut gestalteter Einbauten je nach Vermieter durchaus unproblematisch sein. Dieses Thema betrifft letztlich viele Familien in kleinen Wohnungen, und individuelle Lösungen sind eine gute Investition in die langfristige Wohnqualität einer Wohnung.

Beispiel 1: unser Familien-Hochbett

Wir hatten das Glück, dass der dunkle Raum, der in unserer Wohnung als Schlafzimmer prädestiniert ist, genau 2,80m breit ist. Deswegen haben wir uns von einem Tischler ein Familienhochbett einbauen lassen, was wir sehr lieben. Darunter haben wir nun unsere Arbeitsbereiche und unseren Kleiderschrank sowie ausreichend freie Fläche. Dazu schreibe ich bei Gelegenheit mal noch einen separaten Artikel.

Beispiel 2: ein von oben zugänglicher Schrank hinter dem Sofa

Warum wir darauf nicht viel eher gekommen sind – unser aktuelles Projekt ist ein Schrank hinter dem Sofa, der mit Klappen von oben zu öffnen ist. Der bietet nicht nur zusätzlichen Stauraum, sondern dient auch als praktische Ablagefläche. Er „kostet“ relativ wenig Bodenfläche, da er nicht wie die meisten Schränke von vorn zugänglich sein muss. Auch dazu schreibe ich nochmal einen separaten Artikel, sobald wir fertig sind und Zeit dafür ist.

Fazit: Strategien für ein entspanntes Familienleben auf begrenztem Raum durch sinnvolle Wohnungsgestaltung

Wir hoffen euch einige gute Ideen mitgegeben zu haben oder zu neuen Denkanstößen beigetragen zu haben. Ein gewisser Spaß am Durchdenken kreativer Lösungen ist sicher von Vorteil, um nicht schnell die Freude daran zu verlieren. Denn für jede Herausforderung gibt es eine Lösung, man muss sie nur entdecken 🙂

Wir versuchen durch sinnvollen Stauraum, unsere Wohnung möglichst leicht „aufräumbar“ zu halten (und dennoch gibt es immer wieder sehr chaotische Zustände). Ein gut organisierter Flur beispielsweise erleichtert auch alltägliche Abläufe wie das Verlassen oder Betreten der Wohnung zu viert erheblich, indem alle benötigten Dinge an ihrem Platz sind.

Was denkst du darüber? Habt ihr auch wenig Platz und schon gute Lösungen gefunden? Oder bastelt gerade daran? Ich bin sehr gespannt auf deine Meinung, entweder in den Kommentaren oder an luise@zeitgeistich.de! Und wenn du den Artikel magst – spread the love and share the happiness (auf Facebook, X, Instagram, Pinterest oder wo du sonst bist). Ich danke dir von Herzen.

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Titelfoto von Andrea Davis auf Unsplash

Snoo

Snoo Smart Sleeper Babybett im Praxistest: zwischen Instagram und Realität

Erfahrungsbericht: Das Snoo Smart Sleeper Babybett im Praxistest

Die Entscheidung für ein zweites Kind fiel bei uns auch mit der inneren Erlaubnis, uns mehr zu „erlauben“. Alles was hilft (und nicht schadet) ist in Maßen erlaubt. Bei unserem großen Sohn waren wir noch sehr dogmatisch und hatten eben keine Federwiege, keine Wippe, keinen Schnuller und auch sonst nichts, was nur ansatzweise in Diskussion ist. Und die erste Zeit mit ihm war für uns relativ fordernd. Kleiner Disclaimer: wir haben mit unserer jüngeren Tochter natürlich ein Anfängerbaby bekommen und hätten uns gar nicht so viele Gedanken machen müssen.

Auf der Suche nach entspannteren Anfängen standen wir vor der Frage, ob das Snoo Babybett die erhoffte Hilfe und sein Geld wert ist. Diese Erfahrung möchten wir mit euch teilen.

Was ist das Snoo Babybett?

Das Snoo Smart Sleeper ist ein Babybett, was von einem amerikanischen Kinderarzt entwickelt wurde. Es simuliert den mütterlichen Bauch durch Enge (Pucksäcke), Geräusche (White Noises) und Bewegung (horizontales Schaukeln), was stufenweise mehr wird, wenn das Baby weint. Ziel ist es, dass die Babys ruhig und lang schlafen.

1. Design und Qualität:

Das Snoo Babybett ist einfach hübsch, soviel ist klar. Die klaren Linien und die hochwertigen Materialien verliehen dem Kinderzimmer einen gewissen Instagram-Glanz. Das Bett selbst sowie das Zubehör wirkt hochwertig und sehr durchdacht, da kann man absolut nicht meckern.

2. Montage und Aufbau:

Der Aufbau des Snoo Babybetts ist überraschend einfach und unkompliziert. Die beiliegende Anleitung ist verständlich, die Verpackung praktisch für Aufbewahrung oder Versand.

3. Funktionalität:

Wir haben die App-Funktion des Bettes nie benutzt (jaja… Strahlung – keiner weiß ob da nicht vielleicht doch was dran ist), sondern das Bett nur über den Knopf gesteuert, der direkt am Bett ist. Dort schaltet man es eigentlich nur ein, das „hochschalten“ macht das Bett von selbst, wenn das Baby weint. Das geht im Übrigen nur, wenn die Schlafsäcke an den dafür vorgesehenen Bügel auch eingehakt sind. Anfangs dachte ich, unser Bett sei kaputt, weil ich es erstmal ohne Baby probieren wollte und das nicht gleich verstanden habe.

Die Pucksäcke sind relativ dünn, da mussten wir unser Baby auf jeden Fall unten drunter relativ dick anziehen, sonst wäre es zu kalt gewesen. Das führte bei uns schnell dazu, dass die Größe S der Pucksäcke gar nicht mehr passte.

Die White Noises die das Bett von sich gibt sind überraschend laut, aber das ist es im Mama-Bauch ja auch. Man kann sie nicht abstellen, weswegen es – für uns – unmöglich war, neben dem eingeschalteten Bett selbst zu schlafen. Und in einem anderen Zimmer zu schlafen kam für uns nicht in Frage.

Das Bett dreht relativ schnell in den Stufen hoch, wenn das Baby weint (wobei wir das auch immer relativ schnell unterbrochen haben, wenn unsere Tochter zu sehr geweint hat) – dieser Vorgang ist eher nichts für sensible Eltern. Wenn Stufe 5 erreicht ist und das Baby immernoch Geräusche macht, hört das Bett auch auf und man soll sein Baby rausnehmen. Das passiert im Übrigen aber auch, wenn das Baby nur „erzählt“ und nicht weint. Ist ja aber auch richtig so.

Die Bewegung ist auf der niedrigsten Stufe noch ganz schön, umso höher das Bett dreht, umso stärker wird das Baby bewegt und wackelt dann mit dem Kopf ganz schön rum, auch das war für uns sehr gewöhnungsbedürftig.

4. Einschlafen? Nix da:

Unsere Tochter ist die ersten 4-6 Wochen in diesem Bett gut eingeschlafen, aber sehr bald nicht mehr. Das ist auch der Hauptgrund, warum wir das Bett nicht wieder kaufen würden – es hat bei uns einfach nicht funktioniert. Und das bei einem Baby, was sonst (getragen oder gestillt) sehr entspannt überall eingeschlafen ist.

5. Mama- und Papa-Gefühl, wenn das Baby drin liegt:

Das Setting des Snoo, ein gepucktes Baby in weiß-steriler Umgebung mit elektronischer Schaukelbewegung hinterließ bei uns von Anfang an ein befremdliches Gefühl. Und geht auch nicht weg 😀

Wir haben unsere Tochter meistens maximal einmal am Tag reingelegt, wenn wir gerade mal die Hände frei brauchten für unseren großen Sohn und auch nie sonderlich lange. Natürlich könnte man vermuten, dass sie sich vielleicht auch deswegen schnell „entwöhnt“ hat, das glauben wir aber eher nicht.

Wir haben sie oft einen Moment liegen lassen, wenn sie ruhig war und nur geguckt hat, es braucht ja auch einfach Zeit zum einschlafen. Sobald sie stärker gemeckert hat, haben wir sie aber rausgenommen. Da sind amerikanische Eltern vielleicht einfach etwas härter im Nehmen als wir.

Zur Art, wie wir (gerne) Eltern sind, haben wir hier einen Erfahrungsbericht zur „Schule für bewusste Elternschaft“ Transparents verfasst.

6. Preis-Leistungs-Verhältnis:

Das Bett ist extrem teuer, das kann man nicht anders sagen. UVP liegt bei knapp 1.400€ nur fürs Bett, da kommt das Zubehör noch hinzu. Wir haben das Bett zum Black Friday gekauft (und es gibt auch sonst immer wieder ziemlich gute Aktionen – nie zum vollen Preis kaufen!!) und samt Zubehör ca. 850€ bezahlt.

Wir dachten, bei einem so hohen Rabatt können wir es sicher fast ohne Verlust weiterverkaufen und waren auch deswegen bereit es auszuprobieren. Die Rechnung ist leider nicht ganz aufgegangen (was nicht so schlimm war), wir haben noch reichlich 500€ dafür bekommen.

Das ist insgesamt einfach sehr viel Geld für ein Babybett. Im Nachhinein würden wir sagen zu viel, da es bei uns einfach nicht den Nutzen hatte, den es hätte haben sollen beziehungsweise wir uns emotional nie so richtig auf das Bett einlassen konnten. Wir verstehen aber, wenn es Eltern gibt die verzweifelt sind und aus der Not heraus so ein Bett kaufen.

7. Alternative – die Federwiege!

Eine Federwiege aus dem Freundeskreis erwies sich als bessere Alternative. Gemütlicher, mit Auf- und Abwärtsbewegung, und unsere Tochter schlief darin deutlich länger entspannt.

Auch die Federwiege haben wir mit Bedacht eingesetzt, aber beim zweiten Kind ist es einfach praktisch, einen Ort zum zügigen Ablegen zu haben, wenn das Baby gerade müde ist oder einfach kurz Beruhigung braucht, während Mama oder Papa den Großen beispielsweise für den Kindergarten anziehen. Mit circa 6 Monaten war aber auch die Federwiegen-Zeit bei uns vorbei.

Federwiege

Wir haben die Nonomo Federwiege mit dem Swing2Sleep Motor.

Fazit:

Wir würden das Snoo Smart Sleeper Babybett nicht nochmal kaufen. Es passt einfach nicht zu uns als Familie und hat auch einfach nicht funktioniert. Einen Versuch war es aber wert und letztlich ist es für uns gut, es ausprobiert zu haben.

Was denkst du darüber? Überlegt ihr auch, ein Snoo oder eine Federwiege zu kaufen? Oder habt ihr es vielleicht schon? Ich bin sehr gespannt auf deine Meinung, entweder in den Kommentaren oder an luise@zeitgeistich.de! Und wenn du den Artikel magst – spread the love and share the happiness (auf Facebook, X, Instagram, Pinterest oder wo du sonst bist). Ich danke dir von Herzen.

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Wohnraumplanung

Praktische Wohnraumplanung für Familien: Tipps, Gedanken & konkrete Ideen

Raum für Vier: Die Herausforderung der Wohnraumplanung auf unseren 84qm

Wir leben zu viert auf 84qm – eingezogen sind wir zu zweit. Und mit jedem Familienmitglied mehr ändern sich die Bedürfnisse. Vor der Geburt unseres zweiten Kindes stellte sich die akute Frage der zukünftigen Wohnraumplanung. Wir wollten allen Ansprüchen gerecht werden und einen möglichst entspannten, funktionalen Alltag leben. Die Wohnraumgestaltung als Familie ist für uns einer von mehreren Schlüsseln zu einem möglichst stressfreien Alltag. Und zwar sowohl für die Babyzeit als auch danach.
Dazu muss man sagen, dass wir – zusätzlich zu den üblichen Anforderungen ans Wohnen bei zwei Erwachsenen, einem Kleinkind und einem Baby – beide im Home Office arbeiten dürfen, also zwei vollwertige Arbeitsplätze brauchen. Außerdem wohnen unsere Familien sehr weit weg, das bedeutet zumindest eine einfache Gästeschlafgelegenheit brauchen wir auch.

Bei unserer Recherche zur Raumplanung für Familien ist uns aufgefallen, dass es überraschend wenig brauchbare und einfach umzusetzende Beiträge, Literatur, Bücher und dergleichen gibt. Noch am hilfreichsten fanden wir dabei das Buch von Sabine Stiller „Aus 4 Zimmern mach 6 Räume“ – wenn man vor allem Inspiration sucht und auch selbst ein kreatives Auge hat.

Wie wir vorgegangen sind – Wohnraumplanung als Familie vom Konzept zur Umsetzung

Für eine effektive Familienraumplanung brauchten – zumindest wir – eine strukturierte Herangehensweise. Es gibt Menschen, denen ist es in die Wiege gelegt, solche Dinge „aus dem Ärmel zu schütteln“ und es ist immer hübsch und praktisch ist, so sind wir leider nicht.
Grundsätzlich ist es so, dass wir – wie wahrscheinlich die meisten Familien – einen Schlafraum, Arbeitsbereiche, Kinderspielbereiche, einen Essbereich und einen Wohnbereich brauchen. Dafür haben wir eigentlich mindestens ein, eher zwei Zimmer zu wenig. Flur, Küche und Bad sowieso.
Eine strategische Raumplanung hat bei uns zum Ziel, möglichst die Bedürfnisse aller Familienmitglieder zu berücksichtigen und Funktionsbereiche sinnvoll zu kombinieren. Doch was haben wir eigentlich für Bedürfnisse?

Familienraumgestaltung: Kurze Wege, kluge Aufbewahrung, persönliche Rückzugsorte

Eines steht sicher ganz oben bei der Wohnraumplanung für Familien: Stauraum! Wir legen schon viel Wert darauf, möglichst wenige Dinge zu haben und zu verkaufen oder verschenken, was wir absehbar nicht brauchen. Und trotzdem gibt es eine Menge Kram, der verstaut sein will und nicht täglich genutzt wird. Bettwäsche, Schuhputzsachen, bisschen Weihnachtsdeko, zu kleine oder zu große Kleidung, die aber ein Geschwisterkind nochmal tragen wird. Fahrradhelme, Schuhe, Plätzchenback-Zubehör. Sowas halt. Für uns hat sich bewährt, zu schauen, was wir wie oft brauchen. Täglich? Monatlich? Einmal im Jahr? Dementsprechend kann man gut entscheiden, was wohin kommt – täglicher Küchenbedarf darf in der Küche bleiben, das Waffeleisen benutzen wir nur etwa einmal im Monat, deswegen darf das auch im Flur lagern.

Für uns Eltern sind bei der Wohnraumplanung kurze Wege wichtig. Von der Küche zum (Alltags-)Essbereich sollte man nicht quer durch die Wohnung laufen müssen. Von der Waschmaschine zum Kleiderschrank, vom Kinderzimmer zum Wohnzimmer – all das will berücksichtigt sein.

Das Thema „kurze Wege“ haben wir im Übrigen im Wohnmobil auf unserer Elternzeitreise sehr zu schätzen gelernt und wahrscheinlich auch ein wenig von dort „importiert“.

Für alle Familienmitglieder sollte es Rückzugs- und Ruhebereiche geben, sodass mal einer von uns in Ruhe telefonieren, schlafen oder lesen kann, wenn der jeweils andere mit beiden Kindern und/oder Besuch in der Wohnung ist. Und insbesondere größere Kinder wollen auch irgendwann ihre Ruhe. Auch abends ist es natürlich schön, wenn man nicht im Kinderzimmer sitzen muss um einen Film zu schauen oder mal in Ruhe zu sprechen.

Die Kunst der Flexibilität ist für uns das i-Tüpfelchen der Wohnraumplanung für Familien. Anpassbare Lösungen sind für wachsende Familien unabdingbar und sparen viel Zeit, Geld und Nerven in der Zukunft. Mit mehr – oder in ganz ferner Zukunft wieder weniger – Bewohnern einer Wohnung ändern sich natürlich die Bedürfnisse. Und auch mit dem Alter der Kinder. Das vorherzusehen ist nahezu unmöglich. Deswegen ist es uns wichtig, Lösungen zu schaffen, die wir nötigenfalls wieder umbauen können, vor allem in den Kinderzimmern.
Dazu ist es einfach praktisch, in den eher konstanten Bereichen (Flur, Elternschlafzimmer, Küche, Bad) langfristige Lösungen mit viel Stauraum zu schaffen. Dann kann man in den sich verändernden Bereichen eher mit kleinen Möbeln arbeiten, die man immer wieder umstellen oder einzeln austauschen kann.

Wohnraumplanung – wie man Räume und Funktionsbereiche zusammenbringen kann

Da uns die verschiedenen Möglichkeiten zur Aufteilung unserer Wohnung relativ stark überfordert haben und wir keine Lust hatten, 5 Mal umzuräumen bis alles passt, brauchten wir ein strukturiertes Vorgehen. Es gibt außer Flur, Bad und Küche quasi kein Zimmer, dessen Nutzungsmöglichkeit nicht veränderbar wäre und es gibt keine offensichtlich beste Lösung. Deswegen habe ich hier einmal aufgeschrieben, wie wir zu einer für uns gut funktionierenden Lösung gekommen sind

1. Räume mit ihren Vor- und Nachteilen erfassen

Dafür kann man die Räume vor der Wohnraumplanung nach den Gesichtspunkten Helligkeit, Lautstärke, Größe oder zum Beispiel auch Nähe zu anderen Räumen beschreiben und bewerten. Wir haben beispielsweise einen großen, relativ kühlen aber sehr dunklen Raum, der sich als Schlafzimmer einfach anbietet. Zwei Räume werden im Sommer sehr warm und sind recht laut, weil wir einfach in einem studentisch geprägten Stadtteil wohnen, da sollte also niemand dauerhaft schlafen müssen, solange es sich vermeiden lässt.

2. Welche Wohnbereiche oder Funktionsbereiche müssen untergebracht werden?

Hier ist es sinnvoll, sich Gedanken zu machen, welche „Wohninseln“ es geben muss – fast jede Familie braucht einen Essplatz, mindestens einen Bereich zum Spielen, zum Ausruhen für die Eltern am Abend und so weiter. Neben diesen normalen Funktionen gab es bei uns beispielsweise die Notwendigkeit nach zwei Arbeitsplätzen, da wir beide viel vom Home Office aus arbeiten. Oder eben auch eine Gästeschlafmöglichkeit – die ist bei uns zusammengeschrumpft auf die Couch im Wohnzimmer oder die Betten in den Kinderzimmern. Wir schlafen eh meistens alle zusammen, das Bett im Kinderzimmer wird also nur sporadisch genutzt. Außerdem haben wir noch das Room in a Box Bett, was überall aufgestellt werden kann.

3. Verschiedene Funktionsbereiche nach Tageszeiten sortieren und ihnen dann Räume zuweisen

Nachdem ich wieder und wieder das Buch zur Wohnraumplanung „Aus 4 Zimmern mach 6 Räume“* durchgeblättert habe oder mir bei Habitiny Inspiration geholt habe, kam mir die Idee, wie wir in dieser Frage weiterkommen: Wir haben auf unserem Grundriss die Tageszeiten anhand von Farben markiert, zu denen bestimmte Tätigkeiten passieren. Also beispielsweise essen, schlafen, mit den Kindern spielen, arbeiten, Erwachsenen-Pause (mal in Ruhe lesen oder telefonieren) und so weiter. Es ging darum herauszufinden, welche Bereiche nie oder fast nie gleichzeitig genutzt werden.

„Sondersituationen“ wie die Tatsache dass ich in Elternzeit noch lange mit unserer Tochter zu Hause bin während mein Mann irgendwann wieder in Teilzeit arbeitet oder dass wir mal kranke Kinder zu Hause, haben wir bewusst außen vor gelassen. Sonst wird es unübersichtlich.

3.1. Raum für Ideen: Praktische Ansätze zur gleichzeitigen Nutzung verschiedener Wohnbereiche

Damit kamen wir auf verschiedene Möglichkeiten für unsere Wohnraumplanung, zum Beispiel:

  • Familien-Essen am große Esstisch findet nie gleichzeitig mit „schlafen“ statt – wir haben tatsächlich eine Weile die Idee verfolgt, eine Kinder-Schlafgelegenheit in einer Hochebene zu realisieren und unten den Esstisch hinzustellen (und selbst an Weihnachten kann man mit den Erwachsenen nach dem Essen ja ins Wohnzimmer auf die Couch umziehen)
  • Arbeiten und schlafen findet nie gleichzeitig statt – daher die klassische Kombination von Arbeitszimmer und Schlafzimmer
  • Mit den Kindern spielen und arbeiten findet auch nie gleichzeitig statt, weswegen wir überlegt hatten mindestens einen Arbeitsplatz temporär in ein Kinderzimmer zu integrieren, beispielsweise mit einem klappbaren Schreibtisch an der Wand. Zumindest solange unsere Kinder noch so klein sind, dass sie sowieso die ganze Zeit bei uns und um uns sind.

4. Raum für Raum – die Ausgestaltung im Detail

Hier geht es vor allem darum zu überlegen, wie man mehrere Funktionsbereiche sinnvoll in einem Raum zusammenbringt. Beispielsweise ob man einen Raum vertikal oder horizontal trennen will. Gerade für Schlafbereiche bieten sich natürlich Hochebenen einfach an.
Neben der Trennung der Wohnbereiche ist auch die Frage, ob sie dauerhaft oder temporär zur Nutzung zur Verfügung stehen müssen. Bei Bereichen die man nicht so oft braucht könnte man vielleicht damit leben, sie bei Bedarf zügig aufzubauen. Bei einem zusätzlichen Arbeitsplatz oder einer Essgelegenheit bei Besuch ginge das sicher.

4.1. Unsere konkreten Lösungen – und die nächsten geplanten Projekte

Die Neugestaltung unserer Wohnung begann mit der strategischen Schaffung von Stauraum in den unkomplizierteren Bereichen wie Küche, Bad und Flur. Ein großer, weißer Schrank im Flur beherbergt eine Sitzecke mit Schuhregal und bietet Platz für Handtücher, Bettwäsche, Werkzeug und mehr. Dann kann man nämlich im neu geschaffenen Stauraum erstmal allerlei unterbringen und sich dann nach und nach den anderen Räumen widmen, wenn die ein wenig leerer sind.

Familienraumplanung Flur

Als nächster Schritt folgte die klassische Kombination von Schlaf- und Arbeitsbereich mit einem Familien-Hochbett von 280cm Breite, in dem wir alle schlafen können. Unter dem Hochbett befindet sich der Kleiderschrank und unsere beiden Arbeitsplätze. Sogar unser Wäscheständer findet hier im Winter noch Platz, im Sommer können wir unseren Dachboden nutzen.

Die Umstrukturierung unseres Essplatzes ist ein Wanderpokal, der sich nun auf den Weg in die Küche macht. Bisher haben wir einen großen Essbereich im Wohnzimmer, der viel Platz einnimmt. Ein kleiner Alltags-Essbereich entsteht zukünftig in der wirklich kleinen Küche. Der Essbereich im Wohnzimmer rückt an die Wand und eine Sitzbank mit Stauraum unter dem Tisch bietet Platz für spontane Besucher.

Es klingt im ersten Schritt unlogisch, zwei Essbereiche zu haben, wenn man ohnehin schon wenig Platz hat. Diese unkonventionelle Lösung schafft für uns aber kurze Wege und mehr Freiraum im Wohnzimmer, um zu spielen oder mal eine Yogamatte auszurollen.

Das nächste größere Projekt unserer Wohnraumplanung wird Stauraum hinter dem Sofa sein. Durch das Verschieben des Sofas von der Wand und den Einbau eines aufklappbaren Schranks mit nach oben öffnenden Klappen nutzen wir den Raum effektiv, ohne den Zugangsbereich zu blockieren. Gleichzeitig entsteht eine Ablage für Getränke, Snacks oder noch ein paar Pflanzen.

Für das große Kinderzimmer stehen ebenfalls Pläne bereit: Eine Zwischenebene auf ca. 150 cm Höhe wird als Spielbereich dienen und später als Hochbett genutzt werden. Darunter entsteht eine praktische Höhle mit zusätzlichem Stauraum für Spielzeug und mehr. Der separate Spielbereich ermöglicht es, dem Großen einen sicheren Raum zu bieten, in dem das Baby nichts kaputt machen kann.

5. Vom Konzept zur Realität: Unsere Erfahrungen mit der Umgestaltung unserer Wohnung

Als wichtigsten Tipp kann ich nur sagen: lasst euch Zeit! Lösungen, die aus der Not heraus entstehen sind oft auch nur Provisorien und bedürfen einer späteren Anpassung, die wieder Zeit, Geld und Nerven kostet.

Ein weiterer hilfreicher Tipp ist, Besucher um ihre Ideen zu bitten. Oft verlieren wir uns in unseren eigenen Überlegungen und werden für alternative Ansätze blind. Externe Meinungen können neue Perspektiven eröffnen und ganz neue Lösungsansätze hervorbringen.

Um den Wohnraum nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend zu gestalten, testen wir gerade die Unterstützung von inteero, einem Online-Einrichtungsservice. Wir werden berichten, ob uns das weitergeholfen hat.

Wenn wir eine neue Idee zur Optimierung unseres Wohnraums haben, versuchen wir diese Idee erstmal mit vorhandenen Mittel provisorisch umzusetzen. Es hilft sehr, mal ein paar Wochen so zu leben, um zu schauen, ob es so praktisch ist wie gedacht. Oder ob Themen auftauchen, an die wir vorher so nicht gedacht haben. Einen Tisch kann man beispielsweise auch erstmal aus Umzugskisten basteln.

Als Fazit bleibt zu sagen – unser Wohnraum ist lebendig. Und ebenso wie unser Leben ein Prozess ist, ist es Veränderung in unserem zu Hause auch!

Was denkst du darüber? Habt ihr auch eher begrenzten Wohnraum und wollt etwas verändern? Was sind eure Gedanken, Ideen und Überlegungen? Habt ihr Erfahrungen, an denen ihr mich und uns teilhaben lassen möchtet? Ich bin sehr gespannt auf deine Meinung, entweder in den Kommentaren oder an luise@zeitgeistich.de! Und wenn du den Artikel magst – spread the love and share the happiness (auf Facebook, X, Instagram, Pinterest oder wo du sonst bist). Ich danke dir von Herzen.

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Titelfoto von Brina Blum auf Unsplash


Landvergnügen

Bauernhöfe, Winzer und mehr: unsere Erfahrungen mit Landvergnügen

Seit wir „Karl“ haben, unseren Grand California 600, haben wir auch Landvergnügen. Freunde haben uns davon erzählt und wir waren sofort begeistert von der Idee. Mittlerweile haben wir bestimmt 20 „Landvergnügen“ besucht und es ist Zeit für einen Erfahrungsbericht.

Was ist Landvergnügen?

Landvergnügen ist ein Stellplatzführer, den man für 49€ kaufen kann. Die dazugehörige Vignette ist immer für ein Kalenderjahr gültig, wir hatten bisher 2020, 2022 und 2023. Dazu gehört eine App, über die man vergleichsweise bequem Höfe in der Nähe finden kann und in der die Informationen logischerweise aktueller sind als im Buch, wenn also beispielsweise Höfe neu hinzugekommen sind oder nicht mehr mitmachen.

Diese Jahresgebühr bzw. die Vignette von Landvergnügen berechtigen zu einmaligen und kostenfreien Übernachtungen auf aktuell über 1.400 Bauernhöfen in Deutschland. Wobei es tatsächlich nicht nur Bauernhöfe sind, sondern beispielsweise auch Winzer, Reiterhöfe, Restaurants und dergleichen. Wir waren beispielsweise auch schonmal auf einem Rosenhof. Gemeinsam haben sie, dass fast alle einen Hofladen haben und sich natürlich freuen, wenn man dort Umsatz macht. Wobei das immer ein „kann“ und kein „muss“ ist. Häufig sind das auch Selbstbedienungs-Läden mit einer Kasse des Vertrauens.

Hier kannst du den Landvergnügen Stellplatzführer für 2023* kaufen.

Wie sind unsere Erfahrungen mit Landvergnügen?

Grundsätzlich finden wir die Idee einfach toll, es wird eine Win-win-Situation für Höfe und für Camper geschaffen. Und auch die Umsetzung ist sehr gelungen, weswegen wir Landvergnügen grundsätzlich sehr weiterempfehlen können.

Sobald wir ungefähr wissen, in welcher Gegend wir übernachten wollen, suchen wir in der App passende Höfe. Dabei muss man die Schließzeiten beachten, sowohl jahreszeitlich (einige empfangen im Winter keine Landvergnügen-Gäste) als auch in Bezug auf den Wochentag (einige haben beispielsweise So/Mo Ruhetag). Hier wäre es natürlich praktisch, man könnte filtern, das geht aktuell nicht. Wenn ein passender Landvergnügen-Hof gefunden ist, ruft man dort an. Man muss in der App bestätigen dass man heute oder morgen anreisen will, eine Reservierung für „nächste Woche Dienstag“ ist also nicht möglich und auch nicht Sinn von Landvergnügen. Die Erreichbarkeit der Höfe ist sehr unterschiedlich. Da wir oft recht spontan entscheiden wo wir übernachten wollen rufen wir oft erst 1-2 Stunden vor Ankunft an um zu fragen, ob noch etwas frei ist. Da kommt es natürlich mitunter vor, dass wir einfach niemanden erreichen.

Wenn wir dann also einen Hof gefunden haben, bekommen wir meist telefonisch eine Anfahrtsbeschreibung, da die Stellplätze häufig auch auf einer Wiese oder im Wald sind. Nicht immer steht man direkt auf dem Hof, das ist aber meistens in der Beschreibung enthalten. Einen großen Teil der Gastgeber bei Landvergnügen haben wir tatsächlich nie persönlich getroffen.

Einige wenige Male standen wir mit anderen Campern gemeinsam, wobei das wirklich eher die Ausnahme ist. Die Höfe bieten 1 bis 3 Stellplätze an. Was eher schonmal vorkam ist, dass ein Hof einfach bereits belegt ist. Aber auch das war bisher recht selten.

Bei der Abreise – also der Vorgabe, dass man eigentlich nur 24h auf einem Landvergnügen-Hof stehen darf – sind die meisten Gastgeber übrigens sehr entspannt. Wir waren auch schonmal mittags auf einem Hof und sind am nächsten Nachmittag erst wieder gefahren, natürlich nach Absprache. Und meist sind wir sowieso auf der Durchreise, sodass wir oft auch sehr viel kürzer als die 24h parken.

Beispielbilder von Landvergnügen-Stellplätzen

Hier findet ihr einige Beispielbilder unserer Landvergnügen-Stellplätze. Und ja, wir haben vor allem von den schönen Stellplätzen Bilder gemacht, von diesem Parkplatz neben dem Glasmüll zum Beispiel gibt es naturgemäß kein Foto 😀

Verbesserungspotential

Es gibt kein richtiges Bewertungs- oder Erfahrungssystem mit den einzelnen Höfen. Vielleicht ist das so gewollt, damit nicht alle Camper die gleichen Landvergnügen anfahren, aber hilfreich wäre das schon hier und da mal gewesen. Wir standen beispielsweise auch schonmal auf einem Alpaka-Hof auf dem Parkplatz neben den Glasmüll-Containern der Gästeunterkunft und die Alpakas waren 2km Fußmarsch entfernt 😀 Alles nicht schlimm, für eine Nacht geht das mal, aber sowas würde ich schon gerne in eine Bewertung schreiben.

Was gibt es noch?

Wenn ihr mehr Planbarkeit wollt und dafür bereit seid etwas zu zahlen gibt es noch AlpacaCamping. Das Prinzip ist sehr ähnlich, nur dass man private Stellplätze richtig buchen kann, dann natürlich auch länger dort übernachten kann, dafür aber eben eine Gebühr zwischen 10 und 45€ pro Nacht bezahlt. Das haben wir noch nie ausprobiert, aber andere Camper getroffen, die damit auch ganz glücklich sind.

So what – Landvergnügen

Abschließend lässt sich sagen, dass die Zwischenstops mit dem Landvergnügen-Stellplatzführer eine wahre Bereicherung waren. Von idyllischen Bauernhöfen bis zu überraschenden Begegnungen mit Alpakas – jede Übernachtung war ein Abenteuer für sich. Landvergnügen hat nicht nur eine praktische Lösung für spontane Übernachtungen geschaffen, sondern auch eine Plattform für schöne Begegnungen mit herzlichen Gastgebern. Ob Winzer, Reiterhof oder gemütlicher Rosenhof – die Vielfalt der Höfe bietet immer wieder neue Facetten des Landlebens. Wir empfehlen Landvergnügen jedem, der die Freiheit des Reisens liebt und die Schönheit vor der Haustür auf eine einzigartige Weise erleben möchte.

Was denkst du darüber? Hast du auch Erfahrungen mit Landvergnügen oder könnte das was für dich oder euch sein? Ich bin sehr gespannt auf deine Meinung, entweder in den Kommentaren oder an luise@zeitgeistich.de!
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Elternzeitreise mit dem Wohnmobil

Von 8qm zurück auf 80qm – 12 Erkenntnisse nach einem halben Jahr im Wohnmobil

Es waren lange und intensive Monate, die wir auf unseren Elternzeitreisen in Norwegen und Italien mit dem Wohnmobil verbracht haben. Wundervolle Monate, die so anders waren, als unser Leben zu Hause. Anders – im schönen und auch im anstrengenden Sinne.

Nach unserer Rückkehr haben wir viel darüber gesprochen, was wir mitnehmen, was wir gelernt haben und was wir mitnehmen wollen in unser „neues, altes Leben“ mit unserem mittlerweile über 8 Monate alten Sohn Oskar.

Dabei herausgekommen sind 12 Erkenntnisse, die wir im Folgenden mit dir teilen wollen. Da der Artikel etwas länger geworden ist, gibt es wieder ein Inhaltsverzeichnis:

1. Einfachheit entspannt.

Einfachheit unterwegs ging beispielsweise beim Essen los. Ohne Backofen fallen im Wohnmobil viele Gerichte weg, außerdem essen wir vegan. Dadurch hat sich die Auswahl an Gerichten, die wir zum Mittag gegessen haben, auf maximal 10 begrenzt. Aus diesen haben wir immer wieder gewählt. Zum Frühstück gab es immer Müsli und abends immer Brot mit veganen Aufstrichen oder für Luise (die nicht sooo gerne Brot ist) ausnahmsweise mal eine Suppe.

Quinoa-Avocado-Salat an der Stabkirche in Urnen… mit Blick 🙂

Zu Hause wollen wir das quasi übertragen, indem es einen festen Essensplan gibt, der sich derzeit alle 4, zukünftig vielleicht alle 8 Wochen einfach wiederholt. Insbesondere seit Oskar mit isst, ist es sonst relativ anstrengend, immer alles spontan zu entscheiden. So haben wir nun genug Abwechslung und auch „Joker“ für das Ausprobieren neuer Gerichte, Essen bestellen oder Resteverwertung. Und gleichzeitig Ruhe im Kopf, weil Sonntag immer schon klar ist, was es nächsten Samstag geben wird – insofern wir zu Hause sind.

Auch in Bezug auf Kleidung war es unterwegs im Wohnmobil einfacher und das obwohl wir von 25 Grad bis knapp unter 0 Grad alles hatten. Einfach, weil gar nicht genug Platz war, um den gesamten Kleiderschrank mitzunehmen. Eigentlich können wir (fast) alles aussortieren, was wir in diesem halben Jahr nicht dabeihatten, denn wir brauchen es nicht. Damit haben wir auch schon angefangen. Natürlich gibt es einige Ausnahmen wie festliche Kleidung oder Sportsachen, aber auch die gilt es zu reduzieren. Luise versucht es auch gerade mal wieder mit einer „Capsule Wardrobe„, also einem Kleiderschrank der nur ca. 30-40 Lieblingsstücke enthält, die dafür aber sehr gut miteinander kombinierbar sind.

Was auch entspannt ist die Einfachheit der „to do“-Liste. Unterwegs war es möglich – und auch gar nicht so selten, ein Stadium zu erreichen, in dem einfach nichts mehr zu tun ist. Wenn das Wohnmobil „frisch“ war (also altes Wasser raus, neues rein, Klo leer und Batterie voll), Hund und Kind versorgt waren und wir gegessen und abgewaschen hatten gab es einfach nichts mehr, was unbedingt getan werden musste. Vor allem Luise hat das sehr beim Entspannen geholfen. In unserem „normalen Alltag“ ist dieses Stadium schier unerreichbar, da es immer irgendwas zu tun gibt. Wir wollen genauer darauf schauen, was das eigentlich ist. Was sind die Dinge, mit denen wir zu Hause unsere Zeit füllen, die wir unterwegs gar nicht hatten? Steuererklärungen gehören dazu, Post beantworten und Weihnachtskarten verschicken. Und was noch? Wir werden sehen.

2. Begrenztheit entspannt – vor allem mit Baby.

Alles, was wir regelmäßig brauchen, war im Wohnmobil in einer Armlänge Abstand erreichbar. Beim Wickeln der Wasserhahn, beim Essen die Butter oder das Besteck. Wenn – wie es meistens der Fall war – einer mit Oskar auf dem Bett saß und der andere auf dem gedrehten Beifahrersitz, konnten wir alle Dinge mit einem Handgriff erreichen und uns auch hin- und herreichen. Meistens sogar ohne aufstehen zu müssen.

Elternzeitreise im Wohnmobil
Begrenztheit hat nicht nur Vorteile 😀

Für Oskar war diese Umgebung im Wohnmobil scheinbar ideal – insbesondere für diese Phase zwischen 9 Wochen und 7 Monaten, während der wir unterwegs waren. Es gab nur einen Raum und alles, was außerhalb dieses Raumes stattgefunden hat – wandern zum Beispiel – hat er aus einem sicheren Platz getragen von Mama oder Papa erlebt.

Der Ort an dem wir geschlafen haben, gestillt, gewickelt und gespielt – war die meiste Zeit das Bett im Wohnmobil. Manchmal auch eine Picknickdecke oder Yogamatte draußen.

Wir glauben (im Moment), dass ihm diese Art, einen so großen Teil seines ersten Lebensjahres verbracht zu haben, viel Sicherheit gegeben hat. So viel Nähe zu uns in einer 2-zu-1-Betreuung, so viel Körperkontakt, so viel Zeit. Niemand musste den Raum verlassen, um Essen zu machen oder Zähne zu putzen. 

Und wenn wir abends das Wohnmobil ringsherum zu gemacht haben, war es vollkommen egal, ob wir auf den Lofoten oder an der Amalfiküste stehen. Von innen sah alles immer gleich aus.

Morgens haben wir die Plissees runtergeschoben und hatten immer wieder einen anderen Blick. Das war eine gute Mischung aus Berechenbarkeit und Konstanten einerseits und Abwechslung andererseits.

Blick auf den Torhatten nahe Bronnoysund, Norwegen

Wenn du mehr Gedanken und Tipps zu einer Wohnmobilreise mit Baby lesen möchtest, gibt es hier einen ganzen Artikel dazu.

Was uns im Übrigen aber auch sehr entspannt hat war – zurück zu Hause – das Gefühl, nirgendwo hin zu müssen. Das ist ja auch eine Form von Begrenztheit. Egal ob in Norwegen oder Italien, uns war immer bewusst, dass wir mit Oskar noch ungefähr 20 Fahrtstunden nach Hause haben. Und lange Fahren ist das Einzige auf unserer Reise gewesen, was mit ihm (wie bei vielen Babys) einfach wirklich Stress-Potential hatte. Es war dann letztlich insbesondere auf der Heimfahrt von Italien gar nicht stressig, aber allein das Gefühl, eine so große Distanz überwinden zu müssen hat ein bisschen Unruhe im Unterbewusstsein gestiftet.

3. Ordnung entspannt.

Alles braucht einen festen Platz. Wirklich alles. Die Kopfhörer fürs Handy, die Zeckenzange für den Hund, der Autoschlüssel während wir standen. Das ist etwas, was viel Zeit gespart hat und auf so knappem Raum wie im Wohnmobil einfach notwendig ist, weil sonst extrem schnell Chaos herrscht. Das lässt sich gut auf zu Hause übertragen.

So wie wir im Wohnmobil nach ein paar Wochen des Reisens ziemlich schnell „abfahrfertig“ waren ist es zu Hause unser Ziel, in unter einer Stunde „besuchsbereit“ zu sein. Nicht, um irgendwelche Erwartungen zu erfüllen, sondern um die „to dos“ in unserer Wohnung für uns dauerhaft überschaubar zu halten.

Außerdem hatten wir noch die Erkenntnis, dass Reisen andere Dinge braucht als zu Hause leben. Luise dachte schnell, dass wir ja eigentlich alles weggeben können, was wir nicht mit hatten 😀 Unnötig zu erwähnen, dass sie diejenige von uns ist, die den stärkeren Minimalismus lebt 😀 Wieder zu Hause haben wir aber gemerkt, dass es doch einfach Dinge gibt, die man zu Hause braucht, unterwegs aber nicht. Wir hatten kein Nudelholz mit, wollen zu Hause aber vielleicht doch mal wieder Plätzchen backen. Einen Anzug hatte Christian auch nicht dabei, braucht den für die Arbeit aber vielleicht doch mal wieder. Sowas. Weihnachtsdeko hatten wir auch nicht im Wohnmobil (immerhin aber irgendwann eine Bildergalerie). Davon gibt es ziemlich viele Dinge.

Wenn dich interessiert, was wir unterwegs dabei hatten, findest du hier einen ganzen Artikel dazu – unsere „Packliste“.

Und dennoch ist immer wieder die Frage – in Verbindung mit den Erkenntnissen vorher – was es wirklich verdient hat, immer wieder von uns aufgeräumt zu werden und ob es nicht Dinge gibt, die wir entweder nicht mehr brauchen (und sie dann nicht wegräumen müssen), oder die einen anderen festen Platz bekommen sollten, damit sie nicht oder nicht so weit weggeräumt werden müssen.

4. Routinen entspannen.

Abendroutine, Abfahrfertig-Routine, Ver-und-Entsorgungs-Routine. Der Alltag im Wohnmobil bestand eigentlich aus dem Abspulen bekannter Routinen – was auch Freude machen kann – und aus dem Erleben neuer Dinge. Diese Kombination hat uns gut getan. Wir konnten uns so einerseits auf Bekanntes, nämlich unsere Routinen verlassen. Und hatten dann auch den Kopf und Zeit frei, uns Neuem zuzuwenden. Neuen Städten, Stellplätzen, Routen und überhaupt. Wenn dich unsere gesamte Route und viele Bilder aus Norwegen interessieren findest du hier einen ganzen Artikel dazu.

Und neben Routinen entspannen auch klare Zuständigkeiten. Es war sehr klar, dass Christian sich um „außen“ kümmert. Wasser nachfüllen, Schwarzwasser entleeren, Auffahrkeile und Stromkabel wieder verstauen bevor wir weiterfahren. Luise hat das Wohnmobil innen abfahrfertig gemacht. Das Bett gemacht, die vielen kleinen Handgriffe in der Küche, im Bad und rund um Oskars Sitz. Ihr Job war auch der „letzte Rundumblick“ ob alles fest ist, bevor wir losfahren. Das hat uns beide sehr entspannt und auch einfach schneller gemacht.

Insbesondere für Dinge, die geteilte Verantwortlichkeiten brauchen, helfen Checklisten. Es gibt bei uns mittlerweile beispielsweise eine „einer ist mit Baby alleine“-Checkliste, die der jeweils andere nochmal nachgucken kann, bevor er oder sie die Wohnung verlässt. So Kleinigkeiten wie „Küche ist benutzbar“, „der Hund war unten“, „der Essplatz ist vorbereitet“ oder „Wickelkiste ist vollständig“ können dem bleibenden Elternteil viel Entspannung bringen.

5. Zeitautonomie entspannt.

Es geht gar nicht unbedingt darum weniger zu tun zu haben als sonst – wir hatten im Wohnmobil wahrscheinlich auch gar nicht weniger „Aufgaben“ als zu Hause. Aber es geht darum, die Dinge in unserem Tempo und unserer Reihenfolge tun zu können. Zurück im normalen Alltag wollen wir öfter bei Terminen prüfen ob die wirklich dringend notwendig sind. Wir wollen uns (auch nach Corona) mit Freunden eher zu Hause verabreden als im Restaurant. Damit auch mal jemand zu spät kommen darf und es nicht so schlimm ist. Oder gleich Zeiträume verabreden, bei denen einfach Bescheid gesagt wird, wenn man sich auf den Weg macht. Wir wollen noch stärker lernen, wirklich Wichtiges von nur anscheinend Wichtigem zu unterscheiden.

Und auch unser Wohnmobil-Alltag war auf eine gewisse Art geprägt von „Terminen“. Oskars Schlafphasen, Fähr-Fahrten, Checkout-Zeiten bei Campingplätzen, Hundebedürfnissen. Der entscheidende Unterschied bei diesen Terminen war, dass sie nicht super fix waren und wir sie jederzeit verschieben konnten. Ein Tag länger auf dem Campingplatz bleiben oder eben für den Nachmittag bezahlen (wobei das in der Nebensaison nicht wirklich jemanden interessiert hat), nächste Fähre nehmen, in der nächsten Schlafphase fahren. Können wir solche „flexiblen Termine“ nicht noch stärker in den Alltag einbauen?

Leben am Limit 😀

Und im beruflichen Alltag wollen wir sehen, wer es eigentlich ist, der uns den Zeitstress macht. Wir? Kollegen? Chefs? Und was kann man im Einzelfall tun? Zumindest hinterfragen wird helfen, wenngleich auch unser normaler Alltag logischerweise sehr viel mehr Termine haben wird als wir während der Elternzeitreise hatten.

Eingerechnete Puffer helfen ungemein. Auf der Rückfahrt von Italien waren wir – dank Corona – 2 Wochen zu früh dran und hatten die quasi als Puffer. Die Rückfahrt war auch dank unseres Sohnes sehr entspannt. In Schweden sind wir auf dem Rückweg deutlich weniger Kilometer und Stunden pro Tag gefahren, hatten aber deutlich mehr Stress, weil wir wussten, dass wir am Tag X ankommen müssen. Und das nur, weil wir uns selbst Termine gelegt hatten. Wir werden also verstärkt darauf achten, auch im Alltag hier und da immermal ein halbes Stünchen Puffer zu planen für „Zeit vergeht von alleine“. Das macht Luise schon länger so, Christian plant bisher eher knapp. Und wenn für eine halbe Stunde Puffer keine Zeit ist, dann muss wohl irgendwas vom Zeitplan gestrichen werden.

Selbst die Kommunikation mit unseren Freunden und der Familie haben wir weiterstgehend zeitautonom gestaltet, da die meistens über Sprachnachrichten lief. So oft hat einer von uns Oskar getragen und, nachdem er eingeschlafen war, Zeit gehabt Sprachnachrichten zu hören und zu beantworten. Oft mit Blick auf einen hübschen Fjord.

Die Krux mit Terminen ist ja, dass wir immer für eine Zukunft planen, von der wir noch gar nicht wissen wie sie sein wird. Und wer wir dann sein werden, wie es uns dann geht. Wenn Treffen mit Freunden heute doch nicht gut passen, wir eigentlich Entschleunigungs-Zeit brauchen, wollen wir das noch öfter offen ansprechen und die Termine nicht aus „ich will nicht als unzuverlässig wahrgenommen werden“ gegen das eigene Gefühl trotzdem einhalten.

6. Reisen und Urlaub sind zwei unterschiedliche Dinge.

Während unserer gesamten Reise in Norwegen und Schweden haben wir maximal 3 Nächte mit dem Wohnmobil an einem Ort verbracht und das ist auch nur 3 oder 4 Mal insgesamt passiert. Sonst waren wir immer eine oder maximal 2 Nächte an einem Ort. Und dann kam Corona in Italien. Wir waren „gezwungen“, 10 Tage auf dem gleichen Campingplatz zu bleiben. Die einzige andere Option wäre die Heimfahrt gewesen. 

Es hat uns unfassbar entspannt, nicht mehr das Gefühl zu haben, ständig weiter zu wollen. Hier noch eine Stadt angucken, da noch eine schöne Route fahren oder da einen tollen Stellplatz finden. All das gab es plötzlich nicht mehr. Wir haben das erste Mal seit langem wieder mit Oskar draußen auf der Picknickdecke gegessen, haben dort zusammen rumgekullert, haben viele Strandspaziergänge gemacht und uns die ein oder andere Pizza schmecken lassen. Ohne einen Gedanken an „morgen“ oder den folgenden Reiseplan. Wir haben immer wieder für uns geschaut, ob es sich noch stimmig anfühlt, zu bleiben und wann wir Lust haben, wieder nach Hause zu fahren. Wir sind so richtig in einem Urlaub angekommen. Dank Corona – wie so oft in diesem Sommer eher zu unserem Vorteil. 

Und ja, der „Nachteil“ ist, dass wir in der Zeit nicht so viel Neues erlebt haben und die Tage in unserer Erinnerung sehr stark verschwimmen. Die Zeit fühlt sich im Nachhinein fast genauso lange an wie 2 oder 3 Tage an einem Stellplatz. Aber es war mal entspannt. Und wahrscheinlich geht es letztlich – wie immer – um einen guten Mittelweg. Deswegen werden wir nicht gleich All-Inclusive-Urlauber.

Diese klare Unterscheidung von Reisen und Urlaub hatten wir beide so vorher nicht und empfinden sie als sehr wertvoll. Auch für künftige Reise- bzw. Urlaubsplanung.

7. Unsere Partnerschaft ist so gut, wie unsere Beziehungen zu uns selbst.

Unterwegs gibt es einen entscheidenden Faktor der bestimmt, wie viel Nähe und Distanz gerade geht – das Wetter. Und das war für uns zuerst ein gewöhnungsbedürftiger Umstand 😀

In Norwegen war das relativ entspannt, vor allem, weil es so lange hell war. Oft haben wir ganz in Ruhe Abendessen gemacht, dann hat noch einer Oskar draußen in den Schlaf getragen und der jeweils andere hatte (auch) Zeit für sich.

Wir hatten dadurch relativ automatisch jeder hin und wieder „Me-Time“, wenn beispielsweise einer auf den schlafenden Oskar im Wohnmobil aufgepasst hat oder eben draußen mit ihm unterwegs war. In Italien sah das ziemlich plötzlich anders aus, weil es einfach so zeitig dunkel und zu Beginn im Norden auch noch relativ kalt war. Das haben wir unserer Laune deutlich angemerkt.

Zu Hause hatten wir nun wieder das Problem, dass wir zwar genug Räume hatten für Me-Time, aber gleichzeitig so viel zu tun, dass man sich diese Zeiten für sich wirklich nehmen muss.

Im Moment schläft unser Sohn zweimal am Tag tagsüber abgelegt im Familienbett, was ein großer Segen und nicht selbstverständlich ist. Spätestens in der zweiten Schlafphase lässt Luise alles stehen und liegen und rollt die Yogamatte aus. Jeden Tag. Christian kann häufig die Zeit, wenn Luise Oskar ins Bett bringt oder er mit dem Hund rausgeht für sich nutzen. Beispielsweise zum Meditieren oder für Kontakt zu seinen Herzensmenschen. 

Diese Zeiten so konkret für uns einzuplanen mussten wir erst hart lernen – und sind immernoch dabei. Wenn wir das nicht tun, streiten wir uns in einer Tour, weil wir beide angespannt sind. Dazu gehört, dass sich das Geschirr in der Küche auch mal 3 Tage stapelt, weil wir nicht dazu gekommen sind, den Geschirrspüler auszuräumen. Aber eine unordentliche Küche ist uns lieber als ständige Anspannung und Überforderung – die es natürlich trotzdem hin und wieder gibt.

Was uns gerade auch sehr hilft ist der Onlinekurs von Transparents. Das ist ein Kurs zum Thema „Elternschaft in Beziehung“. Spannend ist, dass uns solche externen Termine ebenso helfen, alles stehen und liegen zu lassen und uns mit dem zu beschäftigen, was für uns wirklich zählt.

8. Es ist ok, sich Mal nicht aushalten zu können. Und es geht trotzdem weiter.

Eine Freundin von Luise hat ihr irgendwann rund um Oskars Geburt mal ganz beiläufig erzählt, dass ihr Mann und sie sich versprochen haben, dass es im ersten Jahr nach der Geburt ihres Babys keine Trennung geben wird. Und dass es immer wieder Situationen gab, in denen sie dieses Versprechen als sehr wertvoll erachtet hat, weil es wirklich schlimm war.

Luise dachte in dem Moment „jaja, so schlimm wird es schon nicht“. Oh doch. Es gab ein, zwei Streits die so schlimm waren, dass wir beide solche Gedanken hatten. „Wenn das länger so bleibt, müssen wir leider getrennte Wege gehen, weil es zu viel Energie kostet“. 

Die Erkenntnis ist (mal wieder), dass Liebe auch eine Entscheidung ist. Anhaltende Beziehungen sind (für uns) nicht die, die immer rosarot sind. Sondern die, die die Themen auf den Tisch bringen und bearbeiten. Individuelle und kollektive Beziehungsthemen. Auch anderen (Eltern-)paaren geht es so, damit sind wir nicht allein. Und immer öfter sprechen Menschen sogar darüber. Streit gehört einfach dazu, insbesondere in emotional und körperlich so anstrengenden Zeiten wir mit einem Menschenbaby und einem Hundeopa. Und wir durften merken, dass auf diese saumäßig anstrengenden Zeiten immer wieder längere Phasen großer gegenseitiger Achtsamkeit und liebevoller Verbundenheit folgen. Vielleicht ist es das, was man Leben nennt?

Familie on Tour 🙂

Und es wird immer anders werden. Wir wachsen, wir kommen an unsere Themen und können die nach und nach in Heilung bringen. Aber der erste Schritt zur Veränderung ist wie immer die liebevolle Annahme, dass die Dinge gerade sind, wie sie sind. Und das wir sind, wie wir eben sind.

Wir hatten beide durchaus auch großen Respekt vor so viel Zeit auf so engem Raum im Wohnmobil. Wir beide brauchen Rückzugsräume und Freiheiten für uns, was mit Baby sowieso schon nicht so einfach ist. 

Diese Reise war eine große Bewährungsprobe für uns als Paar und als Eltern – die wir (in unseren Augen) richtig, richtig gut hinbekommen haben. Wir haben noch besser gelernt, uns konstruktiv auseinanderzusetzen und jeder für sich Mittel und Wege zu finden, um sich Freiraum zu verschaffen. Die eigenen Bedürfnisse wieder stärker spüren gelernt und gelernt, wie lange wir sie zurückstellen können und wann es genug ist.

9. Wir geben unterwegs nicht weniger Geld aus, aber für andere Dinge.

Die finanzielle Betrachtung der Reise-Zeit finden wir auch ziemlich spannend. In einer so besonderen Situation im Wohnmobil unterwegs hätten wir vorher gedacht, dass die laufenden Kosten etwas sinken müssten. Vorab: dem war nicht so.

In unserer finanziellen Betrachtung lassen wir die Anschaffungskosten für das Wohnmobil mal außen vor. Das ist natürlich nicht ganz richtig, wenigstens Kapitalbindungskosten müsste man einkalkulieren, das führt uns aber zu weit.

Grundsätzlich muss unterschieden werden zwischen den Kosten der Reisevorbereitung und Kosten während der Reise selbst.

Kosten der Reisevorbereitung mit dem Wohnmobil

Für die Erstausttattung von Karl haben wir relativ viel Geld ausgegeben. Je nachdem was man alles mitzählt waren das locker um die 1.500€. Gasmelder hier, Auffahrkeile da, Campinggeschirr dort. Das summiert sich einfach und sind Kosten, die wir ohne die Reise nicht gehabt hätten. Und klar, wenn wir langfristig kein Wohnmobil haben sollten kann man davon einen großen Teil gut weiterverkaufen. Das werden wir sehen.

Dass wir unterwegs – vor allem in Norwegen – so viel „autark“ essen konnten war der Tatsache zu verdanken, dass wir relativ viele Lebensmittel mitgenommen haben. Auch, weil wir Wert auf Bio-Qualität legen und das in Norwegen einfach noch nicht so verbreitet ist. Dafür haben wir natürlich vor der Reise nochmal ordentlich Geld ausgegeben – für Lebensmittelvorräte und eine gefühlt unendliche Anzahl des Davert Taboule-Salats 😀

Das sind eigentlich die beiden Hauptkostentreiber vor der Reise. Es gab noch ein bisschen Kleinkram wie Reiseführer, für Italien die italienische Version des „Landvergnügen“ (dort heißt es „Greenstop24“) oder aktualisierte Reisepässe. Das hat sich aber nicht stark summiert.

Dazu passt: Bauernhöfe, Winzer und mehr: unsere Erfahrungen mit Landvergnügen

Kosten während der Reise mit dem Wohnmobil selbst

Insbesondere in Norwegen haben wir nur für sehr wenige Dinge überhaupt Geld ausgegeben – dafür aber dort deutlich mehr als in Deutschland. Allem voran Lebensmittel. Die waren gemeinsam mit Sprit für Karl der größte Kostenfaktor. An dritter Stelle kamen dann Kosten für Campingplätze und Waschmaschinen-Gänge. Auch Maut hat ordentlich zu Buche geschlagen. Wobei bisher nur ein Bruchteil der ungefähr 500€ Rechnungen, die wir erwartet haben, aus Norwegen angekommen sind. 

Wir haben in der ganzen Zeit in Norwegen nur einmal in einem Lokal gegessen und uns zweimal eine Pizza bei „Pizza Bakeren“ geteilt, die wir aber auch im Wohnmobil gegessen haben. Auswärts essen und/oder Essen bestellen ist etwas, was wir zu Hause sehr viel häufiger machen.

In Italien haben wir sehr viel mehr Geld ausgegeben für „auswärts essen“, das ist aber auch deutlich günstiger als in Norwegen. Gute Pizza gibt es häufig schon für 4-6€ pro Person. Wir haben schnell die Naturasi-Kette entdeckt, eine Art Reformhaus. Bio-Lebensmittel waren tatsächlich deutlich teurer als in Deutschland. Die haben wir nicht nach Italien mitgenommen, weil viele der in Deutschland verkauften Produkte aus Italien kommen und wir dachten, das wird schon passen. Hm, tat es nicht 😀 Das hat die Kosten für Lebensmittel in die Höhe getrieben.

Darüber hinaus sind in Italien die Campingplätze in der Nebensaison teurer als in Norwegen während der Hauptsaison, das haben wir vorher etwas unterschätzt. Zudem sind wir deutlich häufiger auf Campingplätze oder zumindest offizielle Wohnmobilstellplätze gefahren, weil das freie Stehen nunmal in Italien nicht so geduldet wird wie in Norwegen. Während Corona hätten wir es sicher drauf ankommen lassen können, hatten aber mit Baby auch keine Lust auf Stress. Auch Maut hat sich in Italien auf schätzungsweise 200€ summiert, wobei wir durch Corona nicht so viel gefahren sind wie wir eigentlich geplant hatten.

Spannend war auch, welche Kostentreiber unterwegs einfach wegfallen. Beispielsweise hatten wir ein richtiges Loch im E-Mail-Posteingang – keine Bestellbestätigungen, keine Versandinformation, keine eventuellen Retouren-Aufkleber. Wir haben an keinen Seminaren teilgenommen (das machen wir sonst viel, dazu gibt es auf der Startseite eine ganze Kategorie :D), haben keine neuen Bücher oder Technik-Kram gekauft und auch keine Anziehsachen für unseren Sohn (die haben wir aber natürlich vorher besorgt). Wir haben keine Geburtstagsgeschenke gekauft, weil wir auf keinen Geburtstagsfeiern waren. Und wir hatten keine Ausgaben für den größten Luxus, den wir uns zu Hause gönnen – unsere Putzfee. Kein Monatsticket für die Öffis, keine Fahrrad-Reparaturen. Sowas ist einfach weggefallen.

Unterm Strich kann man sagen, dass wir in etwa gleich hohe laufende Kosten wie in einem vergleichbaren Zeitraum zu Hause hatten.

10. Sicherheit hat ihren Preis. Freiheit aber auch.

Häufig sprechen wir darüber, wie hoch unser Sicherheitsbedürfnis und Freiheitsbedürfnis ist. In Bezug auf so viele Dinge – so ein Einfamilienhaus zum Beispiel wäre im Moment gar nichts für uns, schlicht weil es uns nicht wert ist, unsere Freiheit dafür aufzugeben. Wenn wir weniger arbeiten oder uns irgendwann mal länger freistellen lassen wollen dann können wir das, weil wir eben kein Haus abbezahlen müssen. Ein paar wenige Versicherungen haben wir aber trotzdem und auch einen festen Job zu haben ist im Moment etwas, was wir zu schätzen wissen. Wir würden unser Sicherheitsbedürfnis also als normal-moderat bezeichnen, je nachdem, mit welchem Lebensentwurf man sich vergleicht. 

In diesem Gefühl – unsere Freiheit vielleicht verhältnismäßig etwas stärker einzufordern als beispielsweise viele ArbeitskollegInnen – war uns zu Beginn der Reise nicht bewusst, dass diese Freiheit auch ihren Preis hat. Der Preis der Sicherheit wäre gewesen, so eine Reise gar nicht zu machen.

Der Preis der Freiheit war, dass wir beispielsweise zu verschiedenen großen Feiern nicht da waren. Luises Opa und Christians Onkel hatten jeweils einen runden Geburtstag und eine liebe Freundin hat geheiratet. Und wir waren richtig weit weg. Bei Menschen die noch mehr oder länger reisen als wir, wird das sicher häufiger so sein und ist etwas, was uns in der Klarheit vorher nicht bewusst war.

Auch, dass Oskars Großeltern ihn eigentlich erst regelmäßig sehen können, wenn er schon mindestens 8 Monate alt ist. Unsere Eltern wohnen jeweils etwas weiter weg, aber besucht hätten sie uns oder wir sie sicherlich öfter mal, wenn wir zu Hause gewesen wären.

Und auch unterwegs gab es – wenn auch nur sehr wenige – Situationen, in denen wir uns unsicher gefühlt haben. In Norwegen war eine Nacht schon relativ weit nördlich so windig, dass wir mitten in der Nacht davon aufgewacht sind und unser Unterbewusstsein anklopfte und fragte, ob Wind eigentlich in der Lage ist, ein 3,5t-Auto zu bewegen? Wir haben uns entschieden, umzuparken. Christian hat im strömenden Regen die Auffahrkeile reingeholt und wir haben uns einfach nur um 90 Grad gedreht und uns etwas weiter weg von der Steilküste hingestellt. Das ist etwas, was wir zu Hause mit Baby zu schätzen wissen – egal wie sehr es draußen blitzt, donnert, tobt, ein Unwetter wird niemals unser Bett bewegen können.

Diese existenzielle Angst mal wieder gehabt zu haben hat uns sehr geerdet und lässt uns so etwas wie ein Wohnhaus aus Stein – etwas sonst sehr Selbstverständliches – wieder mehr zu schätzen wissen. Das ist auch der Preis dieser Art von Freiheit.

11. Diese Zeit im Wohnmobil war – bisher – eine der intensivsten Erfahrungen unseres Lebens.

Bisher habe ich gedacht, an die Heldenreise wird an Intensität so schnell nichts rankommen. Das war, bevor wir Eltern geworden sind 😀 

Auch ohne eine Elternzeitreise mit dem Wohnmobil ist insbesondere die erste Zeit nach der Geburt eines Kindes vermutlich eine der intensivsten Zeiten, die man in seinem Leben erlebt. Und wir haben oft das Gefühl, dass wir diese Zeit durch unsere Reise noch intensiviert haben – in Bezug auf die anstrengenden Dinge, aber auch auf die schönen.

Intensive Erfahrungen bringen oft auch mit sich, dass wir uns in vielen Dingen noch klarer geworden sind. Das Gefühl, immer wieder unser Leben so zu gestalten wie es uns wirklich gut tut ohne zu sehr darauf zu achten, was andere machen oder wie andere finden was wir tun, ist seither noch präsenter. 9 Monate gemeinsame Elternzeit muss man sich leisten können – und wollen. Aber für uns war und ist es jeden Cent wert. Wir sind klarer darin, dass wir beide nicht mehr Vollzeit arbeiten wollen. Darin, dass wir mittelfristig in Gemeinschaft leben wollen. Darin, dass wir uns einen Alltag erschaffen wollen in dem wir leicht und viel draußen sein können.

Wieder zu Hause anzukommen war sehr surreal. Durch unsere Wohnung zu gehen, die ungefähr 10fach so groß ist wie Karl. Und die so viel Platz bietet, den wir auch wirklich gut gefüllt haben 😀 So viel Kram, so viele Wände, Türen, ein Wohnungsschlüssel! Selten zuvor sind wir mit so einem Gefühl nach Hause gekommen – nach so langer Zeit. Und das ist auch ein Gefühl von Absurdität. Wie absurd die Vorstellung eigentlich ist, dass jede Familie eine eigene Wohnung hat, in der sie aber oft nur die Abende und Wochenenden verbringt, weil tagsüber alle ausgeflogen sind – entweder zum Geld verdienen oder um betreut zu sein, während die Eltern Geld verdienen. Wenn wir unsere Wohnungen so effizient nutzen würden wie den Platz in einem Wohnmobil, dann könnte man in unserer Wohnung auch locker mit 3 Kindern leben 😀 

12. Vanlife ist schön, aber (für uns) nichts für immer.

Auf die Toilette gehen, ohne dass sich danach noch irgendwann jemand darum kümmern muss!!! Wooohooo! Einfach zu duschen mit dem Wissen, dass noch genug Wasser da sein wird, um die Seife auch wieder loszuwerden. Eine Spülmaschine. Und eine Waschmaschine die frei ist, wenn ich sie benutzen will. Bio-Essen kaufen können – zu Fuß oder mit dem Fahrrad – und nicht komplett arm werden dabei. Verrückt. Alles Dinge, die wir wieder sehr zu schätzen wissen, seitdem wir wieder zu Hause sind.

Auch, dass wir aus dem Zimmer gehen können, wenn der Kleine schläft und uns im Nachbarraum unterhalten können. Duschen können, während Oskar seinen Mittagsschlaf macht! Yoga machen, wenn es draußen regnet! Oder sogar dann erst recht. All die kleinen Selbstverständlichkeiten des Alltags in einer Wohnung würden wir auf jeden Fall nicht auf Dauer missen wollen.

Zu Hause ist es etwas langweiliger, aber einfach praktischer. Unterwegs dafür deutlich aufregender, aber eben in vielen Belangen sehr viel umständlicher. Wahrscheinlich ist die „Lösung“ wie so oft, die Mischung aus beidem zu haben und die Freiheit, immer wieder mal der Wohnung entfliehen zu können. Auf Dauer in einem Wohnmobil (oder auch mit Kindern in einem Tiny House) zu leben, kommt deswegen für uns nicht in Frage.

Die Zeit unterwegs war wunderbar und wir sind unendlich dankbar dafür, dass wir zur gleichen Zeit sowohl die Zeit dafür als auch die finanziellen Mittel dafür hatten und ein Baby, mit dem man sowas machen kann. Es war eine Reise und eine Reise darf auch wieder ein Ende haben. Ob wir sowas mit einem nächsten Kind wieder machen können und wollen wissen wir noch nicht, das wird die Zeit zeigen. In jedem Fall sehen wir aber unsere Wohnung und die Annehmlichkeiten des Alltags wieder mit sehr viel wertschätzenderen Augen. Und unser Fernweh ist zumindest für eine Weile gestillt.

Was denkst du darüber? Habt ihr auch ein Wohnmobil und wart damit schonmal länger unterwegs? Was habt ihr an Gegenständen, die ihr nicht mehr missen wollt? Habt ihr Erfahrungen, an denen ihr mich und uns teilhaben lassen möchtet? Ich bin sehr gespannt auf deine Meinung, entweder in den Kommentaren oder an luise@zeitgeistich.de! Und wenn du den Artikel magst – spread the love and share the happiness (auf Facebook, X oder wo du sonst bist). Ich danke dir von Herzen.

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Elternzeitreise Teil 2 – Auf nach Italien!

Nachdem wir viele schöne Tage in Norwegen und Schweden verbracht haben, fahren wir nach einem arbeitsreichen, anderthalbwöchigen Zwischenstopp zu Hause in Hannover und einem nochmal einwöchigen Stopp in Weinheim, Christians Heimatort, nach Italien. Insgesamt sind wir von Mitte Oktober bis Ende November 6 Wochen lang unterwegs.

Wir lassen uns Zeit mit der Anreise. Der Rückweg von Norwegen durch Schweden war sehr schnell und auch zu Hause hatten wir sehr durchgetaktete Tage, weil wir schnell wieder loswollten. Jetzt ist uns nach Ruhe und Langsamkeit.

Wir machen noch einige Zwischenstopps in Deutschland und nutzen mal wieder einige Landvergnügen. Wir sind gespannt und aufgeregt, wie Italien wird, was uns erwartet und in welchen Punkten es sehr anders sein wird als Norwegen. Und das werden einige sein 😀 Vor allem Luise freut sich vor allem auf eins: Wärme! Die kälteste Nacht in Nordschweden war 2 Grad „warm“, das brauchen wir für die nächsten Wochen nicht unbedingt.

Wenn dich unsere Norwegen-Reise interessiert findest du hier den Reisebericht dazu.

Da unsere Reise doch relativ lang war (und der Reisebericht ausführlich ist :D) gibt es ein Inhaltsverzeichnis:

Anfahrt nach Italien

Wir fahren erst ins Allgäu und nach Füssen – hierher hat uns unser lieber Nachbar einen Brief geschickt mit Christians Kumja-Adaptern, die wir zu Hause vergessen haben. Die Kumja („Komm unter meine Jacke“) ermöglicht es uns, Oskar einfach mitsamt Trage bzw. Tragetuch mit unter unsere Jacke zu nehmen, wenn wir ihn draußen tragen. Das werdet ihr auf einigen Bildern sehen. Es ist eine große Erleichterung, als Christian von der Packstation zurückkommt und den Brief in den Händen hält – hat alles geklappt. So kleine Teilchen diese Jacken-Adapter und so lebensnotwendig für uns im Moment.

Auf dem Weg testen wir auch zum ersten Mal verschiedene Dinge, die wir in unserer zu-Hause-Pause am Wohnmobil verändert oder neu hinzugekauft haben. Christian ist beispielsweise sehr glücklich über den Wasseradapter der macht, dass der Wasserschlauch von selbst im Auto hält 😀

Erstausstattung fürs Wohnmobil
Wasser nachfüllen 2.0 🙂

Falls dich interessiert, was wir sonst noch so dabei hatten (oder auch wieder verkauft haben weil wir es nicht brauchten) findest du hier unsere „Packliste“.

Bei dem Landvergnügen in Füssen machen wir noch eine schöne Abendwanderung und fahren am nächsten Tag nach Österreich.

Abendwanderung beim Landvergnügen in Füssen

Dazu passt: Bauernhöfe, Winzer und mehr: unsere Erfahrungen mit Landvergnügen

Von Corona ist im Moment keine Rede mehr, schön für uns. In Österreich erwartet uns nach kurvenreicher Durchfahrt einer der schönsten Stellplätze, den wir südlich von Skandinavien bisher gesehen haben. Für nur 10€ pro Nacht kann man in Trins parken, inklusive Dusche, Toilette und Ver- und Entsorgung fürs Wohnmobil („VE“). Auch dort machen wir wieder einen schönen Abendspaziergang und überlegen, ob es auf dem Rückweg warm genug sein wird, hier nochmal zu halten.

Abendspaziergang in Trins… mit Kumja 🙂

Hier in Trins schauen wir auch mal wieder Tatort, oder versuchen es zumindest. Unser mittlerweile 5 Monate alter Sohn Oskar ist wach – sehr wach. Wir schauen Tatort immer mit AirPods und stellen das iPad so, dass er es nicht sehen kann. Normalerweise ist er maximal noch eine viertel Stunde wach und schläft dann beim Stillen ein, sodass wir die letzten Male den Tatort immer durchgehend angucken konnten. Nicht so heute. Er turnt wahnsinnig viel rum – und hat noch Großes vor. Heute ist es soweit, während des Tatorts dreht er sich zum ersten Mal komplett alleine vom Rücken auf den Bauch. Nicht nur einmal. Oha, unser Kind wird mobil. Wir machen Tatort-Pause um ihm dabei zuzuschauen. Nachdem er sich genug gedreht hat schläft er dann doch irgendwann ein. Wir sind ein bisschen aufgeregt, so unmittelbar Zeugen seiner Entwicklung zu sein. Es ist einfach schön.

Der Grenzübergang nach Italien am nächsten Tag ist super unspektakulär. Dass wir in Italien sind haben wir eigentlich erst gemerkt als wir am Brenner nochmal Maut zahlen sollten – diesmal allerdings auf italienisch. 

Wir fahren in Richtung Bruneck – hier wollte Christian gern zu einem Schloss, auf dem er vor fast 25 Jahren mal mit den Weinheimer Sängerknaben war. Dort gehen wir am nächsten Mittag auch noch Essen. Es ist schön und spannend für Christian, auf den Spuren seiner Jugend zu wandeln. Man kann zum Schloss hochfahren – das machen wir auch zweimal. Und es kostet uns einige Nerven, es ist vielleicht die steilste und gleichermaßen kurvigste Strecke, die wir bisher mit „Karl“ gefahren sind. Es geht aber alles gut.

Besuch auf der Burg in Bruneck

Wenn du mehr über „Karl“, unseren Volkswagen Grand California 600 wissen möchtest, findest du hier mehr über ihn.

Pausentag am Agricampeggio de Bery

Nach einigen Tages des Fahrens ist uns mal wieder nach Pause. Außerdem müssen wir Oskars Windeln waschen. Unsere Pause machen wir auf dem Agricampeggio de Bery. Ein sehr empfehlenswerter Ort, den wir auch auf dem Rückweg nochmal ansteuern.

Dort gehen wir das erste Mal in Italien Pizza essen in einer nahegelegenen Pizzeria. Außerdem Einkaufen, schnacken mit der Besitzerin, sowas. Es wird für eine ganze Weile der schönste Stellplatz in Italien sein.

Wir fahren weiter in Richtung Gardasee, wo vor allem Christian hin will. Der See selbst ist weniger spektakulär als gedacht. Die Gegend nördlich des Sees finden wir tatsächlich deutlich beeindruckender. Gut, dass wir über Land gefahren sind um die schönere Strecke auf der Westseite des Sees zu fahren und nicht die Autobahn auf der Ostseite. 

Einkaufen wird in Italien ein Spaß – hier gibt es ja die Siesta zwischen ca. 12 und 15 Uhr. Daran müssen wir uns wohl erst gewöhnen. Wir sprechen darüber, dass das zwar einerseits nervig ist, weil wir uns danach richten müssen, auf der anderen Seite aber auch eine schöne und sehr menschengerechte Art den Tag zu verbringen. Und wir Deutschen regen uns darüber auf, weil wir so viel Entspannung gar nicht mehr gewöhnt sind 😀 Es schwant uns, die italienische Entspannung wird uns gut tun.

Überblick über unsere Route

Unser erstes (und leider auch letztes) Weingut in Italien

Wir machen unser erstes „Landvergnügen“– in Italien heißt es Greenstop24 – auf einem kleinen Weingut. Spannend. Wir sind uns unsicher, wir die „ungeschriebenen“ Konditionen sind. Der Winzer ist ziemlich jung und will uns gleich alles zeigen. Müssen wir dann auch kaufen? Müssen wir überhaupt kaufen? Wir merken, dass wir uns in Deutschland mit den Gepflogenheiten sicherer fühlen. Wir kaufen bei den Landvergnügen oft, wenn es was Schönes gibt (und Gemüse brauchen wir beispielsweise sowieso immer) und wenn nicht, dann eben nicht. Hier wissen wir das nicht so genau. Dazu kommt, dass es in Deutschland sehr viel mehr Vielfalt bei den Höfen gibt. Hier produzieren die meisten nunmal Wein oder Olivenöl, einige wenige Käse, den Christian bloß nicht essen kann. So viel Wein können wir gar nicht verschenken, wie wir dann kaufen müssten. Wir überlegen, zukünftig einfach nur so ein bisschen Geld da zu lassen ohne Gegenleistung als Dankeschön, sind uns aber unsicher ob das wieder unhöflich sein könnte. Wir werden sehen.

Letztlich kaufen wir eine Flasche Anstandswein, er ist auch „bio“. Und schließlich steht Weihnachten vor der Tür, wenn wir zurück sind. Ich schreib hier aber nicht für wen der Wein ist, sonst ist es ja für denjenigen keine Überraschung mehr 😀

Es ist neblig, als wir am nächsten Morgen auf dem schönen Weingut aufwachen. Es war eine ruhige Nacht, bis auf die Eicheln, die immer wieder mal lärmend aufs Autodach fallen. Wir frühstücken in Ruhe, Luise geht eine kurze Hunderunde. Wir haben beschlossen, in Oskars zweiter Schlafphase zu fahren. Heißt: Nach dem Frühstück und der Morgenroutine schläft er nochmal ein halbes Stündchen im Auto. In der Wach-Phase danach machen wir uns und das Auto abfahrfertig und gehen noch eine größere Runde zu viert spazieren. Die Abendrunde von gestern war so schön, dass wir die einfach nochmal gehen. Wir wurden vom Winzer vorgewarnt – seit 6 Uhr findet in der Nähe eine Jagd statt, wir hören auch immermal wieder Schüsse, aber weit entfernt.

Unsere erste Stadtbesichtigung in Italien – Sirmione

Es ist nicht weit bis nach Sirmione, einer Stadt an der Südspitze des Gardasees, die als Halbinsel weit in den See hineinragt. Wir sind gespannt, unsere erste Stadtbesichtigung in Italien.

Parken geht gut, wenn auch teuer. Wir zahlen 6€ für reichlich 2 Stunden und laufen los. Ein Paar Plätze neben uns parkt ein goldener Rolls-Royce, der förmlich ins Auge sticht. Christian meint, dass er wahrscheinlich „dem Paten“ gehört, nachdem ein recht kleiner, älterer Mann aussteigt. Die Halbinsel ist sehr, sehr hübsch. Das ständige Maske tragen, was im Moment in Italien vorgeschrieben ist, nervt uns allerdings ganz schön. Wenn wir allein sind, setzen wir die Masken natürlich auch ab. Oskar guckt sich ebenso den schönen Gardasee an und schläft erst ein, als wir eine ganze Weile später etwas Essen gehen und Christian den Sichtschutz an die Trage macht. 

Wenn dich Wohnmobilreisen mit Baby interessieren, findest du hier unsere Tipps und Erfahrungen nach 6 Monaten Reise.

Wir können uns ewig nicht entscheiden und landen dann irgendwann doch in einem der vielen Touri-Restaurants. Ok lecker für ok Geld 😀 Überragend ist es aber nicht. Erkenntnis: Wenn wir hier in Italien in Touri-Regionen sind, wollen wir lieber im Auto essen, auswärts essen gehen können wir lieber auf Dörfern in Trattorias, in denen noch die Oma kocht 😀

So haben wir die erste Stadtbesichtigung in Italien mit Oskar gut überstanden. Neuland für uns, in Norwegen haben wir ja wenig Städte angeguckt. Aber hier in Italien ist nunmal viel Kunst, Kultur und Architektur zu sehen. Und dennoch wollen wir zusehen, nicht nur Städte anzugucken. Schließlich muss Jack, unser Hund, da auch immer im Auto warten, weil mit ihm und Oskar in Städten unterwegs zu sein einfach stressig ist. Und außerdem ist Jack schon 14 und freut sich auch mal über Zeit für ein Mittagsschläfchen.

Agriturismo La Montina und der „Nebel-Stellplatz“ auf dem Weg nach Cinque Terre

Verona und Parma streichen wir erstmal von unserer Liste, das würde sich nach „abarbeiten“ anfühlen. Außerdem kommen noch genug schöne Städte. Stattdessen fahren wir zum Agriturismo La Montina in der Nähe, um dort die Nacht zu verbringen. Wir fahren direkt hin und werden auch sehr nett begrüßt. Das Restaurant hat nur leider zu und auch sonst gibt es keine Möglichkeit, vor Ort Geld auszugeben. Für den Stellplatz wollen sie trotzdem partout nichts haben.

Es gibt hier Ziegen, Hühner, Hängebauchschweine, Gänse und was sonst noch so dazugehört. Außerdem eine Horde Hunde – alles Mädels. Das wäre der Traum schlechthin für Jack, allerdings laufen hier auch ein paar humpelnde Ziegen zwischen den Hunden frei herum, da sind wir uns bei Gurki nicht sicher, wie er reagiert und lassen das lieber sein.

Die Familie empfiehlt uns noch einen schönen Spaziergang am Kanal entlang. Den machen wir auch und hier entsteht eines unserer Lieblingsbilder der ganzen Reise.

Als nächstes wollen wir weiter in Richtung Cinque Terre. Da das aber 3,5h Fahrt sind und es vor Ort keinen wirklich schönen und Hunde-geeigneten Stellplatz gibt machen wir vorher noch einen Zwischenstopp. Dort bleiben wir sogar zwei Nächte, weil wir merken, dass wir schon wieder ganz schön viel gemacht haben. Von dem tollen Blick den es da eigentlich geben soll sehen wir so gar nichts, da es die komplette Zeit extrem nebelig ist. So nebelig, dass es Luise sogar tagsüber gruselig findet, da mit Jack rauszugehen. Der will bei solchem Wetter aber sowieso nicht so gerne raus. Da wir heute weder duschen, noch Windeln waschen noch sonst irgendwas tun, fühlt es sich zum ersten Mal nach richtiger Pause an.

Nachmittags um 2 😀

Luise kommt – das erste Mal in Italien – wieder richtig zum Schreiben, Christian kocht und kommt auch zum Sprachnachrichten hören und beantworten. Es schüttet den ganzen Tag und ist wahnsinnig gemütlich in unserem WoMo. Wir genießen die Pause sehr. Zum Mittag machen wir ein schnelles Fertig-Essen, da Luise gestern versehentlich die Avocado aufgegessen hat, die wir eigentlich für den heute geplanten Salat gebraucht hätten 😀 Naja, passiert und geht schneller.

Erste Gedanken über Corona in Italien

Als wir morgens die Nachrichten lesen, bekommen wir mit, dass in Italien bereits wieder erste Lockdowns im Gespräch sind. Unter anderem in Kampanien, einer Region, in die wir eigentlich fahren wollten. Na mal sehen.

Das erste Mal haben wir das Gefühl, dass Corona uns wirklich betreffen könnte. Die eine Frage ist, wie entspannt wir das Reisen selbst hinbekommen – inklusive einkaufen gehen und regelmäßig Wäsche waschen. Viele Campingplätze haben so schon geschlossen, weil Nebensaison ist. Die Frage ist, ob die verbleibenden ganzjährigen Campingplätze nun auch schließen werden? Dann müssten wir in jedem Fall auf Wegwerfwindeln umstellen, Wäschereien sind auf Dauer einfach zu teuer. Mit unseren Klamotten kommen wir eine ganze Weile hin. Mal sehen.

Die andere Frage ist natürlich, was für den Fall der Fälle passiert. Wenn sich jemand von uns infiziert und einen schweren Verlauf hat. Müssen wir uns diese Frage stellen? Die Wahrscheinlichkeit dafür ist selbst im Promillebereich nicht mehr gut lesbar dazustellen 😀

Wir entscheiden, erstmal unsere Reise fortzusetzen und behalten die Nachrichten im Blick. Wenn die Zahlen hier weiter explodieren fahren wir natürlich nach Hause, bis dahin wollen wir aber gerne weiterfahren. Luise fragt auch eine Mediziner-Freundin dazu – die würde das ebenso machen. Auch wenn wir es letztlich selbst entscheiden müssen – irgendwie beruhigend.

Ankunft in Cinque Terre

Wir machen uns also auf den Weg nach Monterosso. Nach einiger Recherche und Suche in Park4Night hat Luise hier den einzig wirklich sinnvollen Wohnmobil-Stellplatz in den 5 Dörfern der Cinque Terre gefunden. Teuer (25€ für 24h) und nicht schön, aber zum Städte angucken wird es wohl reichen.

Als wir ankommen, machen wir noch einen schönen Abendspaziergang. Wir schielen immermal auf die Restaurants, entscheiden dann aber, dass wir im Auto genug Essen haben. Außerdem wartet der „andere Kleine“ schon wieder alleine im Auto. Die Umgebung ist sehr schön, extrem touristisch und gleichzeitig fast ausgestorben – schön für uns, dass es so ruhig ist. Und uns fällt hier die besondere Situation auf, in der sich die Welt gerade befindet. Das kennen wir so aus Norwegen nicht, weil dort Corona fast keine Rolle gespielt hat und wir wenig in Städten waren. Spannend ist, wie das gefühlt die „Machtverhältnisse“ zwischen Touristen und Verkäufern umkehrt. Die Verkäufer sind alle sehr nett und zuvorkommend, hoffen verständlicherweise auf ein kleines bisschen Umsatz. Und Wahnsinn, was hier los sein muss, wenn Hochsaison und kein Corona ist.

Wanderung in Cinque Terre

Als wir in Cinque Terre aufwachen ist es eher bedeckt und fängt wenig später auch an zu regnen. Luise geht mit Jack eine kurze Hunderunde morgens um 7 an dem noch menschenleeren Strand – sehr schön! Super Voraussetzungen für Wanderung mit dem Regen und super, dass wir uns auf dem Weg hierher Zeit gelassen haben um auf gutes Wetter zu warten :D. Es klart dann aber doch noch auf und wir entscheiden, einfach loszulaufen.

Christian packt also Oskar in die Trage, das hat sich auf Wanderungen bewährt. Die Wanderung wird recht anstrengend und sehr schön. Und sie kostet 7,50€ pro Person! Das wussten wir vorher, trotzdem verrückt, fürs Wandern zu bezahlen. Es gibt echt viele Treppen, insgesamt sind es 270 Höhenmeter hoch und wieder runter. Unterwegs haben wir immer wieder mal richtig tolle Ausblicke und es ist relativ wenig los. Wir sind „von Auto zu Auto“ insgesamt 4 Stunden unterwegs, davon 2 Stunden Wanderung. Der Weg ist sehr schmal und da in Italien in der Öffentlichkeit Masken und Abstand vorgeschrieben sind, müssen wir uns immer ganz schön aus dem Weg gehen, wenn uns Leute entgegenkommen. Es ist super Wetter zum Wandern geworden, sonnig, aber nicht unendlich warm.

Wir wandern von unserem Parkplatz nach Monterosso und dann nach Vernazza. In Vernazza angekommen nehmen wir uns noch Zeit für eine Pizza, packen Oskar mal zum rumstrampeln auf eine Bank und Christian gönnt sich sogar ein Radler. Auf dem Weg zum Bahnhof genehmigen wir uns noch ein Eis und fahren dann die erschreckend kurze Bahnfahrt (4 Minuten oder so) wieder zurück nach Monterosso. Vom Bahnhof Monterosso zum Auto sind es nur 5 Minuten und das ist auch gut so, da es mittlerweile in Strömen regnet. Christian geht noch eine kurze Runde mit Jack, der im Auto gewartet hat. Danach machen wir eine sehr kurze Pause und fahren relativ zügig weiter, um innerhalb der 24h bei der Parkplatzgebühr zu bleiben. 

Zwei doofe Stellplätze nacheinander…

Der nächste Campingplatz Camping Aqua Dolce ist etwas nördlich von Cinque Terre. Eigentlich hatten wir ihn als 2-Nächte-Stellplatz ausgesucht, dann wären 20 Minuten Umweg auch ok gewesen. Wir haben diesen Campingplatz ausgewählt, weil hier laut Website viel Wert auf Bio und Nachhaltigkeit gelegt wird. Allerdings funktioniert WLAN nicht (es ist Sonntag, Tatort!), Duschen ist doof weil die Räume sehr kalt sind und weil man ständig wieder draufdrücken muss damit das Wasser weiterläuft. Außerdem wird alles nass, da es nur wenig Platz zum Aufhängen von Kleidung und Handtüchern gibt. Eine Waschmaschine soll 6€ kosten für 40 Minuten! Machen wir trotzdem, wir müssen ja. Die Windeln riechen hinterher immernoch nach Pipi. Zahlen wir nicht. Den Trockner auch nicht, weil wir nach 2 Trockner-Durchgängen immernoch im Auto trocknen müssen. Das ist diesmal aber ganz ok, weil Christian in unserer zu Hause-Pause eine neue Trockenkonstruktion gebaut hat, mit der wir nun entspannt hinten über dem Bett trocknen können. Auch während der Fahrt. Insgesamt kostet der Campingplatz knapp 32€ inklusive einer Art Kurtaxe. Für rumstehen in der Nebensaison und doof duschen ohne Internet ist das eigentlich zu viel. Und was hier jetzt mehr Bio sein soll als auf anderen Campingplätzen ist uns auch nicht klar. 

Camping Aqua Dolce

Am nächsten Morgen fahren wir schon kurz nach 10 los, bis 11 muss man hier auch auschecken, was wir sehr zeitig sind. Aber dank Zeitumstellung und mit Baby sind wir eh kurz nach 6 wach, da bekommen wir das gut hin.

Unsere Weiterfahrt führt uns zu einem Bauernhof mit Restaurant, wo man wohl kostenlos stehen und auch gut Essen kann. Sagt zumindest Park4Night. Montags hat das Restaurant zwar zu, wir überlegen aber sowieso einen Pausentag zu machen wenn es da nett ist.

Als wir ankommen treffen wir – niemanden. Den ganzen Tag ist niemand auf dem Gelände, komisch. Es ist Montag, vielleicht haben sie Ruhetag. Unter der angegebenen Telefonnummer erreichen wir niemanden. Im Dunkeln ist es auch ein bisschen gruselig. Wir bleiben aber trotzdem stehen, zum Weiterfahren sind wir zu kaputt und es gibt nicht wirklich andere gute Stellplätze in der Nähe.

Am nächsten Tag sind zwar Menschen da, die aber nicht so motiviert sind mit uns in Kontakt zu treten. Es scheint sie aber nicht zu stören, dass wir übernachtet haben. Trotzdem fühlt es sich ein bisschen dreist an, deswegen entscheiden wir bald weiterzufahren.

Unterschiedliches Reisen in Norwegen und Italien

Wir sprechen darüber, wie sich das Reisen in Norwegen und Italien unterscheidet. Wobei das sehr diplomatisch ausgedrückt ist, eigentlich sprechen wir darüber, warum Italien für uns gerade zwar schön, aber doch deutlich anstrengender ist als Norwegen.

Eine Erkenntnis ist, dass Norwegen irgendwie entspannter war mit „jeder Zeit für sich“, weil man viel leichter rausgehen konnte. An den meisten Stellplatzen war es so weitläufig und unbewohntes Gebiet, dass man gut unbeobachtet rumlaufen konnte. Hier in Italien ist entweder doofes Wetter und/oder wir stehen irgendwo auf einem Bauernhof, wo man auch nicht ganz so entspannt rumlaufen kann. Der Sonnenuntergang, der mittlerweile kurz nach 17 Uhr ist tut natürlich sein Übriges. In Norwegen sind wir häufig abends um 8 noch zu einer Abendwanderung aufgebrochen.

Von VE-Stationen und Campingplatz-Preisen sind wir auch einfach verwöhnt. Stationen gab es in Norwegen sehr gepflegt an jeder Ecke, in Italien gibt es sie weniger und sie sind oft sehr alt und funktionieren nur zum Teil. In Norwegen haben wir für Campingplätze während der Hauptsaison oft nur 20€ am Tag gezahlt. In Italien sind es in der Nebensaison meistens über 30€. Wenn man so lange unterwegs ist wie wir es gerade sind, summiert es sich einfach. 

Außerdem ging es in Norwegen immer lange eine Straße entlang und es war streckenweise so wenig Verkehr, dass Christian gut auch während des Fahrens Sprachnachrichten hören und beantworten konnte. Das ist in Italien nahezu unmöglich, einfach zu viel los und die Italiener fahren auch wie die Berserker… Dafür ist es in Italien deutlich leichter und viel günstiger, auswärts zu essen, was ja auch entspannt, wenn wir nicht immer kochen müssen. Und es gibt erschwingliche Bio-Produkte zu kaufen, das ist auch schön. Wir müssen uns einfach noch ein bisschen an den neuen Reisemodus gewöhnen und uns neu sortieren.

Trotzdem schwant uns, dass für unsere Bedürfnisse nach Ruhe mit Kind und altem Hund Norwegen einfacher war. Dafür ist es hier in Italien wärmer 😀

Stadtbesichtigung nächster Teil – Lucca

Wir kommen als nächstes in Lucca an und fahren auf einen der wenigen Parkplätze, bei denen in der Bewertung in Park4Night nicht stand, dass relativ regelmäßig eingebrochen wird. Wir müssen auf 2 Parkplätzen parken, die Parkbuchten sind hier eher für Fiat Puntos gemacht. Dafür ist es kostenlos und die Solarzelle steht in der Sonne. Geht auch alles gut.

Luise hat Oskar im Tragetuch – das ist in Italien offenbar nicht sehr verbreitet. Wir werden immer wieder angeguckt, angelächelt und durchaus auch angesprochen. Vor allem Frauen finden das furchtbar niedlich.

Wir machen erste ein längere Runde oben auf der begrünten Stadtmauer mit Jack und bringen ihn dann zurück ins Auto. Beinahe-Absturz inklusive 😀 Von Stadtbesichtigung hat der Hund einfach nicht so viel. laufen zur Piazza Anfiteatro, einem runden und ganz hübschen Platz mitten in der Stadt. Es ist wieder spannend, zu dieser Jahreszeit und während Corona unterwegs zu sein. Es hat nur ungefähr ein Drittel der Geschäfte geöffnet. Liegt das an der Nebensaison oder an Corona? Wahrscheinlich beides. Auch schön, dass es so ruhig ist, wir haben uns an Maske tragen gewöhnt und treffen nur sehr wenige andere Touris. Und wir haben das erste Mal das Gefühl in einer „richtigen“ italienischen Stadt zu sein, die nicht nur wegen des Tourismus existiert. Wir kaufen Brot bei einem kleinen Bäcker – das ist ganz ok. Besser als das Toastbrot der letzten Tage. In einem Touri-Laden wollten wir eigentlich Nudeln kaufen, finden darin aber eine Motte und kleine Fliegen. Hier kaufen wir wohl nichts, sagen es dem Besitzer aber wenigstens. Das Eis in der einzigen Gelateria spricht uns nicht an, außerdem wird es langsam kühl.

Die Piazza Anfiteatro in Lucca

Wir wollen noch einen Turm hoch, das geht aber nur nach voriger Anmeldung. Außerdem wurden die Öffnungszeiten gekürzt, der schließt auch gerade. Das ist schade, passt aber im Nachhinein ganz gut, da wir so ein gutes Timing mit Oskar abgepasst haben.

Danach laufen wir noch zum Dom, auf dem Weg essen wir eine Kleinigkeit in einem Bistro, was so medium lecker schmeckt. Essen unterwegs hat sich vor allem Luise hier in Italien einfacher vorgestellt. Auch das liegt aber vielleicht an Corona.

Die Kirche begucken wir, sie ist asymmetrisch angelegt mit einem großen Platz davor. Sehr imposant für eine so kleine Stadt. Es ist wieder viel aus Marmor, hübsche Türen, Italien halt 😀 Christian macht noch ein paar schöne Fotos, danach laufen wir zügig im Dunkeln zurück zum Auto.

Gerade als wir im Auto sind fängt es an zu regnen, das haben wir wohl wieder gut abgepasst. Wir stillen, wickeln und Essen eine Kleinigkeit im Auto, danach fahren wir die nur 20 Minuten zum nächsten Stellplatz auf dem Weg nach Pisa. Vernünftige Campingplätze haben gerade nicht mehr offen und auch sonst gibt es wenig Auswahl, deswegen stehen wir ausnahmsweise frei. Auf dem Weg aus Lucca raus halten wir noch an einem Brunnen neben einer Kirche, um unsere Trinkwasserkanister aufzufüllen.

Tourikram in Italien geht weiter – wir gucken Pisa an 😀

Wir werden geweckt durch vorbeifahrende Autos und klappernde Autotüren – es ist Jagdbeginn. Was in Norwegen das Angeln, ist in Italien das Jagen. Nur, dass das Angeln sehr viel leiser vonstatten geht und sich für Spaziergänger nicht so gefährlich anfühlt.

Wir machen das Auto schonmal langsam abfahrfertig und wollen dann noch eine kurze Runde spazieren gehen. Direkt nebenan ist ein Bergkamm, von dem die Aussicht wohl noch ein bisschen toller ist. Und in der Tat – der Turm ist schon zu sehen. Wir sind eine knappe Stunde unterwegs und wollen dann langsam los.

Wir fahren noch tanken – es gibt hier einen Tankwart?! Keine Ahnung, ob wir dem eigentlich Trinkgeld geben sollten. Wir wollen ja eigentlich keinen Tankwart. Dafür ist der Sprit hier richtig günstig. Bis zum Ende unserer Italienreise werden wir nicht so ganz richtig verstehen, wie das mit dem Tanken hier gedacht ist… vor allem Christian stresst das immer wieder, da es auch sehr unterschiedlich zu sein scheint.

In Pisa angekommen fahren wir zuerst zu einem „Naturasi“ – einer Biomarktkette. Luise hatte in einer Italien-Facebookgruppe nachgefragt, wo man Bio-Zeug kaufen kann. Dort haben wir den Tipp bekommen. Preislich ist das eher ein Reformhaus, wir lassen reichlich 100€ da. Wir waren aber auch komplett „leer“. Wir dürfen mit dem Einkaufskorb zum Auto fahren, so viele Beutel hätten wir auch fast nicht mitnehmen können. Und ja, wir waren auch ein bisschen mit Hunger einkaufen und sind einfach sehr froh gewesen, endlich wieder „unsere“ Produkte kaufen zu können. Die sehr nette Verkäuferin gibt uns als Dankeschön für den großen Einkauf noch ein Stückchen typisch toskanische Kastanienkuchen mit. Den probieren wir erst abends, er schmeckt uns beiden aber leider überhaupt gar nicht.

Dann fahren wir weiter zu einem Parkplatz den wir wieder in Park4Night gefunden haben. In Pisa herrscht, wie in vielen italienischen Städten, das Problem, dass ohne Ende WoMos aufgebrochen werden. Ein Problem was wir aus Norwegen und Schweden eher nicht kennen. Deswegen suchen wir uns bewusst einen Bezahl-Parkplatz, der hinter einer Tankstelle liegt. Dort sagt uns der junge Mann, dass wir mit einem Wohnmobil dort nicht parken dürfen (die letzte Bewertung auf Park4Night ist von Anfang Oktober, das kann also fast nicht sein) und beschreibt uns einen kostenlosen Parkplatz, auf den wir stattdessen fahren können. Aus Park4Night wissen wir, dass auf dem bekanntermaßen regelmäßig eingebrochen wird… Ob er dafür Geld bekommt? Der Gedanke liegt in Italien nah. Und Karl sieht ja auch einfach sehr schick aus. Nehmen wir es mal als Kompliment. Auf den benannten Parkplatz fahren wir natürlich nicht, Luise sucht schnell einen anderen Bezahl-Parkplatz raus. 5 Minuten zu Fuß vom Turm. Dort angekommen stehen vor allem viele Deutsche – Leipzig, Dresden, Mittweida 😀 Wir machen Oskar und uns Ausgeh-Fertig und richten uns auf eine Stadtbesichtigung ein.

Wir sind wirklich ziemlich nah am Turm und sehr schnell hingelaufen. Es ist ein bisschen unspektakulär, vor allem für Luise. Hingehen, Turm angucken, auf dem Gelände stehen noch zwei andere weiße Gebäude. Eine Kathedrale und eine Baptei oder so, alles in Marmor-weiß. Sonst ist hier nicht viel. Der eigentliche Stadtkern von Pisa scheint etwas entfernt zu sein, auf jeden Fall sind hier ausschließlich Touris.

Der schiefe Turm ist schon auch irgendwie beeindruckend und immerhin das größte geneigte Gebäude der Welt. Und er steht da schon seit 1000 Jahren. Vor allem Christian beeindruckt das durchaus. Auf dem Gelände rumlaufen kann man kostenlos. Es zieht uns auch weder in die Gebäude noch auf den Turm, ist auch alles nicht ganz günstig mit 18€ pro Person (nur für den Turm). Wir machen ein paar Bilder, sehen uns um und dann wird uns auch langsam kalt. Wir gehen zurück zu Karl, stillen und wickeln Oskar und fahren weiter in Richtung Nachtstellplatz, der auch gleichzeitig unser Gammeltag-Stellplatz werden soll für mindestens 2 Nächte. Wir brauchen Pause.

Pausentage in Vinci

Der nächste Wohnmobil-Stellplatz ist in Vinci, was eher Zufall ist. Tatsächlich ist es die Geburtsstadt vom alten Leonardo. Ungefähr so alt mutet auch die VE-Station an, Christian leert abends im Dunkeln dankenswerterweise noch unser Klo.

Hier werden wir insgesamt 3 Nächte bleiben, weil wir einfach ganz schön kaputt sind. So kaputt, dass uns am ersten Tag auch die Energie füreinander fehlt und wir uns ganz schön zoffen. Naja, gehört dazu. Wir raufen uns zu einer gemeinsamen und sehr schönen Abendrunde zusammen.

Abendspaziergang in Vinci

In den Tagen machen wir auch einen kurzen Ausflug zu Fuß ins Städtchen Vinci, gehen dort in eine Gelateria und direkt nebenan in einen Laden für lokale Produkte. Der lebt mit Sicherheit auch von Touristen, wirkt aber noch relativ authentisch.

Wir machen noch Reiseplanung für die nächsten Tage und sich uns unsicher, ob wir nach Florenz wollen. So, wie wir gerade reisen – mit Hund, Baby und Wohnmobil – erscheint uns ein Ausflug in eine so große Stadt nicht gerade einfach. Wir werden sehen.

Wir müssen außerdem mal wieder waschen – diesmal nicht nur Oskars Buchsen sondern auch mal wieder unsere Klamotten. Hier in Vinci haben wir auf unserer kurzen Besichtigung einen Waschsalon mit 18kg Maschinen (!) für 5€ entdeckt. Machen wir morgen früh einfach, 2 Maschinen und einmal Trockner, den Rest hängen wir wieder im Auto auf. Warum? Die Campingplätze sind entweder wahnsinnig teuer und/oder geschlossen. Die weit verbreiteten Agricampeggios muss man immer anschreiben, ob die eine Waschmaschine haben und wenn ja, was die kostet. Auch nervig, da dann länger auf Antwort zu warten. Na gut. Wir werden also „einzeln“ Stellen suchen zum Waschen, Trinkwasser nachfüllen und so.

Luise denkt nochmal über Florenz nach. Es soll eine der schönsten Städte Italiens sein und wenn wir heute Abend nicht weiter müssen, weil wir Waschen und Wasser auf dem Weg machen – nicht doch Florenz anschauen? Es soll um die 15 Grad werden und bedeckt. Nicht super, aber gut für eine Stadtbesichtigung. Wir werden sehen.

Unser kurzes Intermezzo in Florenz

Nach dem Ende der Wasch-Orgie in Vinci fahren wir los in Richtung Florenz, bis dahin ist es eine Stunde. 

Um die Mittagszeit sind wir dann auf unserem avisierten Parkplatz in Florenz und merken, dass uns das an Stadt-Stress eigentlich beiden schon reicht. Es war für Christian wahnsinnig anstrengend im Großstadt-Verkehr hier her zu fahren. Auch, weil hier die Motorraddichte schlagartig zugenommen hat. Luise findet ihrerseits die vielen Leute, Geräusche und so auch jetzt schon nervig. Wir machen uns erstmal Mittagessen – Nudeln. Für mehr haben wir gerade keinen Nerv. Und dann? Wir steigen aus, von unserem Stellplatz aus haben wir einen prima Blick über Florenz. Eigentlich reicht uns das. Wir laufen noch kurz zu einer Gelateria und essen ziemlich leckeres Eis. Auf dem Rückweg zu Karl kauft Luise einer Frau noch ein paar schöne Ohrringe ab – echte Blüten, die in irgendeine Chemie eingelegt und damit konserviert werden. Sehr schön und eine sympathische Handwerkerin hier vor Ort unterstützt. Danach fahren wir weiter. Man kann sagen, wir waren in Florenz 😀 Es scheint einfach keine Stadt, die mit Hund, Baby und Wohnmobil sonderlich geeignet wäre. Vielleicht eines Tages nochmal in Ruhe.

Beweisfoto mit Florenz im Hintergrund 😀

Das mag vor allem Luise an uns – dass wir nicht auf Teufel komm raus eine Stadt angucken, weil wir nunmal eben schon da sind und uns damit stressen. Wir gucken einfach immer wieder, was und wie lange sich stimmig anfühlt und entscheiden dann gegebenenfalls neu.

Pi-ti-gli-a-no – Oskars Lieblingswort für ein paar Tage 😀

Mit einem Zwischenstopp sind wir von Florenz über Siena nach Pitigliano gefahren. Wir sind beeindruckt von der Toskana, es ist richtig, richtig schön hier. Wie im Bilderbuch häufig. Da wir in Oskars erster Schlafphase losgekommen sind, sind wir schon kurz vor 10 in Pitigliano. Als erstes fahren wir zu einem Parkplatz an einer Kirche direkt gegenüber der Altstadt von Pitigliano. Von hier hat man einen richtig schönen Blick. Das rechte Bild passiert übrigens, wenn Luise versucht ein Selfie zu machen 😀

Später fahren wir noch rüber auf einen kostenpflichtigen Parkplatz näher an der Altstadt, wir wollen uns diese besondere Stadt schon auch gerne noch von „innen“ anschauen.

Wir machen noch Mittagspause auf dem Grünstreifen direkt vor unserem Parkplatz und mit Blick auf Pitigliano.

Oskar ist mit gucken beschäftigt und wir können fast ungestört Mittagessen und uns unterhalten. Wieder fällt uns auf, wie kinderfreundlich die Italiener sind, mehrfach schauen uns Leute an und finden Oskar offenbar total niedlich. Ist er ja auch 😀 Wenn wir Pi-ti-gli-a-no in Silben betont sagen, freut er sich immer sehr und lacht ganz laut… Elternglück 🙂

Dann gehen wir los. Pitigliano ist wirklich ein hübsches und sehr sehenswertes Städtchen. Wir machen ein paar schöne Bilder, der Kleine schläft im Tuch. Auf dem Rückweg wird er langsam wach, wir gönnen uns trotzdem noch ein Eis. Der Eis-Mensch baut den Turm auf Luises Waffel so hoch, dass er selbst es nicht mehr unter Kontrolle bekommt und es wegwerfen muss, für einen zweiten Versuch. Als auch der nur so halb gelingt lässt Luise sich zusätzlich einen kleinen Becher dazu geben, wo erstmal ungefähr die Hälfte des Eises hineinwandert. Wir versuchen immer auf genau 5€ zu kommen, damit wir in Corona-Zeiten kein fremdes Geld anfassen müssen. Vor allem wenn es so leicht fällt wie bei Eis 😀 Naja, jedenfalls geht der Trend bei Luise also zum „Zweiteis“ mit Waffel und Becher. Wir gehen zu einem nahegelegenen Aussichtspunkt, wo wir auch eine ganze Weile alleine sind und essen da in Ruhe unser Eis. Oskar wird aber immer unruhiger, sodass wir entscheiden bald zurückzulaufen. Kurze Zeit später sind wir wieder am Auto.

Als wir Pitigliano in Richtung unseres Nachstellplatzes verlassen ist es halb 6. Wir haben uns noch eine ganze Weile abwechselnd den wirklich wunderbaren Sonnenuntergang angeschaut.

„Die sterbende Stadt“ Civita di Bagnoregio

Als nächstes fahren wir weiter auf einen Wohnmobil-Stellplatz nahe Civita di Bagnoregio, das wollen wir auch gerne anschauen. Der Stellplatz kostet nur 12€ pro Nacht inklusive VE und WLAN und ist in der Tat ganz schön. Mit Park direkt nebenan ist mit Hund praktisch und es ist kaum ein Mensch unterwegs. Hier bleiben wir wieder 2 Nächte, wir können mal wieder Pause brauchen. Im Übrigen mit einer unfassbar leckeren und günstigen Pizzeria nebenan. Es wird die beste Pizza bleiben, die wir in Italien gegessen haben. Für 2 Pizzen und ein Tiramisu  zahlen wir 15€ – inklusive Trinkgeld.

Unser „Pausenstellplatz“ nahe Civita di Bagnoregio

Nach einem Pausentag fahren wir die wenigen Meter zu Civita di Bagnoregio. Der Felsen auf dem die Stadt steht bröckelt nach und nach ab, deswegen heißt sie „die sterbende Stadt“. Ausgestorben ist sie auch, das liegt aber eher an Corona.

Hier fühlt es sich das erste Mal vor allem für Luise komisch an, solche touristischen Dinge zu machen, während Corona wütet. Wir haben mittlerweile ausgefeilte Hygienekonzepte für unsere täglichen Routinen, allem voran dem Einkaufen. Wir nutzen Einweghandschuhe, gucken wie wir die Dinge verräumen, sodass derjenige der einkaufen war danach im Auto nichts anfassen muss und sowas. Und wir nutzen Dusche und Toilette nur noch bei uns im Auto und nicht mehr „auswärts“. Und trotzdem bleibt je nachdem wo wir sind ein flaues Gefühl im Magen. Andererseits ist das die einzige Möglichkeit für uns, mit nur einem Kind so entspannt und über einen längeren Zeitraum zu Reisen. Sind wir bereit das herzugeben? Im Moment noch nicht. Luise bespricht sich regelmäßig mit einer Mediziner-Freundin zu Hause, die würde das auch so machen wie wir. Die Dinge im Blick behalten, aufs Bauchgefühl hören und dann immer wieder neu entscheiden.

Jedenfalls zahlen wir die Parkgebühr und laufen über die recht imposante Brücke hinüber zur Stadt. Leer ist es hier und ein bisschen gruselig, über die Außenmauern zu schauen. Meist geht es tatsächlich fast senkrecht hinunter. Und viele Außenmauern scheinen auch jünger zu sein als die restliche Bausubstanz, was darauf hindeutet, dass sie schonmal ersetzt werden mussten. An einigen Stellen führen außerhalb der Außenmauern Wendeltreppen nach unten ins nichts, hier scheint früher mal was gewesen zu sein, was schon abgebrochen ist. Naja, wir gehen lieber nicht zu weit vor 😀

Wir schlendern ein bisschen durch die leeren Gassen mit ihren ebenso leeren Gassen und Restaurants. Im Moment scheinen sich hier wirklich fast nur Einheimische zu befinden. Wir besuchen noch einen privaten Garten und kaufen im Gegenzug Nudeln und Honig. Der ist wirklich sehr schön und es entsteht eines von Luises Lieblingsbildern in diesem Urlaub.

Garten in Civita

Danach machen wir uns langsam auf den Rückweg, wir wollen in 2 Etappen zur Amalfiküste fahren, müssen noch Einkaufen und wollen ein bisschen Strecke schaffen.

Vielleicht das Highlight unserer Italien-Reise? Die Amalfiküste

Mit einem Zwischenstopp erreichen wir die Amalfiküste. Und sind nach 2 Tagen fahren wieder ganz schön platt. Luise versucht, einen schönen Campingplatz oder Stellplatz zu finden, der vielleicht unter 30€ kostet. Das dauert eine Weile und ist gar nicht so einfach. Letztlich landen wir im Camping Beata Solitudo. Ein einfacher, süßer Campingplatz mit sehr netten Betreibern für 21,50€ am Tag, inklusive dieser „Kurtaxe“ oder was die da immer berechnen. Waschmaschine gibt’s auch, super.

Als wir ankommen ist vor allem Christian vollkommen im Eimer. Die Italiener fahren wie die Verrückten, die Straßen sind eng und kurvig und wir haben ein 6m langes, über 3m hohes und 2m breites Auto. Es gab mehr als einen Beinahe-Unfall – verständlicherweise ist das echt anstrengend. Da Christian hinten schlecht wird sitzt Luise bei Oskar, auch wenn das die „klassische“ Mama – Baby und Papa – Autofahren-Verteilung ist. Sie passt im Moment einfach am besten zu uns und ist insgesamt am entspanntesten. Wir haben es andersrum schon versucht 😀 

Camping Beata Solitudo. Nette Niederländer neben uns, auch mit Baby 🙂

Wir machen wieder einmal erst einen Tag Pause auf dem Campingplatz, bevor wir die Amalfiküste nach und nach angucken wollen.

Erster Stopp auf dem (nicht existenten) Sommerfeldtschen Reiseplan ist der „Weg der Götter“, der Path oft he Gods. Wir fahren nach Bomerano auf einen kostenlosen Parkplatz, wo wir Karl für die Dauer der Wanderung stehen lassen und gehen los.

Schon in der ersten Kurve haben wir einen sehr schönen Blick und überhaupt ist es eine schöne Wanderung. Die Wege sind relativ einfach, wenn Jack auch hier und da getragen werden muss, wenn viele Stufen kommen. Wir werden vom Startpunkt nur so weit laufen wie wir wollen und dann umkehren, da die gesamte Wanderung anderthalb bis zwei Stunden dauert und der letzte Abschnitt eigentlich nur noch aus Treppen besteht. Den sparen wir uns 😀 Das hatten wir in Cinque Terre schon, was aber auch sehr schön war.

Wir laufen bis zu einem Aussichtpunkt, der bei etwas 40% der Strecke liegt und laufen dann wieder zurück. Unsere niederländischen Nachbarn haben einen deutlich ausgefuchsteren Plan für diese Wanderung. Sie haben sich extra ein Auto gemietet, der Vater wird mit dem Fahrrad im Auto ans Ende fahren, mit dem Rad auf der „Bundesstraße“ zurückkommen und dann wollen sie zu dritt vom Campingplatz aus loslaufen (was nochmal ein Stück weiter ist), um dann mit dem Auto zurückzufahren. Ob sie das so umgesetzt haben werden wir wahrscheinlich nicht mehr erfahren. 

Am nächsten Tag schauen wir Sorrento an. Naja, zumindest versuchen wir das. Wir wollten eigentlich den Hund mit in den Stadtpark nehmen, ihn dann zurück zum Auto bringen und nochmal losgehen. Der Stadtpark hat aber Öffnungszeiten und ist leider gerade geschlossen, weswegen wir ihn die komplette Runde mitnehmen. Mit einem schwerhörigen und fast blinden 14jährigen Hundeopa ist das immer so eine Sache. Und es wird auch einigermaßen stressig.

Auf dem Weg zum Auto kommen wir ein einer Pasticcheria vorbei, einer Art Konditorei. Die machen hier aber keine Torten, sondern allerlei leckeren Kleinkram. Ohne zu wissen was die Dinge genau sind, kaufen wir nach Optik und lassen uns wenig später im Auto sehr positiv überraschen. Christian ist seine Kleinigkeiten gleich auf, Luise lässt sich noch was für abends übrig. Komisch, normalerweise ist es umgekehrt 😀

Unsere „Beute“ aus der Pasticceria in Sorrento

Auch auf dieser Runde bewundern wir mal wieder die italienisches Fahrkünste. Mit Autos, die fast genauso breit sind wie die enge Gasse durch die sie fahren, brettern die Italiener in einem Heidentempo durch.

Positano, Praiano, Amalfi und Ravello

Zugegeben laufen wir nur in Positano und Ravello etwas herum. Mit einem Wohnmobil sind diese Städte einfach echt nicht so super 😀 Dank Corona können wir trotzdem mitten in der Stadt zumindest kurz halten und gehen in Positano runter zu einem gar nicht so sauberen Kiesstrand. Zugegeben, die Stadt sieht hübsch aus, aber von der „Perle der Amalfiküste“ hatten wir uns mehr versprochen. Wir gehen wieder zum Auto mit einem Gefühl, das wichtigste gesehen zu haben.

Durch Praiano fahren wir durch. Das Städtchen sieht nett aus, aber so richtig halten können und wollen wir hier nicht. Auf Amalfi bietet sich ein richtig schöner Blick, wenn man von Westen kommt und um die letzte Kurve vor der Stadt fährt.

In Ravello hatten wir einen ganz wunderbaren Tag und sind froh, in der Stadt die am wenigsten Prestige hat (und im Moment auch die wenigsten Touristen hatte) mehr Zeit investiert zu haben. Es war wundervoll hier. Erst waren wir uns nicht sicher, ob wir den Fußweg zur Villa Cimbrone wirklich machen wollen um ein paar Gärten anzuschauen. Wir waren dann aber doch sehr, sehr froh, dass wir das gemacht haben. 

Davon abgesehen merken wir beide, dass es zwar schön ist hin und wieder eine Stadt anzugucken, aber insgesamt knapp eine Woche an der Amalfi-Küste reicht uns jetzt auch erstmal wieder an überwiegend städtischem Umfeld.

Als nächstes ist uns wieder nach Pause und – das erste Mal in Italien – nach Sonne, Strand und Meer. Wir fahren noch am selben Abend nach Kampanien auf einen Campingplatz, den wir mal wieder in Park4Night gefunden haben. 

Vom Reisen zum Urlaub in Kampanien

Dort angekommen ist es schon fast 8 und mal wieder sind wir alle 4 ziemlich kaputt. Die Pizzeria auf dem Campingplatz hat dankenswerterweise offen, sodass wir uns um unsere Abendverpflegung keine Gedanken machen müssen. Angekommen sein fühlt sich heute besonders gut an. Auch, weil wir hier voll versorgt sind und einen Moment bleiben wollen. Eigentlich wollten wir noch weiter an die Ostküste nach Apulien, aber wir müssen die Corona-Entwicklungen abwarten. Die Gerüchteküche brodelt.

Wir sind ziemlich schnell in einem Urlaubs-Modus. Es hat uns unfassbar entspannt, nicht mehr das Gefühl zu haben, ständig weiter zu wollen. Hier noch eine Stadt angucken, da noch eine schöne Route fahren oder da einen tollen Stellplatz finden. All das gab es plötzlich nicht mehr. Wir haben das erste Mal seit langem wieder mit Oskar draußen auf der Picknickdecke gegessen, haben dort zusammen rumgekullert, haben viele Strandspaziergänge gemacht und uns die ein oder andere Pizza schmecken lassen. Ohne einen Gedanken an „morgen“ oder den folgenden Reiseplan. Wir haben immer wieder für uns geschaut, ob es sich noch stimmig anfühlt, zu bleiben und wann wir Lust haben, wieder nach Hause zu fahren. Wir sind so richtig in einem Urlaub angekommen. Dank Corona – wie so oft in diesem Sommer eher zu unserem Vorteil. Vielleicht ist es das, was man „im Hier und Jetzt“ nennt?

Wir haben Zeit, mal wieder in Ruhe Tatort zu schauen, uns mit ein paar Baby-Themen zu beschäftigen, Beikost-Zeit beginnt ja auch langsam. Und auch wir können mal wieder über unsere Paar-Themen sprechen, hören beispielsweise einen Podcast über Mental Load und tauschen uns darüber aus. Wir sprechen beispielsweise auch darüber, was wir als Erkenntnisse aus dieser Zeit im Wohnmobil mitnehmen. Dazu wird es auch noch einen separaten Artikel geben. Schön, dass wir das alles auch einfach mit Oskar machen können.

Oskars ersten Zahn entdecken wir auch in dieser Zeit, er hat sich bisher nicht (oder nur sehr wenig) anders verhalten als sonst, deswegen ist das schon eine Überraschung. Eines Abends hat Luise Oskar im Tuch, weil er sich schwer tat in den Schlaf zu finden und schaukelt mit ihm am Strand – er ist binnen Minuten weggeschlummert. Solche und noch viel mehr Erinnerungen verbinden wir nun mit diesem Ort.

Und ja, der „Nachteil“ ist, dass wir in der Zeit nicht so viel Neues erlebt haben und die Tage in unserer Erinnerung sehr stark verschwimmen. Die Zeit fühlt sich im Nachhinein fast genauso lange an wie 2 oder 3 Tage an einem Stellplatz. Aber es war mal entspannt. Und wahrscheinlich geht es letztlich – wie immer – um einen guten Mittelweg. Deswegen werden wir nicht gleich All-Inclusive-Urlauber.

Diese klare Unterscheidung von Reisen und Urlaub hatten wir beide so vorher nicht. Einen weiteren Artikel zum Thema „Erkenntnisse“ unserer Reise wird es geben und ich verlinke ihn hier, sobald er da ist.

Auf dem (entspannten) Rückweg

Wir entscheiden, dass uns Corona doch langsam zu stark wird hier in Italien, seit ein paar Tagen ist auch Kampanien „rot“, sodass wir den Campingplatz nicht mehr verlassen dürfen (was wir ohnehin nicht gemacht haben, außer einmal zum Einkaufen). Die letzten Tage war wenig kommen und gehen unter den Campern, sodass wir uns recht sicher gefühlt haben.

Nun ist es aber doch Zeit und das Wetter soll hier auch schlechter werden. Außerdem haben wir dann noch etwas Zeit zu Hause, wir müssen schließlich in Quarantäne und Christian muss vor Weihnachten noch kurz wieder arbeiten. So können wir in Ruhe ankommen und uns mit den Rückweg so viel Zeit lassen, wie wir eben wollen und brauchen.

Wir fahren zwischen 250km und 450km am Tag – was mit einem knapp 7 Monate alten Oskar durchaus manchmal recht anstrengend ist. Aber wir haben ja Zeit. Wir machen alle anderthalb Stunden ungefähr eine Pause, Essen selbst was, geben ihm Zeit zum kullern und krabbeln und leergucken, auch draußen. Das haben wir unterwegs gelernt – darauf zu achten, dass es uns allen vieren gut geht und niemand unter „Strecke machen“ leiden muss. Alles in allem verläuft der Rückweg deutlich entspannter als von Norwegen, was vielleicht auch daran liegt, dass wir diesmal keinen Termindruck haben. Und Oskar auch schon wieder fast 2 Monate älter ist.

Die erste Etappe führt uns nach Anagni auf einen Wohnmobilstellplatz. Hier kommen wir aber eigentlich nur abends an und fahren direkt in Oskars erster Schlafphase wieder. Nach 3 Tagen Fahrt wollen wir nochmal auf dem Agricampeggio vom Beginn unserer Reise einen Pausentag einlegen.

Dort angekommen merken wir langsam, dass wieder eher mitteleuropäisches Wetter ist. Es ist so kalt – nachts -3 Grad laut Wetterbericht – dass es die Heizung nur über Strom gar nicht schafft, das Auto morgens recht zügig zu erwärmen. Wir müssen kurz auf Diesel umstellen, damit es erstmal warm wird, die Stromheizung kann dann immerhin die Wärme halten.

So richtig Pause ist eigentlich erst, wenn wir drei Nächte an einem Ort bleiben. Am ersten Tag haben wir immer so viel zu tun – Ver- und Entsorgung, beide duschen, Wäsche waschen plus Hund und Baby bei Laune halten und uns selbst versorgen – dass „Pausentag“ sehr relativ ist. Nennen wir es einen Nicht-fahr-Tag. Und schön ist es hier wieder, wir merken wie entspannt es ist, weil wir uns schon auskennen und nicht alles neu ist. Als wir abends schlafen gehen ist noch gar nicht klar, wie und wann wir weiterfahren. Fahren wir in Oskars erster Schlafphase oder später? Oder morgen noch gar nicht und bleiben noch einen Tag hier? Es ist schön, diese Flexibilität zu haben und auch wirklich zu nutzen.

Wir fühlen uns ziemlich fit und ausgeschlafen am nächsten Tag, sodass wir entscheiden, direkt wieder morgens loszufahren. Und wir fahren auch den ganzen Weg bis nach Deutschland durch – am 24.11., genau einen Monat vor Weihnachten und 5 Wochen, nachdem wir aus Österreich über die italienische Grenze gefahren waren 🙂 Wir sind ungefähr 2 Wochen eher als geplant wieder zurück, aber die werden uns gut tun. Wir kommen in Ruhe an, auch als Familie. Denn so richtig Alltag mit Oskar zu Hause hatten wir bisher noch gar nicht. Der beginnt dafür jetzt 🙂

Wenn dich interessiert, was wir an Erkenntnissen mitnehmen in unseren „neuen, alten“ Alltag zu Hause gibt es hier einen Artikel dazu: Von 8qm zurück auf 80qm – 12 Erkenntnisse nach einem halben Jahr im Wohnmobil

Was denkst du darüber? Habt ihr auch ein Wohnmobil und wart damit schonmal länger unterwegs? Was habt ihr an Gegenständen, die ihr nicht mehr missen wollt? Habt ihr Erfahrungen, an denen ihr mich und uns teilhaben lassen möchtet? Ich bin sehr gespannt auf deine Meinung, entweder in den Kommentaren oder an luise@zeitgeistich.de! Und wenn du den Artikel magst – spread the love and share the happiness (auf Facebook, X oder wo du sonst bist). Ich danke dir von Herzen.

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